Boers
(holländ., spr. buhrs,
d. i.
Bauern),
Buren,
die Bevölkerung Südafrikas von holländ. Abkunft in der
Kapkolonie,
im
Oranje-Freistaat und in
Transvaal
(Südafrikanische Republik).
[* 2] Die ersten Boers
waren 1652 von Java aus nach der Südspitze
Afrikas ausgewandert. Fern von dem großen
Weltverkehr, kaum berührt von der spärlichen Einwanderung
der Hugenotten 1687, konnten die Boers
ihre heimatliche
Sprache,
[* 3] ihre Eigenart fest bewahren und eine staunenerregende Widerstandskraft
gegen die Einflüsse gewinnen, welche seit 1795 die Engländer geltend machten.
Der Boer ist Großgrundbesitzer; er läßt alle Feldarbeiten durch die verächtlich und streng behandelten
Farbigen verrichten. Er verlangt für seine ungeheuern Herden von Rindvieh und Schafen weit ausgedehnte Ländereien; deshalb
verlassen die
Söhne kinderreicher Familien das elterliche Haus, um in der Ferne ein neues, Raum gewährendes
Heim zu gründen.
Der Boer kennt keine Bequemlichkeit, keinen Luxus, auch keine Gefahr; er ist sittlich fest und streng
religiös. In ganz Südafrika
[* 4] giebt es keine bessern Reiter und sicherern Schützen als die Boers.
Daß in den auch eine staatenbildende
Kraft
[* 5] und das
Talent für polit.
Thätigkeit steckt, das haben sie in der Gründung und
Entwicklung der beiden südafrik. Republiken bewiesen. Durch die
civilisatorische Einwirkung der Engländer traten allmählich Verschiedenheiten in der Lebensweise und auch in dem Charakter
der in getrennten Staatswesen lebenden ein. Weniger Starrheit, mehr persönliche Unterordnung unter die unbequemen Forderungen
größerer polit. Gebilde zeigen die Boers
der
Kapkolonie; einem hohen
Grade von
Bildung und Wohlhabenheit
begegnet man im
Oranje-Freistaate.
Am herbsten, ja oft auch am verstocktesten zeigt sich der Boer in
Transvaal gegenüber den gesteigerten Bedürfnissen und
Anforderungen der eingewanderten europ.
Bevölkerung.
[* 6]
Dem Boer fehlt industrielles Geschick und industrieller Unternehmungsgeist. Sehr charakteristisch erscheint, daß das Volk sowohl nördlich wie auch südlich vom Vaalfluß gegen die Erbauung von Eisenbahnen in ihren vorzüglich hierzu geeigneten Ländern sich so lange als möglich gesträubt hat. Erst die Mißgunst gegen Natal und der endlich erkannte eigene Vorteil drängten seit der Entdeckung der Goldfelder Transvaal dazu, den Bau einer Eisenbahn von Pretoria nach der Delagoabai energisch in die Hand [* 7] zu nehmen und die Fortführung der Bahn von Bloemfontein über den Vaalfluß zu genehmigen.
Die
Bahn wurde bis nach
Pretoria vollendet, und somit stehen jetzt
Transvaal und der
Oranje-Freistaat durch einen Schienenstrang
in
Verbindung mit der
Kapstadt
[* 8] und
Port Elizabeth.
Über die geschichtliche
Entwicklung der Boers
-Staaten s.
Natal,
Südafrikanische Republik
und
Oranje-Freistaat. –
Vgl. Theal, History of the Boers
; wanderings and wars from their leaving the
Cape
Colony to the acknowledgment of their independence (Lond. 1887);
Klössel, Die südafrik.
Republiken. Buren-Freistaaten. Geschichte und Land der Buren für Deutschlands [* 9] Export und Auswanderung u.s.w. (Lpz. 1888).