HansGeorg,
Musterzeichner und Schriftsteller, geb. zu
Jena,
[* 2] machte seine
Studien an der Kunstgewerbeschule
zu
Dresden,
[* 3] der Webschule in
Chemnitz
[* 4] und 1869-70 in
PariserAteliers, arbeitete in verschiedenen deutschen
Städten als Zeichner und unterhält jetzt in
Leipzig
[* 5] ein
Atelier für kunstgewerbliche Zeichnungen. Bötticher machte sich namentlich
verdient durch die stilvolle Anwendung des
Musters auf
Tapeten, indem er an
Stelle des Hellenismus und wilden
Naturalismus eine
dem
Stoff und der
Technik entsprechende Dekoration setzte. Ergab heraus: «Originalkompositionen zu Flachmustern»
(Dresd. 1876). hat sich auch als
Humorist einen
Namen gemacht, indem er «Absonderliche
Geschichten» (1878),
«Herrn Dietchens Erzählungen» und «Schnurrige
Kerle» (1890) herausgab. Von seinen
Jugendschriften sind «Das
ChinesischeBuch» (1889) und «Die Landpartie»
(1890) zu bemerken.
Karl, Archäolog, geb. zu Nordhausen,
[* 6] bildete sich daselbst im Feldmessen und in der
praktischen
Bauführung aus, bezog 1827 die
Berliner
[* 7]
Bauakademie und wurde 1834 von
Beuth zum
Lehrer an der Dessinateurschule
des Gewerbeinstituts ernannt. Nachdem er 1838 zum
Lehrer an der
Akademie der Künste, 1839 an derAllgemeinenBauschule ernannt worden war, verfaßte er sein Hauptwerk: «Die
Tektonik der Hellenen» (Potsd. 1844-52; 2. Aufl., 2 Bde.,
Berl. 1869-81). 1846 wurde Bötticher zum Professor, 1849 zum Mitglied der
Akademie der Künste ernannt, 1854 habilitierte er sich
an der
BerlinerUniversität, wurde in demselben Jahre Direktorialassistent bei der
Skulpturen- und Abgußsammlung
des
Berliner Museums, deren histor.
Anordnung und
Aufstellung von Bötticher herrührt, 1868 Direktor dieser Sammlung und trat 1876 in
den
Ruhestand. Er starb in
Berlin.
[* 8] Seine
ersten Werke waren «Die
Holzarchitektur des Mittelalters» (25
Blatt,
[* 9] Berl.
1835-41),
die «Dessinateurschule» (ebd. 1839) und die gegenL. Roß gerichtete
Schrift «Der
Hypäthraltempel» (Potsd. 1847). Auch verfaßte Bötticher eine interessante
Arbeit über den
«Baumkultus der Hellenen» (Berl. 1857). Im
Frühjahr 1862 unternahm Bötticher eine archäol. Forschungsreise nach
Athen,
[* 10] deren
Frucht der
«Bericht über die Untersuchungen auf der
Akropolis
[* 11] von
Athen» (Berl. 1863) ist. Einer
zweiten
Reise nach
Athen verdankt ein Werk über «Die
Thymele der
Athena-Nike auf der
Akropolis von
Athen» (Berl. 1880) sein Entstehen.
Eine
Biographie B.s schrieb seine Gattin, Clarissa
Lohde-Bötticher: Aus dem Leben
Karl B.s (Gotha
[* 12] 1890), die auch unter dem
Namen ihres ersten Gatten
(Lohde)
Romane, Novellen u.a. veröffentlichte.
Karl Heinr. von, Staatsmann, geb. in
Stettin,
[* 13] studierte in
Würzburg
[* 14] und
Berlin die
Rechte und wurde
1860-61 als Gerichtsassessor beim Kammergericht in
Berlin beschäftigt. Während der folgenden 3 Jahre arbeitete er als Justitiar
bei den Regierungen in
Gumbinnen,
[* 15]
Danzig,
[* 16]
Stralsund
[* 17] und
Potsdam
[* 18] und trat 1864 als Hilfsarbeiter in das preuß.
Handelsministerium; 1865 schied er aus dem
Staatsdienste, um ein Kommunalamt in
Stralsund zu übernehmen.
Von dort wurde er 1869 in das Ministerium des Innern berufen, wo er sich durch seine
Arbeitskraft und Geschäftsgewandtheit
auszeichnete und 1872 zum
Geh. Regierungsrat und vortragenden
Rat ernannt wurde. Trotzdem zog er vor, in
den praktischen Verwaltungsdienst zurückzukehren. Er ging 1873 als
Landdrost nach Hannover,
[* 19] 1876 als Regierungspräsident
nach
Schleswig
[* 20] und wurde 1878 von dem Wahlkreise
Apenrade-Flensburg in den
DeutschenReichstag gewählt. Hier schloß er sich
der gemäßigt konservativen Partei an und vertrat mit Eifer die Zollpolitik des Fürsten
Bismarck. 1879 wurde
Bötticher Oberpräsident von
Schleswig-Holstein,
[* 21] im Sept. 1880
Staatssekretär des Innern und preuß. Staatsminister und 1881
Stellvertreter
des Reichskanzlers. 1888 wurde er, nach Abgang des Ministers von Puttkamer, zum Vicepräsidenten des preuß.
Staatsministeriums ernannt. Seine Thätigkeit widmete er vorzugsweise dem Zustandekommen der socialpolit. Gesetzgebung
und setzte namentlich für das Invaliditäts- und Altersversicherungsgesetz von 1889 seine ganze Kraft
[* 22] ein. Ein Entlassungsgesuch B.s wurde im März 1892 vom
Kaiser abgelehnt.