[* 3] in der
Geometrie ein Teil einer krummen
Linie, besonders einer Kreislinie. Derselbe ist stets größer als die
seine Endpunkte verbindende gerade
Linie oder
Sehne. Über den Kreisbogen vgl.
Kreis.
[* 4]
In der
Baukunst
[* 5] bezeichnet Bogen meist die
Linie, nach welcher ein Überbau ausgeführt wird. Man unterscheidet
den Bogenscheitel als den höchsten, den Bogenfuß als den tiefsten und den Bogenschenkel als den mittlern, zwischen beiden
gelegenen Teil des Bogens. Steinerne Bogen werden gewölbt, hölzerne meist aus gebogenen
Bohlen oder
Balken, selten aus krumm
behauenen
Balken gebildet. Bogen aus
Gußeisen werden meist aus einzelnen unter sich verschraubten
Platten,
solche aus
Walzeisen meist aus einzelnen unter sich vernieteten Blechplatten und Profileisen zusammengesetzt.
Bei den gewölbten Bogen (Mauerbogen) unterscheidet man den an deren
Fuß befindlichen Bogenkämpfer, welcher dem schrägen,
nach außen gerichteten
Druck des Bogens zu widerstehen hat, und den an dessen
Scheitel befindlichen Bogenschluß oder
den
Schlußstein, durch welchen die beiden
Schenkel des Bogens zu Einem Gewölbebogen verbunden werden. Erhalten die
Brücken
[* 6] steinerne, hölzerne oder eiserne Bogen zur Unterstützung ihrer Brückenbahn von unten, so nennt man sie Bogenbrücken
und die Überbaue ihrer einzelnen Öffnungen Brückenbogen.
Nach
Ort und
Zweck sind die Bogen Tragbogen, wenn sie zur Unterstützung einer
Last dienen;
Gratbogen, wenn sie durch erhabene
Kanten von sich durchsetzenden
Gewölben, z. B. von Kreuzgewölben,
Schildbogen, wenn sie durch den
Schnitt von
Gewölben und lotrechten
Mauern, z. B. den Umfangsmauern, gebildet
werden;
(s. Tafel »Kölner
[* 10] Dom
[* 11] II«,
[* 3]
Fig. 4 u. 8), einseitig ansteigen und höhern
Pfeilern zur Stütze dienen, und Erd- oder Grundbogen, wenn sie einzelne Gebäudepfeiler zu verbinden und dadurch deren Belastung
auf eine größere Fläche des Baugrundes zu verteilen haben. Man unterscheidet als Hauptbogenformen zunächst Rundbogen und
Spitzbogen. Die Rundbogen werden entweder so konstruiert, daß die Bogenlinie von einem und demselben Mittelpunkt
aus, oder so, daß sie in ihren einzelnen Stücken von mehreren (3-11) Mittelpunkten aus beschrieben wird. Im ersten Fall entsteht
entweder ein Zirkelbogen (voller, römischer Bogen, Fig. 1), wenn ein voller Halbkreis, oder ein Stichbogen
[* 3]
(Fig. 2 u. 3),
wenn ein kleinerer Bogen gewählt wird, wobei man wieder den flachen
[* 3]
(Fig. 2) und hohen Stichbogen
[* 3]
(Fig. 3) unterscheidet; im zweiten Fall ein Korbbogen
[* 3]
(Fig. 6), welcher aus drei oder mehreren Teilen eines Kreisbogens mit
ab- oder zunehmenden Durchmessern gebildet und, wie in
[* 3]
Fig. 6, 7 und 8, verschieden konstruiert
wird; den letztern verwandt ist der elliptische Bogen. Ein Spitzbogen
[* 3]
(Fig. 4 u. 5) entsteht, wenn ein gebrochener Bogen gewählt
wird, wobei man den flachen
[* 3]
(Fig. 4), worin e h kleiner als e f, höchstens e g - e f, und erhöhten Spitzbogen
[* 3]
(Fig. 5) unterscheidet.
