Bockum
-Dolffs
,
Florens Heinrich von, Mitglied des deutschen Reichstags und des preußischen Abgeordnetenhauses, geb. zu Soest [* 3] als Sprößling einer evangelischen Adelsfamilie in Westfalen, [* 4] studierte die Rechte und Staatswissenschaft in Heidelberg [* 5] und Berlin [* 6] und wurde, nachdem er beim Stadtgericht in Berlin und als Referendar in Münster [* 7] gearbeitet, Landrat des Kreises Soest, in welcher Stellung er eine sehr rege gemeinnützige Thätigkeit entwickelte.
Als Mitglied des
Vereinigten
[* 8]
Landtags von 1847 und 1848 sowie als Mitglied der Ersten
Kammer 1849-51 war er ein eifriger Vertreter
liberaler politischer
Anschauungen. 1852 wurde er in das Abgeordnetenhaus gewählt,
dem er seitdem ununterbrochen angehört
hat. Im
Oktober 1852 ward er von dem
Ministerium
Manteuffel-Westphalen zur
Disposition gestellt, 1859 aber
von dem
Ministerium der »neuen
Ära« als Oberregierungsrat in
Koblenz
[* 9] wieder in Thätigkeit gesetzt. Im Abgeordnetenhaus hatte
er inzwischen trotz geringer rednerischer Begabung durch die Unabhängigkeit seiner Meinungsäußerungen, genaue Sachkenntnis
in allen
Fächern der
Verwaltung und unermüdliche Arbeitskraft bedeutendes Ansehen erlangt. Er wurde 1861 zum zweiten Vizepräsidenten
gewählt und gehörte zu den
Stiftern einer neuen
Partei, die sich anfangs nach seinem
Namen
Fraktion Bockum
-Dolffs
, später »linkes
Zentrum«
nannte und eine Mittelstellung zwischen der
Fortschrittspartei und den gemäßigten
Liberalen einnahm.
Deswegen ward er 1862 »im
Interesse des
Dienstes« nach
Gumbinnen
[* 10] versetzt. In der
Sitzung vom geriet
Bockum
-Dolffs
als
Präsident des
Hauses mit dem Kriegsminister v.
Roon, der sich eine
Unterbrechung seitens des
Präsidenten nicht gefallen
lassen wollte, in heftigen
Konflikt und schloß die
Sitzung, indem er sich mit seinem
Hut
[* 11] bedeckte. 1865 nahm er seine Entlassung
und zog sich auf sein
Gut Völlinghausen bei
Soest zurück. Seit 1867 war er auch ununterbrochen Mitglied
des norddeutschen, nachher des deutschen
Reichstags,
dem er noch jetzt angehört.