eine dualistische, den Paulicianern und Katharern verwandte Sekte der griechischen Kirche in Thrakien und Bulgarien.
Der Name (slawisch Gottesfreunde) scheint von einem thrakischen Popen Bogomil im 10. Jahrh. herzurühren. Der byzantinische
Kaiser Alexander Komnenos verfolgte sie grausam und ließ 1118 ihr Oberhaupt Basilius auf dem Scheiterhaufen
verbrennen. Dennoch erhielten sie sich im byzantinischen Reich. Die Bogomilen waren insofern Dualisten, als sie zwei Söhne des Einen
Gottes, Satanael und Jesus, annahmen.
Jener empörte sich und schuf sich eine eigne Welt, darin den Menschen, dem aber Gott selbst die Seele, die gut ist, einhauchte.
Um diese von der Macht Satanaels zu erlösen, sandte Gott Jesus, welcher jetzt unter den Menschen vertreten
wird durch den aus Gott emanierten Heiligen Geist. Die Bogomilen verwerfen Taufe und Abendmahl. Von der Heiligen Schrift nehmen sie nur
das Neue Testament, die Propheten und Psalmen an. Ein Zusammenhang der Bogomilen mit frühern gnostischen Sekten
ist unverkennbar.
Vgl. Engelhardt, Kirchengeschichtliche Abhandlungen (Erlang. 1832);
A. Lombard, Pauliciens, Bulgares et Bons hommes
(Genf
1879).
Bogomili, Bogumilen, auch Babunen, eine dualistisch-manichäische Sekte in Thracien, Macedonien und Bulgarien,
so benannt nach ihrem Stifter, besser Reformator, dem bulgar. Priester Bogomil in der ersten Hälfte der Regierung des bulgar.
Zaren Peter zwischen 927 und 950. Seine Lehre ist uns bekannt aus einer gegen die Bogomilen gerichteten, von einem
sonst unbekannten bulgar. orthodoxen Priester Cosmas gegen Ende desselben Jahrhunderts verfaßten slaw. Streitschrift. Diese
Lehre verbreitete sich unter den bulgar. Slawen Macedoniens, wo die bogomilische Gemeinde unter den Dragovitschen, einem alten
slaw. Stamme, berühmt geworden ist. Ferner verbreiteten sich die Bogomilen nach Serbien, wo sie aber am Ende
des folgenden
mehr
213 Jahrhunderts vom ersten Nemanjiden Stefan teils ausgerottet, teils ausgewiesen wurden. Zu dieser Zeit findet man in Bosnien
und etwas später in benachbarten Gegenden Dalmatiens und Kroatiens zahlreiche Anhänger dieser Sekte, die in lat. Quellen unter
dem Namen Patarener vorkommen, sich aber selbst schlechthin Christiani und ihre Gemeinde Bosnische Kirche nannten.
Die Sekte fand großen Anklang unter den Großen, ja selbst am königl. Hofe Bosniens. Die Kreuzzüge, die Ungarn gegen die bosn.
Patarener führte, konnten die Verbreitung der Sekte nicht verhindern; erst die türk. Eroberung (1463) stellte ihr einen
Damm entgegen, indem die Patarener, insbesondere der Adel, massenweise zum Islam übertraten. Die Lehre der
und Patarener war einfach: ausgehend vom dualistischen Standpunkte behaupteten sie, daß nicht Gott, als das höchste gute
Wesen, sondern das Böse die sichtbare Welt erschaffen habe. Die Bogomilen gehörten jedoch zu den mildern Dualisten, indem sie lehrten,
daß das Böse durch Abfall von Gott, dem guten Princip, entstanden sei.
Ihre Lehre war weit entfernt von der phantastischen Theosophie der Manichäer und griech. Paulicianer. Daher trachteten sie ihre
Dogmatik der christlichen anzupassen und gaben sich für Monotheisten aus, welche auch an die Trinität glaubten. In betreff
der Person des Erlösers huldigten sie dem Doketismus: Christus habe nur durch seine Lehre die Menschheit
erlöst, daher verwarfen sie auch die Sakramente. Der Organismus der Gemeinde und der Gottesdienst waren ebenfalls höchst
einfach.
Ein Teil des bosn.-patarenischen Rituals in einer Handschrift des bosn. Patareners Radoslav ist in neuerer Zeit aufgefunden
worden («Starine» XIV). Es entspricht vollständig dem von Cunitz
(1853) herausgegebenen katharischen Rituale. Die und Patarener verwarfen von der Bibel das Alte Testament, mit Ausnahme der
Psalmen. Nebst den neutestamentlichen Büchern waren einige Apokryphen im Gebrauche. Der Bogomilismus ist verwandt einerseits
dem orient. Paulicianismus, aber einfacher in der Lehre, dem Organismus und Gottesdienste, andererseits dem abendländ.
Katharismus. Es scheint, daß sich diese Sekte von der Balkanhalbinsel nach Italien und Südfrankreich
ausgebreitet hat. Dahin deutet namentlich die Organisation der italischen Patarener nach dem «Ordo de Bulgaria» und «Ordode Drugutia» (Dragovitia). –
Vgl. Rački, Bogomili i Patareni («Rad» VII, VIII, X, Agram 1870);
Döllinger, Beiträge zur
Sektengeschichte des Mittelalters (Münch. 1890);
Rački hat auch slaw. und lat. Quellen über.sie veröffentlicht.