Nähert sich die Bogenlinie so sehr der Geraden, daß auf die Bogenformen nur aus der Richtung der Steinfugen
zu schließen ist, so heißt der Bogen scheitrecht
[* 3]
(Fig. 15).
Nach der Verschiedenheit der Wölbungslinie werden unterschieden: der unterhöhte (flache, gedrückte) Bogen, dessen
Höhe, d. h. der Abstand des Scheitels von der Grundlinie, weniger als die Hälfte der Weite, und der überhöhte
(gestelzte, gebürstete) Bogen, dessen Höhe mehr als die Hälfte der Weite
beträgt. Andre Bogen sind der Kettenbogen, welcher nach
der Linie einer an beiden Enden aufgehängten Kette gebildet ist, der gedrückte Spitzbogen (Tudorbogen,
[* 3]
Fig. 9), der einhüftige
Bogen (Fig. 10 u. 11), der maurische Hufeisen- und Kielbogen
[* 3]
(Fig. 12 u. 18), von denen jener ein über die
Halbkreislinie fortgeführter nach unten sich wieder verengernder Rundbogen, dieser eine Art Spitzbogen mit in doppelter Krümmung
ausgeschweiften Schenkeln, und der Hufeisenspitzbogen
[* 3]
(Fig. 14), welcher ein sich nach unten verengernder Spitzbogen ist. Letztere
beiden Bogenformen haben weniger konstruktive als ornamentale Bedeutung. An Treppenbauten kommt der aufsteigende
Bogen (Fig. 10 u. 11) in Anwendung; beim abschüssigen Bogen sind
die Widerlager von ungleicher Höhe; beim verschobenen Bogen endlich bildet die innere Fläche mit der äußern einen schiefen
Winkel.
[* 12] Bei Brückengewölben mit gerade abgeglichener, entweder von beiden Seiten nach der Mitte
steigender oder wagerechter Brückenbahn entsteht als Gleichgewichtskurve der Klinoidenbogen, der am Scheitel flach abgerundet
ist, und dessen Schenkel nach dem Bogenfuß hin eine fast gerade Form und eine stets mehr oder minder geneigte, aber nie lotrechte
Lage annehmen. Der Spitzbogen entsteht, indem man aus den Endpunkten e und f
[* 3]
(Fig. 4) der Widerlager mit
einem Radius, welcher größer ist als die halbe Entfernung zwischen beiden genannten Punkten, Kreise
[* 13] beschreibt, welche einander
schneiden müssen, ehe jeder die Größe eines Viertelkreises erreicht hat. Der Spitzbogen besteht demnach aus zwei Kreissegmenten
von beliebig großen Radien und kann zu beliebiger Steilheit emporgeführt werden. Der Spitzbogen hat
in formeller Beziehung vor dem Rundbogen den Vorzug,
¶
Bogen - Bogenflügel
* 14 Seite 3.126.
mehr
daß man mittels desselben verschiedene Dimensionen in gleicher Höhe überspannen kann, indem man ihn bei kleinern steiler,
bei größern flacher konstruiert. Auch für die ästhetische Ausbildung der architektonischen Formen sind die Bogen von höchster
Wichtigkeit, indem sie den einzelnen seit der Bekanntschaft mit dem Wölben entstandenen Stilen ein verschiedenes Gepräge
geben. So zeigen die Gewölbebauten des römischen, altchristlichen und romanischen Stils sowie deren verschiedene Ausläufer
im Morgen- und Abendland vorwiegend den Rundbogen, während diejenigen des gotischen Stils und seine Ausläufer im Süden und Norden
[* 15] vorzugsweise den Spitzbogen zur Anwendung bringen. Zusammengesetzte Bogen verschiedener Baustile zeigen die Figuren 12-29, worunter
der in
[* 14]
Fig. 15 dargestellte vermittelte scheitrechte Bogen der modernen,
der Kielbogen
[* 14]
(Fig. 18) der maurischen, der Karniesbogen
[* 14]
(Fig. 17) der
zopfigen, der Sternbogen
[* 14]
(Fig. 16 u. 20) sowie Kragsturzbogen
[* 14]
(Fig.
