Die von manchen beabsichtigte
Übertragung der
Krone vonJerusalem
[* 5] an Bohemund wurde unmöglich, weil dieser im
Sommer 1100 in einer
Schlacht gegen den
Emir von
Siwas in feindliche Gefangenschaft geriet, aus der er sich erst nach drei
Jahren
loskaufen konnte. Er ging 1104 nach einer vergeblichen
Unternehmung gegen
Harrân nach
Europa,
[* 6] um neue
Truppen zu sammeln, und
wandte sich dann nach
Epirus gegen
KaiserAlexios, der sich ihm sehr feindselig bewiesen hatte. Indessen
mußte er 1108 die Belagerung von
Durazzo aufgeben und einen ungünstigen
Frieden schließen.
Ehe er dies wieder gutmachen konnte,
starb er im März 1111.
3) Bohemund III., Fürst von Antiochia, Sohn Konstanzens, der Tochter des vorigen aus ihrer Ehe mit dem Grafen von
Poitou, übernahm 1163 die Regierung, ein schwacher Fürst, verstieß seine Gemahlin Theodora, um seine Buhlerin Sibylla neben
sich auf den Thron
[* 8] zu erheben. Dafür belegte der Klerus von Antiochia sein Land mit dem Interdikt, und so ward Antiochia der
Schauplatz innerer Fehden. Bohemund mußte mit Saladin einen schimpflichen Frieden schließen, um sich im Besitz
seiner Scheingewalt zu halten, und starb 1201. - Bohemund IV. (1201-33) und Bohemund V. (gest.
1251) waren höchst unbedeutende Fürsten. Unter Bohemund VI. endlich ward Antiochia von den Mamelucken erobert und damit
dem christlichen Fürstentum in Syrien ein Ende gemacht.
Fürsten von Antiochia. Bohemund I.,ältester Sohn des normann. Fürsten Robert Guiscard (s. d.), Herzogs von Apulien,
geb. um 1065, zeichnete sich schon in den Kriegen seines Vaters gegen den byzant. KaiserAlexios I.von 1081 bis 1085 aus.
Nach seines VatersTode (1085) ward er durch die Ränke seiner Stiefmutter vom väterlichen Throne ausgeschlossen; erst nach
vierjährigem Kampfe setzte er es durch, daß ihm Tarent als besonderes Fürstentum überlassen blieb.
Bei dem ersten Kreuzzug spielte er eine hervorragende Rolle. An dem Siege bei Doryläum in Phrygien war
Bohemund vorzugsweise beteiligt; auch führte er den Vortrab des Heers über den Taurus und nach Syrien, und die Eroberung von Antiochia
im Sommer 1098 war hauptsächlich ihm zu verdanken. Bohemund blieb zunächst in Antiochia, das ihm als eigenes
Fürstentum übertragen worden war. Nur mit der größten Anstrengung vermochte er seinen vielen Feinden zu widerstehen; 4 Jahre
brachte er in feindlicher Gefangenschaft zu, und nach der Befreiung mehr als je von den Saracenen bedrängt, suchte er 1104 in
Europa Unterstützung.
Während er seinen Vetter Tankred zur Verteidigung seines Reichs zurückließ, ging er selbst nach Frankreich,
verheiratete sich dort mit König Philipps I. Tochter, Konstanze, sammelte ein Heer und führte dasselbe nach Griechenland.
[* 9] Dort belagerte er im Herbst 1108 Durazzo, wurde aber gezwungen, mit dem KaiserAlexios Frieden zu schließen und Griechenland
zu verlassen. Er wandte sich nun nach Italien, um neue Streitkräfte zu sammeln, starb aber daselbst 1111. -
Bohemund II., Sohn des vorigen, war noch unmündig, als sein Vater starb.
Das Fürstentum Antiochia verwaltete noch immer Tankred mit Redlichkeit und Klugheit, und nach dessen Tode (1112) Roger von
Salerno. Dem letztern gingen staatsmännische Tugenden in dem Maße ab, daß das Fürstentum den Mohammedanern
(1119) hätte erliegen müssen, wenn nicht König Balduin II. von Jerusalem zur Hilfe herbeigeeilt wäre und durch eine Reihe
gefahrvoller Feldzüge die Unabhängigkeit von Antiochia aufrecht erhalten hätte. Bohemund selbst trat 1126 die Regierung an und
leistete Balduin kräftigen Beistand gegen die unaufhörlichen Angriffe der Mohammedaner. Aber schon 1130 fiel
er auf dem Schlachtfelde.
Bohemund III., Enkel des vorigen, übernahm 1163 die Regierung. Kurz darauf fiel er in die Gefangenschaft des Atabeken
Nureddin von Syrien, und nur König Amalrich vonJerusalem hinderte die Einnahme von Antiochia durch Nureddin. Bohemund ward bald gegen
Erlegung eines bedeutenden Lösegeldes freigelassen. Er regierte aber so kraftlos und machte sich durch
seine Ausschweifungen so verhaßt, daß
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zuerst die Geistlichkeit, dann auch viele seiner Vasallen ihm feindlich gegenübertraten und sein Reich der Schauplatz blutiger
innerer Kämpfe ward. Er starb 1201. - Bohemund IV. (1201-33) und V. (gest. 1251) waren
unbedeutende Fürsten. - Bohemund VI. endlich war nicht im stande, den Sturz seines Reichs abzuwenden. Am ward
Antiochia von den Mamluken unter Baibars (Bibars) erobert. Bohemund starb als Fürst von Tripolis 1274. - Bohemund VII., sein Nachfolger,
starb kinderlos 1287. Nach seinem Tode brach ein Erbfolgestreit aus, während dessen mit der Einnahme von Tripolis 1289 und
Akka 1291 dem christl. Fürstentums in Syrien ein Ende gemacht wurde.