(spr. bur-),Hermann,
Mediziner, geb. zu Voorhout bei
Leiden,
[* 2] studierte seit 1682
Theologie und morgenländische
Sprachen, dann
Mathematik und seit 1690
Medizin, ward 1701
Lektor und
Repetent und 1709
Professor der
Medizin
und
Botanik zu
Leiden. Im J. 1714 erhielt er die klinische Professur und die
Aufsicht über das
Krankenhaus,
[* 3] 1718 auch den Lehrstuhl
der
Chemie.
Beim Antritt des Rektorats, welches ihm ebenfalls 1714
übertragen wurde, hielt er die
Rede
»De comparando certo in
physicis«, die zu den vorzüglichsten seiner
Vorträge gehört. 1729 gab er seine Professur der
Botanik und
Chemie auf und behielt
bloß die praktische Lehrstelle. Im J. 1736 hielt er bei Niederlegung des zum zweitenmal verwalteten Rektorats die denkwürdige
Rede
»De honore medici, servitute«, worin er als die höchste
Ehre des
Arztes nachweist,
Diener derNatur zu
sein. Er starb So groß seine
Verdienste um die Arzneiwissenschaften waren, so groß war auch sein
Ruhm; aus allen
LändernEuropas kam man, ihn um
Rat zu fragen. Boerhaave suchte mit großer wissenschaftlicher Überlegenheit alle
Resultate der
Naturwissenschaften
zum
Besten derMedizin zu verwerten, legte hierbei namentlich auf die mechanischen
Entdeckungen großen
Wert und findet in der
»Faser« den allgemeinen Organbestandteil, der durch seine
Spannung und
Erschlaffung die meisten Krankheitszustände
verursacht.
Die wichtigsten seiner
Schriften sind die »Institutiones medicae in usum annuae exercitationis«
(Leiden 1708, zuletzt
Wien
[* 4] 1775),
in die meisten lebenden
Sprachen übersetzt, und die »Aphorismi de cognoscendis
et curandis morbis«
(Leiden 1709 u. öfter). Das erstere dieser Werke ist ein systematischer Abriß der theoretischen
Lehrsätze in der
Medizin, in den
Aphorismen gibt ein Lehrbuch der praktischen
Medizin, wobei er von einer höchst genialen
Klassifikation
der
Krankheiten ausgeht.Diesen beiden schließen sich würdig an seine »Elementa chemiae« (Par. 1724 u.
öfter, 2 Bde.), die namentlich wegen der Genauigkeit der
Versuche von Wert sind. Boerhaaves ausgezeichnetste
SchülerwarenHaller und van
Swieten, welcher auch die Institutiones und die Aphorismi erklärte. Die Stadt
Leiden hat ihm in der
Peterskirche
ein Denkmal errichtet, auf welchem man seinen Lieblingsspruch liest: »Simplex
sigillum veri«.
Vgl.
Burton, Account of the life and writings of Boerhaave (Lond. 1743, 2 Bde.);
Johnson, Life of
H. Boerhaave (das. 1834; holländ., Amsterd.
1837);
(spr. buhr-), Herm., einer der berühmtesten Ärzte des 18. Jahrh., geb. zu Voorhout bei Leiden,
studierte seit 1682 Theologie und Philosophie, dann Mathematik und seit 1690 Medizin zu Leiden und ward 1701 Lektor und Repetent
der Theorie der Medizin daselbst. Damals hielt er seine erste mediz. Rede, «De commendando studio Hippocratico»,
worin er die Richtigkeit der von Hippokrates befolgten Methode zu beweisen suchte. Doch schon in der Rede «De usu ratiocinii
machanici in medicina» (Leid. 1709) wandte er sich mehr den Lehren
[* 5] der Iatromathematiker zu. An Hottons
Stelle ward er 1709 zum Professor der Medizin und Botanik ernannt.
Sein Ruhm gründet sich vorzugsweise auf die «Institutiones medicae in usus annuae
exercitationis» (Leid. 1708 u. ö.) und die «Aphorismi de cognoscendis
et curandis morbis in usum doctrinae medicae» (ebd. 1709 u. ö.), die an vanSwieten einen ausgezeichneten Erklärer fanden.
In dem erstem Werke, einem Muster von umfassender Gelehrsamkeit und Methode, entwickelte er sein System in seinem ganzen Umfange;
in letzterm unternahm er eine Einteilung der Krankheiten und setzte ihre Ursachen, ihre Natur und ihre Behandlung
¶
mehr
ausein-204 ander. Der Botanik hat Boerhaave durch mehrere Schriften wesentliche Dienste
[* 7] geleistet. Er wurde 1714 Rektor der Universität;
bei Niederlegung seines Amtes hielt er die Rede «Decomparando certo in physicis», die zu seinen vorzüglichsten Reden gehört.
Hierauf wurde ihm Ende 1714 an Bidloos Stelle auch der praktische Unterricht übertragen. Um die theoretische
Anweisung mit der praktischen zu verbinden, ließ er ein Hospital eröffnen, wo er zweimal wöchentlich, die Krankheiten vor
Augen, deren Geschichte seinen Schülern vortrug, ohne etwas anderm als allein der Beobachtung zu folgen. 1718 erhielt auch
noch den Lehrstuhl der Chemie, welche Wissenschaft er schon seit 1703 gelehrt hatte.
Seine «Elementa chemiae» (2 Bde.,
Par. 1724 u.ö.) sind vielleicht sein vorzüglichstes Werk. Ein Anfall des Podagras, von einem Schlagflusse begleitet, zwang
ihn 1729 das Lehramt der Botanik und Chemie aufzugeben. Er verwaltete 1730 das Rektorat zum zweitenmal und hielt bei dessen
Niederlegung die Rede «Dehonore medici, servitute», vielleicht die beste unter allen seinen Reden, worin
er den Arzt als Diener der Natur darstellte, deren Bewegungen er zu erwecken und zu leiten habe. Er hielt zuerst in den Niederlanden
Vorträge über Augenheilkunde («Praelectiones de morbis oculorum», hg. von Haller,
Gött. 1750; deutsch, Nürnb. 1771). Boerhaave starb
23. Sept. 1738. Seine besten Schüler waren A. von Haller und vanSwieten. Die Stadt Leiden ließ ihm in der Peterskirche ein
Denkmal errichten, auf dem sich sein Lieblingsspruch befindet: «Simplexsigillum veri.» –
Vgl. Burton, Account of the lifeand writings ofBoerhaave (2 Bde., Lond.
1743);