Bodden
(wahrscheinlich vom altdeutschen Worte Bodan, d. h. Vertiefung) heißen mehrere Buchten und Einschnitte der Ostsee an der Küste Vorpommerns und der Insel Rügen, so auf der Südseite der Insel der Rügener oder Rügensche und seine südl. Fortsetzung, der Greifswalder Bodden, zusammen 440 qkm, in der Mitte 6 m, an vielen Stellen jedoch kaum 3 m tief, und an dem östl. Eingang aus der Ostsee, dem Neuen Tief oder dem Landtief, in der Mitte zwischen dem Süd-Peerd (der südlichsten Spitze der rügenschen Halbinsel Mönchgut) und der vor der Peenemündung gelegenen Insel Ruden, nur 3,5 m tief.
Von Greifswald auslaufende größere Schiffe erhalten darum erst am Süd-Peerd ihre volle Ladung. Aus diesem Gewässer führt der Strelasund oder das Stralsunder Fahrwasser gegen NW. und N. in den (ohne weitere Bezeichnung), der auf der rügenschen Seite auch Kubitzer und im W. (oder auch im ganzen) Prohner Wiek genannt wird. Aus diesem gelangt man gegen N. durch den Vierendehler Strom im W. und den Gellen im O. der langgestreckten Insel Hiddensöe in die offene See.
Vorher führt die Rassower Straße in den Wieker Bodden, der gegen NO. hinter der schmalen Landzunge Bug tief in die Halbinsel Wittow, den nördlichsten Teil Rügens, einschneidet. Aus der Rassower Straße geht aber schon vorher ostwärts ein ausgedehnter Strich von Binnenwassern ab: der Breetzer und der Breeger Bodden, der durch eine schmale, Wittow mit der Halbinsel Jasmund verbindende Landzunge, die Schaabe, von der Tromper Wiek der offenen Ostsee geschieden ist. Die südl. Erweiterung dieses Wasserzugs, jenseit eines nur 20 m breiten und 1,9 m tiefen Fahrwassers, ist der Große Jasmunder und weiterhin, jenseit eines seichten Riffs, der Kleine Jasmunder Bodden; ersterer trennt Jasmund vom Kern der Insel Rügen, letzterer ist durch die schmale Heide von der Prorer Wiek (im O.) getrennt.
Der Große Jasmunder Bodden, ringsum von Land umschlossen und gegen Winde geschützt, ist 55 qkm groß und für die Anlage eines Hafens günstig. Alle diese Gewässer können von Mitte März bis Mitte November mit Schiffen von 2,55 m Tiefgang und 30 t Last befahren werden. Im W. von Rügen zieht sich an der pommerschen Küste ein seltsames Meeresgebilde hin, früher ein geschlossenes Binnenwasser, seit 1625 aber durch eine durchbrechende Sturmflut mit der offenen See in Verbindung gesetzt, im ganzen zuweilen das Salzhaff oder Barther Binnenwasser (s. Barth) genannt.
Zwischen dem sog. Bock und der für die Schiffahrt wichtigen Landmark Barhöft drängt es sich mit einem nur 170 m breiten und meist nur 2 m tiefen Eingang in das Land, streicht, der Küste parallel, erst gegen W., dann gegen SW. und zeigt, sich bald verengend, bald erweiternd, eine reiche Entfaltung von Seitenbuchten. Die einzelnen Teile heißen von O. gegen W.: der Grabow oder Grabower Bodden, der Barther Bodden, der Bodstedter Bodden, der Koppelstrom, der Saaler und endlich der Ribnitzer Bodden, der innerste Winkel an der mecklenb.
Grenze. Nur Schiffe von 2 m Tiefgang können sich in diesen Binnenwassern bewegen, und schon vielen ist die Fahrt verhängnisvoll geworden. Der Landstreifen, der sie vom offenen Meere trennt, ist zuweilen nur wenige tausend Schritt breit. Der westlichste Teil, der gegen NNO. gerichtet ist, heißt das Fischland oder Fischerland; die Fortsetzung in östl. Richtung von der Landspitze Darßer Ort reicht 33 km weit bis zum Bock. Das breite Stück Landes vom Saaler bis zum Bodstedter Bodden ist die Halbinsel Darß.
Diese ist durch eine schmale, stellenweise nur 660 m breite Landzunge mit dem Festlande verbunden und ihre 16 km lange Küste hoch, steil, von einem Riff begleitet und dadurch geschützt. Im O. wird der Darß durch den schmalen Prerowstrom, der armierten Booten zugänglich ist, von der 22 km langen Insel Zingst geschieden, deren Ostende durch den Bock, ein an 8 km langes und fast trocknes Sandriff, vollständig gesichert ist, während die Nordküste offen liegt, doch so, daß größere Schiffe ihr kaum bis auf 3 km, Kanonenboote nur auf 530 m nahen, und nur ganz flache Boote das von einem Riff und von Dünenketten geschützte Ufer erreichen können. – Die über 3 km lange Erweiterung der Dievenow zwischen der Insel Wollin und dem Festlande heißt Camminer Bodden (s. d.).