19) der gotischen Architektur angehören. Die in
[* 14]
Fig. 21, 22 und 23 dargestellten Kleebogen haben vorzugsweise
in dem romanischen, die in
[* 14]
Fig. 24-29 dargestellten Nasenbogen besonders in
dem gotischen Stil Anwendung gefunden, und zwar gehört der in
[* 14]
Fig. 28 dargestellte Nasenbogen der besten,
der in
[* 14]
Fig. 13 u. 29 enthaltene sogen.
Eselsrückenbogen der bereits ausgearteten Periode dieses Stils an.
[* 3] In der Notenschrift unterscheidet man zunächst den zwei auf derselben Stufe unmittelbar
aufeinander folgende Noten verbindenden Bogen, welcher andeutet, daß die zweite dieser beiden Noten nicht von neuem angeschlagen,
sondern, mit der ersten ununterbrochen fortklingend, zusammengezogen werden soll (Haltebogen). Ein Bogen über oder
unter Noten auf verschiedenen Stufen zeigt an, daß diese Noten legato vorgetragen, d. h. streng miteinander verbunden oder
geschleift, werden sollen (Bindebogen, Legatobogen).
Ein Bogen über oder unter Noten, die zugleich das Zeichen des Staccato haben, bedeutet, daß diese Töne nicht gebunden, aber
auch nicht abgestoßen, sondern ziemlich lang gehalten und nur leicht abgesetzt werden sollen (non legato, Halbstaccato,
Portament). Die Notierung für Streichinstrumente überspannt die Noten mit einem Bogen, welche mit demselben
Bogenstrich gespielt werden sollen (s. Bogenführung); diese Bogen enden meist mit dem Taktstrich oder der Takthälfte, und es
ist anzunehmen, daß die große Zahl sinnwidriger Bogen der Klaviermusik darauf zurückzuführen ist, daß die Komponisten gewohnheitsmäßig
die Bogen setzten wie für Streichinstrumente. Neuerdings ist man bestrebt, den Bogen zugleich als Zeichen der
motivischen Gliederung anzuwenden (Phrasierungsbogen).
Als musikalisches Instrument bedeutet Bogen (ital. Arco, franz. Archet) dasjenige Werkzeug, mit dem die Saiten der Geigeninstrumente
gespielt werden; dasselbe ist aus sehr hartem Holz
[* 16] (Schlangenholz,
Brasilienholz, Pernambukholz) gefertigt, mit Pferdehaaren
bezogen, die mittels eines Gewindes am Griffende (Frosch)
[* 17] straffer gezogen werden können und vor dem
Spiel mit Kolophonium bestrichen werden. Die Vorschriften »a punto d'arco« (mit
der Bogenspitze) und »am Frosch« fordern jene ein besonders leichtes, diese ein hartes Spiel. Endlich heißen auch die Einsatzstücke
für die Schallröhre der Wald- und Ventilhörner, welche den Stimmungston verändern, so daß aus einem
F-Horn ein B-Horn gemacht werden kann etc.
[* 3] eine Waffe, mit welcher Pfeile abgeschossen werden. Sie ist aus elastischen Stoffen, aus Ahorn- oder Eibenholz,
Fischbein, Horn, zwei Antilopenhörnern (Griechen,
[* 14]
Fig. 1), mehr oder minder halbmondförmig gefertigt,
zwischen den beiden Enden ist eine Sehne aus Pflanzenfasern oder Tiersehnen (Bogensehne) straff ausgespannt.
Unter den alten Völkern haben sich die Thraker, Kreter, Kureten, Parther, Numidier und Skythen
[* 14]
(Fig. 2), unter den neuern die
Engländer als Bogenschützen (Bogner) ausgezeichnet.
