Die Stadt ist Sitz eines Amtsgerichts nebst
Strafkammer und
Kammer für Handelssachen, des Landratsamtes für den Landkreis
Bochum, einer
Handelskammer, eines Bergreviers und einer Reichsbankstelle. Der
Magistrat zählt 7, die Stadtverordnetenversammlung 24 Mitglieder.
Bochum ist Geburtsort des
Industriellen und Staatsmannes v.
Grolmann (gest. 1840). Bochum war imMittelalter Hauptort
einer
Grafschaft, welche 1040 an das Erzstift
Köln
[* 10] fiel und von diesem später an die
Grafen von
Kleve und
Mark überlassen wurde.
Aus der jülich-klevischen
Erbschaft kam Bochum 1614 an
Brandenburg.
[* 11]
1) Landkreis, ohne Stadt Bochum, im preuß. Reg.-Bez.
Arnsberg, hat 131,88 qkm, (1890) 116 420 E., 1 Stadt und 24 Landgemeinden. - 2) Stadt und Stadtkreis im preuß. Reg.-Bez. Arnsberg,
in 105 m Höhe, im fruchtbaren Hellwege, zwischen Ruhr und Emscher, an den Linien Ruhrort-Essen-Dortmund-Holzwickede, Essen-Wattenscheid-Herne,
Hochfeld-Essen-Langendreer, Bochum-Prinz von Preußen
[* 13] (2,10 km, nur für Güterverkehr), und der NebenlinieBochum-Weitmar (5,50 Km) der Preuß.
Staatsbahnen
[* 14] (2 Hauptbahnhöfe und 2 Haltestellen), ist Sitz des Landratsamtes für den Landkreis Bochum, eines Landgerichts
(seit 1892) mit 5 Amtsgerichten (Bochum, Witten, Wattenscheid, Herne, Recklingshausen), mit Strafkammer und Kammer für Handelssachen,
eines Amtsgerichts, eines Steueramtes erster Klasse, einer Kreisbauinspektion, je dreier Bergrevier- und
Kreisschulinspektionen, einer Berggewerkschaftskasse und hat (1890) 47 601 (25 148 männl., 22 453 weibl.)
E., darunter 19 786 Evangelische, 26 951 Katholiken und 764 Israeliten, 2516 Wohngebäude mit 8685 Haushaltungen und 19 Anstalten;
Post erster Klasse, Telegraph,
[* 15] Fernsprecheinrichtung (234 Sprechstellen), einen Ersten Bürgermeister (Hahn,
[* 16] 12000 M.),
einen
Bürgermeister (Lange, 7000 M.), 36 Stadtverordnete, 40 Polizeisergeanten und Schutzleute und freiwillige Feuerwehr
(150 Mann).
Wichtigere Gebäude sind die 3 kath. Kirchen (Peter-Paul, Marien- und Josephskirche), die 3 evang. Kirchen (Christus-, Paulus-
und Johanniskirche), die Synagoge, ein früher von den Redemptoristen bewohntes Kloster, das Rathaus und das Ständehaus (für
den Landkreis Bochum). Auf dem Wilhelmsplatz steht ein Kriegerdenkmal, im Stadtpark ein Jahndenkmal.
An Lehranstalten hat ein städtisches paritätisches Gymnasium (Direktor Dr. Broicher, 31 Lehrer, 15 Klassen, 372 Schüler),
eine städtische paritätische Oberrealschule (21 Lehrer, 13 Klassen, 441 Schüler), eine paritätische höhere Mädchenschule,
kath. höhere Mädchenschule, Bergschule, Bergvorschule, 7 kath. Volksschulen (5380 Kinder), 6 evang. (4204
Kinder), israel.
Schule (126 Kinder), je 1 gewerbliche, kaufmännische und weibliche Fortbildungsschule. hat ferner ein Wasserwerk (seit 1869)
mit 100 km Rohrleitung, 2565 Wassermessern und (1890/91) 7 427 854 cbm Leistung, ein Gaswerk (28½ km Rohrleitung, 2 127 822 cbm
Gasverbrauch) für 560 öffentliche Flammen, 940 Privatkonsumenten (15 620 Flammen), 1235 Gasmesser,
[* 17] 31 Motoren
mit 100 Pferdestärken und ein Schlachthaus mit Viehhof. Die Stadt besitzt (1889/90) 3,6 Mill. Grund- und 1,i Mill. M. Kapitalvermögen,
5,1 Mill. M. Schulden.
Auf die Armenpflege entfallen 101000 M., auf Schulwesen 337 900 M. An Wohlthätigkeitsanstalten bestehen ein Waisenhaus (120
Kinder), 2 konfessionelle Krankenhäuser (je 100 Betten), ein Epidemielazarett, städtisches Hospital für Altersschwache, Asyl
für 36 Obdachlose und ein Krankenhaus
[* 18] (Bergmannsheil) der Berggewerkschaftskasse für verunglückte Bergleute. Die Industrie
erstreckt sich auf Steinkohlenbergbau (Zeche Herminenglück-Liborius förderte [1890] 88 188 t mit 387 und Zeche Präsident,
beide in der Stadt, 244 177 t mit 1044 Arbeitern), Hochöfen, Koks-, Puddel-, Martinöfen, Eisen- und Metallgießereien,
Gußstahlfabrikation sowie Fabrikation von Drahtstiften, Feilen, Grubenlampen, Dampfkesseln, Zinkgußwaren, Tapeten, Tabak, Asphalt-,
Teer- und Holzprodukten und Chemikalien; endlich bestehen 5 Brauereien sowie Ziegeleien, Koks- und Kalkbrennereien, Dampf-Mahl-,
Schneide- und Ölmühle.
Der Handel wird unterstützt durch eine Handelskammer (für Stadt- und Landkreis Bochum, die Kreise
[* 19] Gelsenkirchen
[* 20] und Hattingen),
[* 21] eine Reichsbanknebenstelle und 2 öffentliche Sparkassen (11 830 201 bez. 6 336 134 M. Einlage). Bochum war langjähriger Aufenthalt
des Arztes und Dichters Arnold Kortum (s. d.). Etwa 10 km entfernt das schöne
Ruhrthal mit den Ruinen der Burgen
[* 22] Blankenstein (1664 durch den großen Kurfürsten zerstört), Volmarstein und Kemnade. Die
erstern beiden haben im Sommer Halte-
stellen an der Linie Hengstei-Herdecke-Dahlhausen der Preuß. Staatsbahnen. Die Geschichte von Bochum, einer der ältern Städte
der GrafschaftMark, reicht ins 11. Jahrh, hinein. –
Geschichte (4 Tle., Lemgo 1749–60);
Kortum, Nachrichten über die Stadt Bochum (im «Westfäl. Magazin», Heft 5 u. 6); Darpe, Geschichte der Stadt
Bochum (3 Bde., Bochum 1888–91).