Bodengesta
ltung.
A. ist ein großartiges Tafelland, das in seinem schmälern südl. Teil die höchste Erhebung erreicht und in seiner breitesten Ausdehnung [* 2] nach N. sich abflacht. Die Trennungslinie beider Teile zieht im allgemeinen dem 5.° nördl. Br. entlang, buchtet sich aber zwischen dem 25. und 35.° östl. L. von Greenwich bis zum 3.° südl. Br. aus: sie scheidet – um eine geogr. Vorstellung mit kurzer Benennung zu veranschaulichen – Südhochafrika von Nordflachafrika.
Südhochafrika wird von einem fast ununterbrochen fortlaufenden Randgebirge umsäumt, das mehr oder weniger nah an die Gestade des Atlantischen und Indischen Oceans herantritt. Da das Randgebirge aus den Hochflächen des Innern emporsteigt, so erscheint das Binnenland als Mulde. Diese Mulde ist von langwelligen Ebenen erfüllt oder von mäßigen Höhenzügen durchsetzt, bei einer durchschnittlichen Erhebung von 900 bis 1300 m ü.d.M.: sie zerfällt in eine kleinere, südliche, und in eine größere, nördl. Hälfte, in das Flußgebiet des Sambesi mit dem Njassasee (480 m) und in jenes des ¶
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177 Kongo mit dem Bangweolo- (1300 m), Moëro- (850 m) und Tanganikasee (810 m). Beide Gebiete werden durch die Muschingaberge (1400 m, von SW. nach NO.) und das Tschingambogebirge zwischen Njassa und Tanganika getrennt. Das Randgebirge erhebt sich im Süden von den Küsten der Kapkolonie zu dem Tafellande der Roggeveld-, Nieuweveld- und Schneeberge zwischen 1600 und 2600 m und erreicht im Kompaßberg mit 2738 m die höchste Gipfelhöhe. Dieser Rand fällt gegen S. terrassenförmig zu der 90–150 km breiten, baumlosen Karroo-Ebene ab, die eine mittlere Erhebung von 900 bis 1500 m hat, und schickt gegen SO. einen Gebirgszug aus, dessen bedeutendste Gipfel der Große Winterberg (2380 m), der Hogsback (1943 m) und der Lostafel (1890 m) sind, während im W. der Karroo als einzelne Kuppen der Schneekopf (1831 m) und Winterhoek (1818 m) emporragen.
Die Karroo fällt terrassenförmig gegen W. und S. ab nach der niedersten Stufe des Kaplandes, die nur von geringern Höhen, darunter dem Tafelberge (1082 m) bei der Kapstadt, [* 4] unterbrochen wird. Der Westrand des Mittelbeckens zieht sich von den Roggeveldbergen nordnordwestlich über die Kamiesberge (1563 m) nach Klein- und Groß-Namaland, wo seine breite, wüste Scheitelfläche bei Amhub 1490 m, bei Reboboth 1390 m hoch liegt, und steigt im Plateau des Damaralandes (19–22° südl. Br.) bis 1830 m mittlerer Erhebung und 2300 m Gipfelhöhe (Omatakoberge) an. Von hier setzt er sich durch die Hochebene von Ovambo nach Bihe, östlich von Benguella fort, wo er das Hochland bildet, auf dem die Zuflüsse des Ngamisees (930 m) und die westl. Nebenflüsse des Sambesi einerseits, der Kunene und Quanza andererseits entspringen.
Unter 10° südl. Br. ist dieser Westrand etwa 1600 m hoch, senkt sich, vom Kuango 355 m tief eingeschnitten, nur langsam nach der Küste hin (Pungo Ndongo in Angola liegt noch gegen 1200 m hoch) und geht, umgrenzt von zahlreichen einzelnen Bergen [* 5] und Hügelketten, allmählich in die Ebene am untern Quanza über. Weiter nordwärts setzt er sich durch das Tafelland Kongo, über den Kongo und jenseit des Äquators, zuletzt als Serra de Cristal (Serra Complida) fort, die sich etwa 110 km von der Küste in drei Stufen bis 1000 m erhebt. Im Osten geht das Randgebirge landeinwärts von den Schnee- und Stormbergen des Kaplandes als 1600–2000 m hohes Plateau durch die Oranjeflußrepublik und das Transvaalgebiet nach NNO.; längs der Küste zieht es sich von den Wittebergen nach den bis 3651 m ansteigenden Drakenbergen (oder Kathlambagebirge) hin und fällt in steilen, oftmals breiten, von zahlreichen Flüssen durchschnittenen Terrassen steil gegen Kaffraria, Natal und das Zululand ab. Jenseit des Limpopo dehnt sich dieser Ostrand zu dem mehr als 750 km breiten Berglande der Maschona, Matabele und Makua aus, durch das der Sambesi seinen Lauf nimmt, westlich mit dem Matoppogebirge (1340 m) und dem Hochlande der Batoka, östlich mit den Lupatahügeln (200 m), den Morambalabergen (1250 m), dem Namuligebirgsstock (2280 m). Die östl. Randerhebung umschließt, nördlich vom Sambesi, den Schirwasee (600 m) mit dem Milandschiberg (2440 m) und dem Sombaberge (2300 m), senkt sich dann östlich von dem Njassasee bis auf 900 m bei Mesule, während sie nach N. und NO. im Livingstone- und Jomalemagebirge (3000 m) und in der Rubebokette (2100 m) eine mächtige Erhebungsreihe bildet; weiter nordöstlich setzt sie sich in der 800–1000 m hohen Bergregion von Usagara und Nguru bis zu den Bergländern Usambara (2000 m), Pare und Ugweno (2000 m) fort.