Bei den Griechen waren die Bogenschützen nie geachtet, sie führten daher, wie die Römer,
[* 18] nicht selbst den Bogen, sondern bedienten
sich hierzu der Hilfstruppen. Da Mohammed den Gebrauch des Bogens zur Religionspflicht erhob, so waren Türken,
Perser und Araber vorzügliche Bogenschützen. Wie der Bogen bei allen Völkern auf den ersten Kulturstufen eine Hauptwaffe ist,
so ist er es noch jetzt bei den Völkern Inneramerikas, Afrikas und Ozeaniens. Im Mittelalter waren die englischen Bogenschützen
sehr berühmt; ihr Bogen war 1,8, der deutsche 1,2, der italienische
1,5 m lang, erstere beiden vorzugsweise aus Eibenholz, letzterer aus Stahl gefertigt. Der Pfeil, aus Eschen- oder Tannenholz,
war bis 0,9 m lang und dessen Spitze nicht nur bei manchen Wilden, sondern auch häufig bei europäischen Völkern vergiftet.
Der an der rechten Schulter oder am Gürtel
[* 19] getragene Köcher
[* 14]
(Fig. 3 u. 4) enthielt 12-14 Pfeile, die bis 200 Schritt
noch von tödlicher Wirkung waren. Armbrust
[* 20] und Feuerwaffen verdrängten den Bogen, der aber, z. B. in England, noch bis Ende des 17. Jahrh.
im Gebrauch blieb; vgl. Archers. Über prähistorische Bogen s. Moorfunde.
Marktflecken in Niederbayern, am linken Ufer der Donau, nordöstlich von Straubing,
[* 21] Sitz eines Bezirksamtes und
eines Amtsgerichts, mit besuchten Viehmärkten und (1880) 1401 Einw.;
große Ziegelei im nahen Bogenberg.
Die Pfarrkirche auf dem Bogenberg enthält ein steinernes Marienbild, zu dem eifrig gewallfahrtet
wird. Bogen war ehedem Sitz der Grafen von Bogen, welche 1242 ausstarben, worauf die Grafschaft mit Unterviechtach,
Milterfels und Deggendorf an Bayern
[* 22] fiel.
Ich will dir den Bogen aus deiner linken Hand schlagen,
Ezech. 39, 3. Ich habe mir Juda gespannet zum Bogen,
Sach. 9, 13. Ein weiß Pferd, und der darauf saß, hatte einen Bogen,
Offenb. 6, 2.
In der Baukunst die Teile, welche Thüren, Fenster, Nischen oder Pfeiler und Säulen im Innern und Aeußern
in krummer Linie überspannen und die Wölbung des Innern bestimmen. Den höchsten Punkt des Bogens nennt
man Bogenscheitel, die beiden tiefsten Bogenfüße. Die Entfernung zwischen den beiden Bogenfüßen heißt die «Bogenspannung».
Beim gewölbten d. h. aus einzelnen Teilen,
¶
mehr
Wölbsteinen, zusammengesetzten Bogen heißen die beiden tragenden Mauerstücke die «Widerlager», und deren oberste Teile,
auf denen die Bogenfüße ruhen, die Bogenkämpfer". Der mittelste Wölbstein, der also die Wölbung schließt, heißt der
Bogenschluß oder «Schlußstein». Die Innenfläche heißt Leibung, die Außenfläche Bogenrücken.
[* 3] in der Baukunst ein aus keilförmigen Steinen zusammengesetztes gebogenes StückMauerwerk, das auf zwei Stützen
ruht, den Raum zwischen diesen überdeckt und gewöhnlich noch zum Tragen darüber befindlicher Bauteile
bestimmt ist.
Für einen Bogen (Fig. 1) sind folgende Bezeichnungen üblich: die Mauerteile, auf denen der Bogen aufsitzt, heißen Kämpfer oder
Widerlager (K);
die untersten Steine des Bogen werden die Anfänger oder Füße (a) genannt.
