kurze, bauchige, etwas breitgedrückte Weinflasche, auf welche die besten
Frankenweine
(besonders
Leisten- und
Steinwein) abgezogen werden; dann (schon seit dem 17. Jahrh.) Bezeichnung für herkömmlichen
Schlendrian und steif bewahrten alten Brauch; daher Bocksbeutelei, das pedantische Festhalten an solchen
Sitten und
Gewohnheiten.
Das
Wort in letzterer Bedeutung wird von einigen vom niederdeutschen Booksbüdel (Bücherbeutel) abgeleitet,
einem beutelartigen Überzug, in welchem wie die
Frauen ihr
Gesangbuch, so die Ratsherren in
Hamburg,
[* 3] wenn sie in den
Rat gingen,
ihr Statutenbuch bei sich führten, auf dessen Bestimmungen, wenn auch noch so veraltet, sie streng hielten.
niederdeutsch Booksbüdel, d. h. Bücherbeutel, ein im Mittelalter ganz allgemein,
besonders in Hamburg gebräuchlicher beutelartiger Überzug (die Fortsetzung des Lederüberzugs des Büchereinbandes) von Gebet-,
Gesang- und Statutenbüchern, welchen vordem jeder Ratsherr bei sich trug, wenn er in den Rat ging. Indem nun von den Statuten
manches veraltete, aber Anhänger behielt, nannte man Bocksbeutelei¶
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(Bocksbeutelzopf) das Festhalten an alten Gebräuchen, altväterische Denkart, Schlendrian, nach heutigem Ausdruck überhaupt
das Beharren auf einem überwundenen Standpunkte. Mit Bocksbeutel wurde schon im 17. Jahrh.,
insbesondere in Hamburg, das pedantische Bewahren veralteter Sitte lächerlich gemacht. Ein bedeutendes Hamburger Lokalstück,
«Der Bookesbeutel», schrieb in Platt 1746 Heinrich Borkenstein: vgl. Heitmüller, Hamburgische Dramatiker
zur Zeit Gottscheds (Dresd. 1891), S. 68 fg.
heißen die kurzhalsigen, bauchigrunden, etwas breitgedrückten Glasflaschen, auf welche die besten Frankenweine
(s. d.), besonders Leisten- und Steinwein, von der Schloßkellerei in Würzburg
[* 6] gezogen werden.
Auf dem Verschluß tragen sie
das Siegel des Hauses, den heil. Geist, daher man den Stein- auch «Heiligen Geistwein» nennt.