Bodensee
Bregthalbahn - Bremen
![Bild 67.215: Bregthalbahn - Bremen [unkorrigiert] Bild 67.215: Bregthalbahn - Bremen [unkorrigiert]](/meyers/thumb/67/67_0215.jpeg)
* 5
Breite.(in röm. Zeit Lacus Brigantinus, später Schwäbisches Meer oder nach der alten Kaiserpfalz Bodmann an seinem Nordwestrand Bodmannsee genannt, franz. Lac de Constance), großer See zwischen der Schweiz [* 2] und Deutschland, [* 3] vom Rhein gebildet und von 9° 27' östl. L. v. Gr. und 47° 45' nördl. Br. durchkreuzt. Von SO. nach NW. sich erstreckend, ist er der größte deutsche und nächst dem Genfer See auch der größte Schweizer See, denn er hat 196,5 km Umfang, 62 km größte Länge (von Bregenz [* 4] bis zum Einfluß der Stockach), 14,5 km größte Breite [* 5] (von Arbon nach Friedrichshafen) und bei mittlerm Wasserstand (398 m ü. M.) 539 qkm (9,8 QM.) Flächenraum.
Bei
Meersburg teilt er sich in zwei
Arme, in den Untern oder
Zeller
See (von
Konstanz
[* 6] bis Radolfszell, 18 km lang, eigentlich
eine besondere Seebildung), mit der lieblichen
Insel
Reichenau, und in den Obern oder
Überlinger See (nach der badischen
Stadt
Überlingen, auch Bodmersee genannt, 21 km lang), mit der nicht minder schönen
Insel
Mainau; Obersee pflegt man auch
den ganzen Bodensee
mit Ausnahme des
Zeller
Sees zu nennen. Im SO. liegt auf drei
Inseln, durch eine
Brücke
[* 7] mit dem
Festland verbunden,
die Stadt
Lindau.
[* 8]
Flüsse

* 12
Flüsse.
Der Bodensee
liegt innerhalb der tertiären
Formation, welche den Nordrand der
Alpen
[* 9] begleitet (über die
Funde
im
Kalkschiefer vgl.
Öhningen). In der
Eiszeit
[* 10] war er vom Rheingletscher erfüllt. Die größte Tiefe des
Sees ist im
Kreuz
[* 11] der
beiden
Linien
Lindau-Konstanz und
Arbon-Friedrichshafen 276 m, während der
Untersee nur eine Tiefe von 20 m hat. Sichtlich
verliert der Bodensee
mit der Zeit immer mehr an Tiefe, weil die vielen hineinströmenden
Flüsse
[* 12] und
Bäche, besonders aber der
Rhein, der mitten hindurch fließt, sehr viele erdige Teile mitführen und im B. zurücklassen.
Wasserpflanzen

* 14
Wasserpflanzen.
Noch im 4. Jahrh. reichte der
See bis
Rheineck, jetzt aber liegt zwischen ihm und diesem
Ort eine fast stundenbreite
Zone
Landes, die von
Kanälen und
Gräben durchschnitten ist. Das
Wasser des Bodensees
ist dunkelgrünlich und klar, es schwillt
oft sehr plötzlich zur Zeit der Schneeschmelze um 3-4
m an und wird durch den
Föhn (Südwind), den Nordwest- und
Ostwind zu
haushohen
Wellen
[* 13] aufgewühlt, auch wird es ohne eine sichtliche äußere
Ursache von merkwürdig schnellem
Wechsel des Steigens und
Fallens (Ruhst genannt) beunruhigt. Um die
Gefahr der
Überschwemmungen zu vermindern, geht man neuerdings
damit um, den
Abfluß des
Untersees zu regulieren. Im Frühjahr, besonders im März, ist die
Fläche des Bodensees
häufig
mit dem männlichen Samenstaub von
Wasserpflanzen
[* 14] bedeckt, was man das »Blühen des
Sees« nennt.
Die Temperatur des Wassers erleidet weniger Veränderungen als die der dasselbe umgebenden Luft. Sehr selten friert der See zu, und nur strenge Winter, wie 1277, 1435, 1560, 1573, 1587, 1648, 1695, 1788, 1830, 1841 und 1870, gewährten eine Passage auf fester Eisdecke. Im B. halten sich, nach Hartmann, auf: 2 Arten Säugetiere, 73 Arten Vögel, [* 15] 26 Arten Fische, [* 16] darunter große Welse (oft 50-60 kg schwer), schmackhafte Grundforellen (Rheinlanken, Salmo lacustris), Seeforellen (Salmo trutta), Trichen (Quappen, Lota vulgaris), Aale und besonders die merkwürdigen Blaufelchen (Coregonus Wartmanni), die dreijährig als »Gangfische« im Spätjahr, besonders am Untersee bei Ermatingen, Gottlieben und Konstanz (an jedem Orte durchschnittlich 50-80,000 Stück), gefangen und in mariniertem oder geräuchertem Zustand versandt werden; außerdem 20 Arten Schaltiere.
Getreide (Zusammensetz