Der oberste Stein,
welcher im Scheitel des Bogen sitzt, heißt Schlußstein (S). Die in der Mauerflucht sichtbare vordere Fläche des Bogen heißt
Stirn, Haupt oder Schild;
[* 28] seine äußere krumme Fläche wird Rücken oder äußere Leibung, seine innere krumme Fläche innere
Leibung benannt. Den Abstand (A) zwischen den Widerlagern bezeichnet man mit Spannweite, die Höhe (s)
des Scheitels über den Kämpferfugen mit Stich oder Pfeilhöhe. Die Stirnseite wird oft durch ein der Bogenlinie folgendes
Profil ausgezeichnet (s. Archivolte). Der Schlußstein ist meist größer als die andern Wölbsteine, oft auch besonders hervortretend
und mit Blattornamenten, Masken
[* 29] u. dgl. verziert. Auch die Kämpfer (s. d.) zeigen häufig architektonisch
durchgebildete Formen. Bisweilen wird der Bogen rein dekorativ als Blende (s. d.) verwendet. Bogen kommen oft in langen Reihen nebeneinander
vor und heißen dann Bogenreihen (Arkaden, s. d.).
Der Bogen bildet entweder einen Halbkreis (Rundbogen, s. Fig. 4), oder einen
Teil eines solchen (Stichbogen,
Flachbogen,
[* 27]
Fig. 6), oder eine halbe Ellipse
[* 30] (Korbbogen,
[* 27]
Fig. 3), oder besteht aus zwei, in einem Winkel zusammenstoßenden
Bogen (Spitzbogen,
[* 27]
Fig. 5), oder er zeigt die Form etwa eines Dreiviertelkreises (Hufeisenbogen,
[* 27]
Fig. 7). Tudorbogen ist ein gedrückter
Spitzbogen. Wird der Bogen über die Stützpunkte nach unten verlängert, so nennt man ihn gestelzt
[* 27]
(Fig. 8); ist diese Verlängerung
[* 31] eine einseitige, so heißt er steigender Bogen. Wird die
Spitze eine Spitzbogens nach oben schlank ausgezogen, so nennt man den Bogen Eselsbogen
[* 27]
(Fig. 9);
diesem ähnlich, nur gedrückter ist der persische Bogen oder Kielbogen
[* 27]
(Fig. 10). Scheitrechte
Bogen (Fig. 2) nennt man jene, deren Unterkanten eine wagerechte Linie
bilden.
Durch Besetzung der Innenlinie eines Bogen mit Vorsprüngen (Nasen) lassen sich mannigfache verzierte Formen bilden
[* 27]
(Fig. 11–14),
sodaß sich im ganzen über 50 verschieden benannte Bogen ergeben. – Der Bogen ist einer der wichtigsten
konstruktiven und künstlerischen Formen der Baukunst. Die Ägypter und Griechen kannten ihn, bildeten
aber noch vielfach seine Gestalt durch Auskragungen wagerechter Steinschichten, während doch das konzentrische Aufbauen der
Keilstücke für den Bogen charakteristisch ist.
Die Etrusker waren die ersten, die den Bogenbau systematisch durchführten. Zu hoher Vollendung und Durchbildung nach technischer
und künstlerischer Seite gelangte er bei den Römern, deren ganzes Bauwesen durch den Bogen beherrscht wurde.
Sie verwendeten ausschließlich den Rundbogen, der dann bis ins 12. Jahrh. die Herrschaft
sich erhielt. Nur die Mohammedaner zogen den Hufeisenbogen vor. Die Gotik führte den Spitzbogen ein, der bei ungleichen Spannweiten
doch zu gleicher Scheitelhöhe (durch schlankere Bildung) hinaufgeführt werden kann und somit eine freiere
Behandlung der Grundrißgestaltung ermöglicht.
Die Renaissance nahm den Rundbogen wieder an, verwendete ihn aber weniger streng als die Römer und das frühere Mittelalter.
Die künstlerisch weniger ausdrucksvolle Form des Stichbogens erscheint erst seit dem 18. Jahrh. öfter in der Architektur.
In der Spätgotik und im Barockstil suchte man verschiedene neue Bogenformen einzuführen, die aber meist
willkürlich gewählt sind und der Konstruktion zuwiderlaufen, daher auch bald wieder verworfen wurden.
