Blutfarbstoff
,
Hämoglobin, Hämatoglobulin, Hämatokrystallin, Bezeichnung für den roten Farbstoff der farbigen Blutkörperchen, [* 2] dem das Blut seine undurchsichtige rote Farbe verdankt. Während des Lebens ist der an die roten Blutkörperchen fest gebunden: obwohl leicht in Wasser löslich, tritt doch nichts davon in den wässerigen, flüssigen Teil des Blutes über;
läßt man aber Blut, nachdem es den Körper verlassen hat, gefrieren und wieder auftauen, so sind die Anziehungskräfte, welche den in den Blutkörperchen zurückhielten, zerstört, man erhält nun eine durchscheinend rote Flüssigkeit, in welcher die des Farbstoffs beraubten Körperchen schwimmen.
Aus dieser läßt sich der in rhombischen Krystallen erhalten. Die Krystalle haben eine sehr komplizierte Zusammensetzung, sie bestehen aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff, Schwefel, Eisen [* 3] und Sauerstoff. Das Hämoglobin setzt sich aus zwei verschiedenen Körpern zusammen, aus dem eisenhaltigen und zugleich gefärbten Hämatin und einem dem Globulin nahestehenden Eiweißkörper; man kann die Zerlegung in diese beiden Stoffe durch Zusatz von Säuren, starken Alkalien oder Ozon erzielen.
Dem Blutfarbstoff
kommt im Leben der
Tiere eine ganz bestimmte Funktion zu. Er hat nämlich die Eigenschaft, mit
Leichtigkeit Sauerstoff aufzunehmen und diesen an andere, oxydierbare
Substanzen wieder abzugeben. Diese Sauerstoffaufnahme
erfolgt in der
Lunge;
[* 4] indem die
Blutkörperchen hier im Blutstrome durch die feinsten Kapillaren passieren, beladen sie sich
mit dem Sauerstoff der eingeatmeten Luft, der Blutfarbstoff
nimmt dabei eine hellrote
Farbe an, geht in Oxyhämoglobin über. Indem
das Oxyhämoglobin den einzelnen Organen des Körpers mit dem cirkulierenden
Blute zugeführt wird, giebt es feinen Sauerstoff
an die in Spaltung begriffenen chem.
Verbindungen ab und bewirkt
so den Oxydationsprozeß, dessen Folge die Wärmeproduktion
des Körpers ist. Mit dieser
Abgabe von Sauerstoff wird es in dunkelrotes reduciertes
Hämoglobin verwandelt, und
als solches kehrt es im venösen
Blut zur
Lunge zurück, um sich in dieser wieder mit Sauerstoff zu beladen und in Oxyhämoglobin
verwandelt zu werden.
Der Blutfarbstoff
ist das einzige
Mittel, durch welches der Körper mit dem zu seiner Existenz erforderlichen Sauerstoff versorgt werden
kann. Das Vermögen des Blutfarbstoff
, Sauerstoff aufzunehmen und wieder abzugeben, ist jedoch
ein begrenztes; nach mehrfachen Wiederholungen wird das
Hämoglobin zerstört und in
Hämatin verwandelt, welches, nachdem
es in der
Leber weiter zersetzt worden ist, mit den Gallenbestandteilen in den
Darm
[* 5] entleert wird. Es muß daher im Körper
beständig eine Neubildung von
Hämoglobin stattfinden.
Ein anderer
Abkömmling der Blutfarbstoff
ist das eisenfreie
Hämatoidin, welches sich im Körper überall dort bildet,
wo
Blut, aus seinen natürlichen Kreislaufbahnen ausgetreten, der allmählichen
Zersetzung anheimfällt (in
Blutergüssen,
Blutbeulen,
Thromben
u. dgl.).
Außer mit dem Sauerstoff geht das
Hämoglobin
Verbindungen mit einigen andern
Gasen ein, so namentlich mit
dem
Kohlenoxyd, und diese letzte
Verbindung
(Kohlenoxydhämoglobin) ist fester, stabiler als die mit Sauerstoff.
Wenn daher
Kohlenoxyd eingeatmet wird, so kann sich kein Oxyhämoglobin bilden, sondern es entsteht
Kohlenoxyd-Hämoglobin,
dieses kann keinen Sauerstoff dem Körper liefern, das Leben erlischt aus Sauerstoffmangel, an Erstickung. Die giftige Wirkung
des
Kohlendunstes sind auf die
Bildung des
Kohlenoxyd-Hämoglobins zurückzuführen.