Bluthusten
(Blutspeien, Blutspucken, Haemoptoe), im weitesten Sinne des Worts jedweder unter Husten, Räuspern, Schnäuzen oder Erbrechen erfolgende Blutabgang; im engern Sinne dagegen Blutungen, welche aus den Lungengefäßen herstammen. Die Blutungen erster Art können herrühren aus der Nase, [* 2] aus dem Rachen, wo besonders bei Herzkranken das weiche, schwammige Gewebe der [* 3] Rachentonsille ein häufiger Sitz der Berstungen ist, aus Geschwüren der Speiseröhre und des Magens.
Die
Magenblutungen, das
Blutbrechen, werden am häufigsten mit dem eigentlichen Bluthusten
verwechselt; es ist
dabei zu beachten, daß das
Blut des
Magens meist sehr reichlich, dunkel geronnen, mit
Speisebrei vermischt ist, während die
Lungen ein hellrotes, schaumiges
Blut liefern. Der Bluthusten
im engern
Sinne ist ein Sympton, welches jedesmal auf eine Zerreißung
von
Blutgefäßen hindeutet; von der
Größe derselben hängt es ab, ob nur
Spuren von
Blut den
Auswurf roten,
oder ob größere
Mengen ausgehustet werden, oder ob gar der
Blutsturz
(Pneumorrhagie) den Kranken bis zur Entkräftung, ja
bis zum
Tode seines Lebenssaftes beraubt.
Kleinere Blutungen haben als Grundleiden (von Verletzungen durch Schuß oder Stich abgesehen) entweder Herzfehler, welche eine dauernde überladung und Stauung des Lungenkreislaufs bedingen, oder geschwürige Gewebszerstörungen. Die letztern können durch Verschlucken bedingt, sie können brandiger Natur sein oder im Verlauf der Lungenschwindsucht (s. d.) sich gebildet haben. Die größern und äußerst reichlichen Ergüsse treten beinahe ausschließlich auf, wenn eine Verschwärung einen größern Arterienast oder eine aneurysmatische Aussackung eines solchen angemessen (arrodiert) hat.
Der Beginn des Bluthustens
kündigt sich gewöhnlich durch eine sogen.
Aura an, durch ein warmes
Gefühl in der Herzgegend,
das dann nach
oben aufsteigt, wobei ein salziger
Geschmack im
Munde folgt. Nach dem Anfall bemächtigt sich des Kranken
in der
Regel große Mattigkeit und Niedergeschlagenheit. Die
Prognose richtet sich nach der Heftigkeit der
Krankheit, nach der
Menge des auf einmal kommenden oder nach und nach ausgeleerten
Bluts, nach der
Teilnahme des
Gefäßsystems an der
Krankheit selbst,
nach den kürzern oder längern Zwischenräumen zwischen den Anfällen und hauptsächlich nach den verschiedenen
Ursachen und nach dem ermittelten Sitz der Blutaustretung.
Sei aber die Ursache, welcher Art sie wolle, so ist vor allem der Kranke in die vollkommenste körperliche wie geistige Ruhe zu versetzen; Arzt und Umgebung müssen alles thun, um die Gemütsbewegung des Kranken zu besänftigen; jede Bewegung, alles Sprechen muß unterbleiben, selbst der Atem darf nicht angestrengt, namentlich muß das Husten möglichst unterdrückt werden. Der Oberkörper werde etwas erhöht gelagert, beengende Kleidungsstücke entferne man alsbald.
Auf die
Brust lege man einen kalten
Umschlag, während die
Füße warm eingehüllt werden. Innerlich reiche man kleine
Gaben
kaltes
Wasser oder Eispillen, überhaupt nur kühle
Speisen und
Getränke. Im Notfall, wenn nicht sogleich
ärztliche
Hilfe zur
Stelle ist, lasse man den Kranken 2-3 Theelöffel voll fein gepulvertes
Kochsalz nehmen; hat man Hallersches
Sauer zur
Hand,
[* 4] so mische man 10-15
Tropfen zu einem
Glas
[* 5] Zuckerwasser und lasse dieses trinken. Man säume aber niemals, sogleich
den
Arzt zu rufen, der das Weitere anzuordnen hat, was in der Darreichung beruhigender, zerteilender, zusammenziehender und
blutstillender
Mittel besteht. Da die
Ursache des Bluthustens
in den meisten
Fällen in einer tiefen Gewebszerstörung der
Lunge
[* 6] besteht, so ist besonders darauf zu sehen, daß alle schädlichen Einflüsse vermieden werden.
Gleichmäßige Temperatur, Verhütung von Erhitzung und Erkältung, Aufenthalt in warmer, reiner, staubfreier Atmosphäre, Genuß nahrhafter, aber reizloser Speisen, Vermeidung namentlich aufregender Getränke, der Spirituosen, des Kaffees, Thees etc., sorgfältige Abhaltung von Gemütsbewegung, Unterlassung anstrengender Arbeit sind angeraten. Zugleich aber empfiehlt sich zeitweise eine dem Kräftezustand angemessene Bewegung im Freien, zumal in wärmerer Jahreszeit. Ferner gehört der Wechsel des Klimas, wo es die Verhältnisse erlauben, die Wahl südlicherer Himmelsstriche während des Winters, zu denjenigen Mitteln, welche in neuester Zeit mit Recht als die wirksamsten angesehen werden.