[* 3] elektrischer, glänzende Lichterscheinung, welche, dem Funkenstrom bei der statischen
¶
mehr
Elektricität entsprechend, auftritt, wenn die Enden zweier Kohlenstäbe, die einen Teil der Strombahn bilden, um wenige Millimeter
voneinander entfernt werden. Der engl. Physiker Davy war der erste, der diese Erscheinung eingehend studierte (1812, «Elementsof chemical philosophy», S. 152), weshalb sie meist Davyscher Lichtbogen oder kurz DavyscherBogen genannt wird,
während aber auch die Bezeichnung Voltaischer Bogen gebraucht wird. Der Bogen selbst, von den glühenden Kohlepartikelchen
gebildet, die vorzugsweise von der sich kraterartig aushöhlenden positiven Kohle zur negativen hinüber gerissen werden,
trägt zum Lichte wenig bei; dieses wird vielmehr zu mehr als drei Vierteilen ausgestrahlt von der positiven Kohle, und
zwar speciell aus dem Innern des Kraters heraus, weshalb man für Beleuchtungszwccke gewöhnlich als positive Kohle die obere
wählt (s. beistehende
[* 32]
Figur).
Die Intensität dieses Lichtes ist, wie Foucault und Fizeau durch Vergleich der chem. Wirkungen beider gefunden haben, ungefähr
ein Drittel von derjenigen des Sonnenlichts und gegen 60mal so groß als die des ihnen zunächst stehenden
Drummondschen Kaltlichts. Zu etwas andern Zahlen gelangt man, wenn man, wie dies für Glühlicht
[* 33] von Thomson geschehen ist,
die pro Flächeneinheit ausgestrahlte Energie mit derjenigen vergleicht, die sich nach Messung des von der Erde aufgefangenen
Teils derselben als von der Sonne
[* 34] ausgestrahlt ergiebt.
Man erhält für ein Licht
[* 35] mittlerer Stärke
[* 36] ein Vierzehntel, und für ein sehr starkes, wie es etwa für Leuchtturmzwecke
gebraucht werden kann, ziemlich ein Viertel der letztern. Dieser Annäherung an die Sonnenenergie entsprechend ist auch die
Temperatur des und der Kohlen, namentlich die der positiven Elektrode, ganz außerordentlich doch; nach
Versuchen von Rosetti gegen 4000°, ein Umstand, der neuerdings zu einer Reihe anderer Anwendungen desselben als zu Beleuchtungszwecken
geführt hat. So ist in neuerer Zeit die Verwendung des Bogen für die Aluminiumdarstellung von großer Bedeutung
geworden (s. Aluminium). Auch zum Löten und Schweißen hat man den Bogen anzuwenden versucht, ohne freilich
nach dieser Richtung hin bereits bis zu einer lohnenden praktischen Anwendung gelangt zu sein. Doch dürfte auch dies nur
noch eine Frage der Zeit sein. (Näheres über die Verwendung des Bogen zur Beleuchtung
[* 37] s. Bogenlicht.)
[* 38]
[* 3] heißt in der Geometrie ein Teil einer krummen Linie. Der Bogen ist größer als seine Sehne,
d. h. als diejenige gerade Linie, welche die beiden Endpunkte des Bogen verbindet. Zwei
Kreisbogen, die zu gleichen Winkeln am Mittelpunkte gehören, sind ähnlich und stehen zu ihren Peripherien in gleichem Verhältnisse;
liegen sie aber in demselben Kreise oder in gleichen Kreisen, so sind sie gleich. Die Länge eines Kreisbogens
wird gefunden, wenn man die ganze Peripherie berechnet und denjenigen Teil derselben nimmt, den der Mittelpunktswinkel des
Bogen von 360° bildet, z. B. den fünften, wenn der Winkel 72° beträgt, drei Fünftel,
wenn der Winkel 216° beträgt u. s. w. (S.
Rektifikation.)
