Blutegel
zucht.
Mit der
Abnahme des Blutegel
verbrauches büßten die Anstalten für künstliche Blutegel
zucht viel
von der frühern Bedeutung ein; gegenwärtig giebt es in
Deutschland
[* 2] Anstalten noch in
Altenberge bei
Münster
[* 3] (Engelring),
Hildesheim
[* 4] (Stölter) u. s. w. Nur gesunde
Tiere von mittlerer
Größe taugen zur Zucht; ein Zeichen der Gesundheit ist, wenn
sich der in der
Hand
[* 5] gedrückte
Blutegel
[* 6] sogleich kuglig zusammenballt. Zur Zucht sind auch vollgesogene
Blutegel geeignet. Den passendsten Aufenthaltsort geben
Teiche ab, die mit
Moos- oder Lehmuntergrund von 16 bis 24 cm
Dicke und
reichlichem Pflanzenwuchs ausgestattet sind, eine konstante Wasserhöhe (90 cm) und Zufluß frischen Wassers haben und gegen
das Eindringen der für die junge
Brut gefährlichen Wasserratten,
Spitzmäuse u. s. w. geschützt sind.
In die mit trocknem
Torf ausgelegten und mit Rasen bedeckten Teichränder legen die
Tiere
¶
Blütenstand [* 8] 1. Racemöse oder traubige Blütenstande, schematisch: a Ähre, b Traube, c Doldentraube, d Dolde, e f Köpfchen. 2. Ähre von Verbena. 3. Traube von Ribes. 4. Doldentraube von Iberis. 5. Dolde von Butomus. 6. Köpfchen von Trifolium. 7. Kompositenköpfchen von Chrysanthemum. 7. Kätzchen von Corylus. 9. Kolben von Calla. 10. Zapfen [* 9] von Pinus. 11. Cymöse oder trugdoldenförmige Blütenstände, schematisch: a Pleiochasium (Trugdolde), b Dichasium. 12. Pleiochasium von Euphorbia. [* 10] 13. Dichasium von Cerastium. 14. Zusammengesetzte Blütenstände, schematisch: a Rispe, b zusammengesetzte Dolde, c zusammengesetzte Ähre. 15. Rispe von Poa. [* 11] 16. Zusammengesetzte Dolde von Sambucus. 17. Zusammengesetzte Ähre von Triticum. ¶
mehr
etwa 10 - 15 cm über dem Wasserspiegel ihre Cocons ab. Anfangs füttert man die Jungen mit Schnecken, [* 13] Kaulquappen, kleinen Fischen u. s. w.; später mit Fröschen und erst nach Jahresfrist mit Blut von Warmblütern. Früher trieb man zu diesem Zweck Tiere, besonders Pferde [* 14] und Esel, in den Teich; jetzt füllt man Blut frisch geschlachteter Tiere in einen Flanellbeutel, auf dessen Außenseite sich die Egel festsaugen. Beim Herannahen des Spätherbstes versetzt man die Blutegel aus dem Zuchtteiche in einen kleinern Teich mit festem, hellem Lehm- oder Sandgrund. Am besten jedoch bewahrt man den Winterbedarf in Gläsern und Bottichen auf, die mit reinem Teich- oder Sumpfwasser bis zu sieben Achtel angefüllt und mit Leinwand zugebunden werden.
Auf 1 l Wasser rechnet man 32 Blutegel, die keiner weitern Nahrung bedürfen, als öfterer Erneuerung des Wassers, etwa alle acht Tage. Das frische Wasser muß mit dem abzugießenden gleiche Temperatur haben und wird mittels eines Trichters, der bis auf den Boden des Gefäßes reicht, langsam eingegossen. Der Aufbewahrungsraum muß dunstfrei sein; allmähliche Kälte und zuletzt strenger Frost schaden nichts. In Ermangelung von Teichen kann man die Blutegel auch in großen Kübeln ziehen.
Bei der Versendung müssen die Blutegel gehörig feucht erhalten und täglich einmal auf eine halbe Stunde in fließendes Wasser gebracht werden. Auf weitere Entfernungen befördert man sie am sichersten in Beuteln von nicht allzu fester Leinwand, die in reinem Flußwasser gewaschen, mit etwas Moos oder Mooserde gefüllt und gehörig durchfeuchtet sind. Stölter fand beim Transport des deutschen Blutegels nach Südamerika [* 15] nur 4 Proz. Verlust, bei andern Arten bis zu 60 Proz. -
Vgl. Egidy, Die Blutegelzucht
(Zittau
[* 16] 1844);
Stölter, Praktische Resultate der Blutegelzucht
(Hildesh. 1860);
Landois, Eine westfälische Blutegelzucht
im
«Zoologischen Garten»
[* 17] (Frankf. 1877).