Hier im Quellgebiet des Pangani (Ruvu) trifft das Randgebirge mit dem mächtigsten Gebirgszug A.s zusammen, der in fast genau südnördl. Richtung bis zum Hochland von Abessinien und zu den Felsenketten an der westl. Küste des Roten Meers sich fortsetzt und vulkanischen Ursprungs ist. Er bildet im S. die Scheidemauer zwischen dem niedrigen, wasserarmen Somal- und Gallaland und dem heißfeuchten obern Nilbecken. Er hat seine höchste Erhebung in der eisbedeckten Gebirgsmasse des Kilima-Ndscharo 6010 m (nach O. Kerstens trigonometr. Messung 6130 m) und im Kenia (5600 m); sein Westabfall begrenzt eine tiefe Rinne, der sog. Ostafrikanische Graben, worin der Manjara- (1000 m), Natron-, Naiwascha- (1860 m), Baringo- (1115 m), Rudolf- (400 m) und Stefaniesee (530 m) eingebettet liegen. Die Grundfläche des nördlich anschließenden abessin. Gebirgssystems bildet ein Hochplateau, das nach O. 2200–2700m steil abfällt, während es sich nach W. allmählich abdacht.
In den nördlich an Abessinien stoßenden Bogo- und Hababländern tritt das Grundgebirge bisweilen zu Tage; die Plateaus erheben sich dort bis über 600 m; vegetationslos und wild ragen die krystallinischen Felsmassen empor. Nur die Gewinnung prachtvoller Gesteine, [* 6] Granite, Porphyre, Diorite, herrlicher Breccien, die Smaragd- und Beryllgruben des 2280 m hohen Djebel Sebara, die Blei-, Kupfer- und Goldbergwerke konnten zu den Zeiten des Altertums in diese Öde Leben bringen. Das Gebirge bildet keine einfache Kette, sondern ein System zahlreicher Gebirgsstöcke, die sich längs des Roten Meeres nach N. ziehen, wo sie im Djebel Soturba 2100 m Höhe erreichen, und von O. nach den Wüsten des Innern zahlreiche Gipfelreihen vorschieben und dadurch die Katarakte des Nils bedingen. Von Assuan an entfernt sich das krystallinische Gebirge vom Nil; am Wadi Arabah ist seine Nordgrenze.
Nordflachafrika, im W. vom Atlantischen Ocean, im O. vom Roten Meer, vom Abessinischen Gebirge mit seinen südl. Ausläufern begrenzt, zerfällt in vier ungleiche Zonen. Die erste und südlichste Zone beginnt mit dem Quellgebiet des Schari und umfaßt, die Wasserscheide der nördl. Kongozuflüsse hinansteigend, das tief im S. liegende oberste Nilbecken mit der schneebedeckten Gebirgsmasse des Ruwenzori (etwa 5600 m) und mit dem Mfumbiro (3420 m), deren abfließende Gewässer hauptsächlich die Nilquellseen Victoria-Njansa (1190 m), Albert-Edward- (965 m) und Albert-Njansa (680 m) speisen.