[* 3] bei Streichinstrumenten der dünne, elastische und gebogene Stab,
[* 39] mit dessen Bezug (s. d.)
man die Saiten der geigenartigen Instrumente anstreicht. Der Bogen, bei den Orientalen wahrscheinlich schon früher im Gebrauch,
kam erst nach dem 7. Jahrh. in Europa
[* 40] auf. (S. Streichinstrumente.) Seine früheste Gestalt war die eines Kreisabschnittes.
Erst allmählich gewann der Holzstab flachere Form. Ein Anziehen oder Lockern des an den dickern Enden
des Stabes befestigten Bezuges wurde erst durch die Anbringung eines verschiebbaren Holzstückchens, des sog. Frosches,
an dem man den untern Teil des Bezuges befestigte, ermöglicht.
Die jetzt gebräuchliche Form erhielt der Bogen durch François Tourte (1747–1835), der den Frosch mit dem Griffende
des Stockes durch eine Schraube verband, durch deren Drehung man den Bezug beliebig spannen kann. Die Güte
eines Bogen besteht vor allem in der Elasticität des Stabes (Pernambuk-Schlangenholz) bei größtmöglicher Festigkeit
[* 41] und Leichtigkeit.
Der Preis schwankt zwischen 1,50 und mehrern hundert Mark (z. B. für einen Bogen von Tourte), für gewöhnliche brauchbare
Bogen zwischen 12 und 20 M. Bezugsquellen z. B. Rich.
Weinhold in Dresden,
[* 42] AdolfKeßler in Markneukirchen. – Über den Bogen bei Blasinstrumenten s. Krummbogen.
wichtige Waffe für den Fernkampf, dient zum Abschießen der Pfeile, wird zu Jagd- und Kriegszwecken benutzt
und besteht aus einem elastischen festen, aus sehr verschiedenen Stoffen verfertigten Bügel und einer
die beiden Enden des in der Grundform in gespanntem Zustande halbmondartig gebogenen Bügels verbindenden Sehne aus Rinde,
Pflanzenfasern oder Tiersehnen. Die Verbreitung des Bogen ist heute noch eine sehr große. Den Mikronesiern fehlt er, aber nicht
allen Polynesiern.
Auf den Freundschaftsinseln dient er nur zum Schießen
[* 43] der Ratten, ist mannshoch, aus schöngeglättetem
festem Holze und mit starker gedrehter Sehne bezogen. Bei denMelanesiern ist er häufig, so auf den südl. Salomo-Inseln, auf
den Königin-Charlotte-Inseln, den NeuenHebriden, den Loyalitäts-Inseln, auf Neuguinea und zwar auf dieser Insel teilweise
von hoher Vollkommenheit, ebenso auf den Fidschi-Inseln, wo er aus zähem, schönem, dunkelbraunem Holze
besteht.
Bogen (Bezirksamt und
* 46 Seite 53.210.
Sehr einfach ist er auf Neucaledonien, wo er aus einem ½ bis 1 ½ m hohen gespaltenen Zweige eines zähen Holzes besteht
und gegen die Enden mit etwas Bast
[* 44] umwunden ist, um das Abrutschen der aus einem Lianenzweige gedrehten und in der Mitte
durch Umwindung mit einer Rinde verstärkten Sehne zu verhüten. Bei den Malaien östlich von Halmahera und ärmern und durchaus
oder zumeist nomadisierenden Stämmen treten die und neben ihnen das Blasrohr auf, besonders im Innern der Philippineninsel
Luzon. Weiter westlich erscheint eine asiat. Form, welche an den Mittelstückenden nach innen
und an den Bogenenden nach außen winklig gebogen ist. Auch in Afrika
[* 45] ist der in einer Reihe von Gebieten nicht zu finden.