* 17
Getreide.Gegenwärtig ist der Verkehr auf dem an dem sieben Eisenbahnlinien münden, und der von einer schon teilweise vollendeten Gürtelbahn umgeben werden soll, lebhafter als sonst auf einem Binnengewässer des Kontinents, sowohl in Passagieren als Getreide, [* 17] Wein, Holz [* 18] und Kaufmannsgütern. Eine Flottille von 30 Dampfern, darunter 20 deutsche, ist beschäftigt, die Verbindung der ansehnlichsten Uferorte unter sich und mit Schaffhausen [* 19] zu vermitteln. Zwischen Romanshorn einer- und Lindau-Friedrichshafen anderseits kursiert eine Trajektanstalt, die über 2 Dampffähren und 17 Trajektkähne verfügt und ganze Bahnzüge von Ufer zu Ufer bringt.
Die
Entfernung
Romanshorn-Friedrichshafen (12 km) wird in einer
Stunde zurückgelegt.
In den deutschen Bodensee
häfen kamen 1882 an
Gütern an 53,140
Ton., es gingen ab 365,630 T. Gewöhnlich ist der
See ein sehr ruhiges Gewässer und die
Fahrt sicher und angenehm. Nur wenn der
Föhn die Tiefen erregt, spüren schwächere
Personen eine Art
Seekrankheit. Die Segelschiffahrt
ist sehr gesunken.
Die nur stellenweise (gegen
NO.) schroff hineinragende Umgebung des Bodensees
wird überall von
Berg- und
Hügelland, an den Mündungen des
Rheins, der
Schussen und der
Stockach sogar von kleinen Tiefebenen gebildet.
Hören - Horizont

* 20
Horizont.
Obsthaine und Weingärten (Seewein), üppige Getreidefelder und Wiesenfluren und kräftige Waldungen umgürten die
Ufer; am
südlichen
Horizont
[* 20] türmt sich die Alpenwelt in prachtvoller Szenerie bis zur Schneehöhe auf, im
NW. thronen auf felsigen
Höhen des
Hegaus alte
Burgen;
[* 21] reinliche
Dörfer, gewerbreiche
Städte und zahlreiche schloßartige Landsitze
(namentlich auf der
Schweizer Seite) beleben seine
Ufer. Außer dem bayrischen
Lindau sind die wichtigsten
Orte am Bodensee:
Bregenz
in
Vorarlberg,
Rorschach im
Kanton
[* 22] St.
Gallen,
Arbon und
Romanshorn im Kanton Thurgau,
Konstanz, Radolfszell,
Überlingen und
Meersburg in
Baden
[* 23] und
Friedrichshafen und Langenargen in
Württemberg.
[* 24]
Bodenstedt

* 27
Seite 3.117.
Die
Ufer des Bodensees
bieten auch eine reiche
Ausbeute keltischer
Pfahlbauten,
[* 25] besonders bei Sipplingen
(zwischen
Ludwigshafen
[* 26] und
Überlingen), bei Immerstaad (zwischen
Meersburg und
Friedrichshafen) und zwischen
Konstanz und
Stein.
Weniger zahlreich finden sich römische
Altertümer, obgleich wie
Konstanz eine römische
Kolonie seit
Constans, dem
Vater
Konstantins
d. Gr., so
Bregenz
(Brigantium) schon in der frühern Kaiserzeit römisches
Kastell war und dem
See seinen
römischen
Namen gab. Vgl.
¶
mehr
G. Schwab, Der Bodensee
nebst dem Rheinthal (2. Aufl., Stuttg.
1839);
Schnars, Der und seine Umgebungen (2. Ausg., das. 1859);
Grünewald, Wanderungen um den Bodensee
(Rorschach 1874);
Zingeler,
Rund um den Bodensee
(Würzb. 1879);
»Der und seine Umgebungen«, Führer (2. Aufl., Lindau 1885);
Honsell, Der und die Tieferlegung seiner Hochwasserstände (Stuttg. 1879);
Rettich, Die völker- und staatsrechtlichen Verhältnisse des Bodensees
(Tübing. 1885),
und die »Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees«
(in Konstanz 1868 gegründet).