Blumenkohl
oder
Carfiol
(Brassica oleracea botyris
L., s.
Tafel: Gemüse I,
[* 1]
Fig. 10) ist eine Form des Gemüsekohls (s.
Brassica), deren gesamter
Blütenstand
[* 2] durch Wucherung des Zellgewebes und teilweise Verwachsung zu einem
fleischigen, weißen, dichten
Kopfe verschmilzt, der von flachen, eng anliegenden
Blättern umschlossen ist. Dieser jugendliche
Blütenstand
(Käse,
Blume genannt) ist es, welcher für die Küche benutzt und als das feinste aller Kohlgemüse geschätzt
wird. Wo der Blumenkohl
zuerst angebaut wurde, ist nicht mehr nachweisbar; doch deuten verschiedene Umstände
auf Südeuropa, besonders
Italien
[* 3] hin. Von Genua,
[* 4] wohin er gegen das Ende des 16. Jahrh. von der
Insel Cypern
[* 5] gekommen sein
soll, verbreitete er sich über das Festland, zunächst über
Holland und
Frankreich. In
Deutschland
[* 6] ist er seit etwa 200 Jahren
in Kultur. Einzelne Orte sind wegen ihrer Blumenkohl
kultur berühmt, so Walcheren
(Holland),
Erfurt,
[* 7]
Bamberg,
[* 8] Kopenhagen.
[* 9] In neuerer Zeit wird in
Algier und Südfrankreich sehr viel Blumenkohl
gebaut und
¶
mehr
in den Wintermonaten in die nördl. Länder Europas eingeführt. – Von den Kulturformen des Blumenkohl
sind folgende die besten:
Haages allerfrühester Zwergblumenkohl
mit sehr niedrigem Strunke und großer, sehr dichter, schwerer Blume;
Berliner
[* 11] Treibblumenkohl
,
eine etwas höher werdende Sorte;
Erfurter Blumenkohl
, mit höherm Strunke und großer, flacher, weniger fester Blume,
ersterer für das Treibbeet, aber auch fürs freie Land, letzterer besser zur ersten Kultur im Freien zu gebrauchen.
Spätere
Sorten sind: Stadtholder, von Walcheren, großer asiatischer und italienischer oder Frankfurter Riesenblumenkohl
, die größte
und späteste Sorte. Der Blumenkohl
verlangt zum guten Gedeihen einen nahrhaften, tief gelockerten und reichlich gedüngten
Boden und Feuchtigkeit. Deshalb wird der Blumenkohl
im Frühjahr und Herbste gewöhnlich schöner und vollkommener
als im Sommer. Um den Blumen dichtern Schluß und eine feine weiße Farbe zu sichern, biegt man die sie umgebenden Blätter einwärts,
wodurch die Einwirkung von Sonne
[* 12] und Licht
[* 13] abgehalten wird.
Die Hauptsaat erfolgt im März bis April auf ein halbwarmes Mistbeet. Im April oder Anfang Mai werden
die Pflanzen ausgepflanzt und die Ernte
[* 14] erfolgt im Juli bis August. Nach 4‒6 Wochen wird die zweite und im Juni die dritte
Aussaat gemacht. Die zum Treiben im Frühbeet bestimmten Pflanzen gewinnt man aus einer Aussaat Ende August
bis Mitte September. Die jungen Pflanzen werden entweder in einen kalten Kasten pikiert oder ebendaselbst in kleinen Töpfen
durchwintert. Für das Frühbeet eignet sich vornehmlich der Haagesche Zwergblumenkohl
, zur Frühkultur der frühe Erfurter.
Man pflanzt den Blumenkohl
auf Beete, und zwar 2‒3 Reihen bei großen Sorten, 3‒4 Reihen beim Zwergblumenkohl
bei einer Entfernung von 50 bis 60 cm in den Reihen. Junge Pflanzen vertragen ein mehrmaliges Pikieren recht gut und werden
dadurch nur stämmiger und kräftiger. Sie können auch ziemlich groß verpflanzt werden. – Dem Blumenkohl
nahe
verwandt ist der Spargelkohl oder Broccoli (Brassica oleracea L. asparagoides). Er stammt aus Italien, wo
er mit Vorliebe gebaut wird und auch wohl besser gedeiht als in nördl. Ländern. Er unterscheidet sich von jenem durch seine
Größe und durch wellig gerandete Blätter, ferner durch die unvollkommene Verwachsung des Blütenstandes und durch die Färbung
desselben. Von den verschiedenen Sorten ist der violette ital. Spargelkohl die beste. Die größern Sorten
bilden eigentlich keine geschlossenen Köpfe, sondern nur eine Menge seitlicher Blütensprosse, die, geschält und als Salat
genossen, im Aussehen und Geschmack dem Spargel ähnlich sind. In Deutschland wird er nur wenig gebaut.