Die mittlere Erhebung beträgt 600 m. Die östlich und nördlich des centralen Gebirgsstocks gelegenen Landschaften Uganda, Unjoro, die frühere Äquatorialprovinz und Dar Banda [* 7] sind meist weite, dünn bewaldete, reich bewässerte Ebenen aus Süßwasserkalk, Mergel und jüngern Alluvionen, vielfach von niedrigen Hügelzügen unterbrochen. Zur zweiten Zone gehören die Haussastaaten Sokoto und Adamaua (160–200 m) am rechten und linken Ufer des Binue, deren südlichsten Abschluß Kamerun mit dem Mongo-ma-Loba oder Götterberg (3960 m) an der Biafrabai bildet; ferner Bornu mit dem Tsadsee (250 m), Bagirmi, Wadai, Darfur (450 m), Kordofan (500 m) und der ägypt. Sudan (370 m). Der ganze Landstrich wird im W. durch quellenreiche, ¶
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ver-178 einzelt aufragende Hügelgruppen aus krystallinischem Gestein und im O. durch das Auftreten breiter, granitischer Hochflächen, welche den Übergang zur nackten Wüste darstellen, charakterisiert. Die dritte Zone umfaßt die Flußgebiete des Senegal und Niger mit dem Gebirgsland Futa Dschalon (1200 m), dessen Gipfel im Sundumali und Daro die Höhe von etwa 2000 und 1340 m erreichen, und die Niederungen der Westküste und am Golf von Guinea. Die innerhalb des Nigerbogens gelegenen Mandingolandschaften (540–760 m) stellen vollkommen ebene oder langgewellte Flächen dar, die erst beim Abfall nach der Goldküste und in das Togoland in gebirgsartige Formen sich verwandeln.
Die vierte Zone umfaßt den flachsten Teil A.s, die Sahara (s. d.); sie besteht vorzugsweise aus Tafelland von paläozoischen Schichten, die im O. von Kreideschichten überlagert werden. Im NO. tritt die Wüstentafel im Plateau von Barka hart an das Meer heran, während sie in Tripolis in Terrassen zum Meere hin abfällt; im NW. begrenzt sie der Atlas, [* 9] im W. das Atlantische, im O. das Rote Meer. Das Wüstenplateau, dessen mittlere Erhebung man zu 400–500 m annimmt, bildet keineswegs eine einförmige Ebene, sondern gestaltet sich bald zu öden, steinigen Hochflächen, (Hammada), Kiessteppen (Sferir) und Dünenregionen (Erg), getrennt durch Wadis, bald zu einzelnen Bergzügen oder ganzen Gebirgsgruppen.
Die noch nicht ganz erforschte Osthälfte der Sahara scheint reich an Bergen und Felsen zu sein, so die Bergländer Tibesti, Borku und Wadschanga; der höchste Gipfel in Tibesti, der Emi Bomo im Tarsogebirge, hat 2400 m Höhe. Für die mittlere Region der Sahara sind die von zahlreichen Wadis durchschnittenen Plateaubildungen charakteristisch, die Duveyrier nachgewiesen hat und zwischen denen das Gebirgsland der Tuareg sich erhebt. Nördlich vermittelt eine öde Region hoher Sanddünen, die sich durch die ganze westl. Sahara von Kap Blanco bis Tunis [* 10] hinzieht, den Übergang von den Plateaus zu einer teilweise (angeblich 25 m) unter dem Meeresspiegel gelegenen Niederung, in der sich große Salzlagunen oder Schotts (Schott Melrir, Schott Dscherid) ausbreiten.
Eigentümlich ist dem der Westküste zunächst gelegenen Striche, daß abwechselnde Zonen von felsigem Boden und breitern oder schmälern Sanddünengürteln von SW. nach NO. sich hinziehen. Über die ganze Wüste verbreitet, vornehmlich innerhalb der Hügellandschaften, finden sich mehr oder weniger gut bewässerte Striche Grasland, sowie Oasen, in denen eine mäßige Vegetation das Dasein einer spärlichen Bevölkerung [* 11] ermöglicht, während sonst die Wüste unbewohnbar ist.
Den nördl. Abschluß der westl. Sahara bilden Marokko, Algerien und Tunis, welche das isoliert aufragende, geologisch zu Europa [* 12] gehörende Atlasgebirge von Kap Ghir bis nach Tunis 2230 km lang durchzieht; der Atlas in Marokko, ein einheitlicher Gebirgsstock mit ausgedehnten Längsthälern und mit dem Dschebel Ajaschi (4500 m) als höchster Erhebung, entsendet nach Algerien zwei Parallelketten von 1000 bis 2300 m Höhe, welche das Steppenland der Schotthochebenen (560–800 m) umschließen. An Metallen bietet der Atlas viel Eisen [* 13] und Kupfer, [* 14] Blei [* 15] (bedeutende Minen im Dschebel Resas in Tunis), Zinn, Antimon (bei Ceuta), [* 16] Silber (bei Tanger und Dschesula), Gold [* 17] (im Sus). Schwefel findet sich in Marokko.