Wo der Bogen hier vorkommt, ist er häufig den unterworfenen Völkern
¶
mehr
zugewiesen. Alle echt afrikanischen Bogen baben einfache Wölbung, im Gegensatz zu den asiatischen, bei denen sie häufig
eingedrückt ist. In China
[* 47] ist das Militär zum Teil mit Bogen bewaffnet. Bei den hyperboreischen Völkern der Alten Welt wird der
in der Regel aus Birkenholz oder aus Birke und Fichte
[* 48] hergestellt. Die Lappen umwinden ihre Bogen mit Birkenbast,
die Ostjaken überziehen dieselben mit gelbem Firnis. Zwischen Grönland und der Beringstraße bildet der Bogen noch immer eine
Hauptwaffe. Er ist meist kunstreich aus Knochen
[* 49] oder Holzstücken zusammengefügt, die Sehne ist aus tierischen Fasern gedreht.
Der größere Reichtum an Treibholz verursachte vermutlich, daß die Bogen der Westeskimo besser sind als
die der Grönländer. Die Bogen bestehen hier auch aus einem gebogenen Mittelstück und zwei geraden oder doch weniger
gebogenen Seitenstücken. Verstärkungen werden erzeugt durch Auflegen von Holz-, Knochen- und Fischbeinstücken. Die nordischen
Museen bewahren völlig aus Fischbein gefertigte Bogen auf. Die weiteste Verbreitung gewinnt der in Amerika,
[* 50] besonders in Südamerika.
[* 51] Im pacifischen Nordamerika
[* 52] stellt man ihn aus dem zähen Taxusholze her oder verstärkt ihn durch
Sehnen, die mit dem ausgezeichnetsten Leime befestigt werden.
Die nordamerikanischen Bogen weisen auch Ähnlichkeiten mit hyperboreischen Stücken auf. Von den westind. Völkern benutzen nur
die Kariben auf dem Ostrand Haitis und in der Osthälfte Portorikos Bogen. Mancher südamerikanische
Bogen ähnelt dem melanesischen, d. h. er ist sehr lang, bis 2 m, sauber geglättet
und von flachovalem Querschnitt. Einige Guayanastämme höhlen eine der Bogenflächen leicht aus. Die Indianer Südamerikas
benutzen zur Herstellung mit Vorliebe das Kernholz der Aïripalme, einer Bignonia, die Guayanesen das sog.
Letter-Holz (von Piratinera guianensisAubl.). Letzteres ist von schön bräunlicher Farbe, oft gelb gefleckt und besitzt den
Vorzug leichter Spaltbarkeit in der Längsachse.
Die Sehne besteht aus schön gedrehten Pflanzenschnüren. Von europ. Völkern besaßen die
Griechen und Römer Bogen, die aus zwei länglich gestreckten, durch eine Art Steg miteinander verbundenen
Hörnern bestanden, an deren beiden Enden die aus geflochtenem Pferdehaar oder aus Rindssehnen gedrehte Sehne befestigt war.
Bei den Griechen gab es noch eine zweite Form der Bogen, deren Enden nach innen gebogen einen Halbkreis bildeten. Eine dritte
Art war der scythische Bogen mit Schlangenwindung.
Außer den genannten führten von alten Völkern Bogen die Thraker, Kreter, Kureten, Parther und Numidier. Der
Bogen war die bevorzugte Waffe der Assyrer. Im Mittelalter erhob Mohammed den Gebrauch des Bogen zur religiösen
Pflicht, und so geschah die gewaltige Ausbreitung des Bogengebrauchs bei den Persern, Türken und Arabern. Die mittelalterlichen
Bogen des europ. Abendlandes waren in Größe und Konstruktion von denen des Altertums verschieden. Der englische Bogen maß fast 2 m,
der meist aus Stahl gefertigte italienische Bogen 1,5 m. In England und Deutschland
[* 53] fertigte man die Bogen meist aus dem zähen elastischen
Eibenholze. In England war der Bogen noch bis ins 17. Jahrh. im
Gebrauch, auf den Lofoten bis in das vorige. (S. Bogenschützen.)
Vgl. Ratzel, Die afrikanischen Bogen, ihre Verbreitung und Verwandtschaften
(in den «Abhandlungen der königl. Sächs. Gesellschaft der Wissenschaften», Lpz.
1891).