Blumenbach
,
Johann
Friedrich, Naturforscher, geb. zu Gotha,
[* 2] studierte in
Jena
[* 3] und
Göttingen,
[* 4] wurde hier 1776 außerordentlicher
Professor der
Medizin und Inspektor der Naturaliensammlung, 1778 ordentlicher
Professor.
Fast 60 Jahre hindurch hielt er seine
von Zuhörern aller
Nationen besuchten Vorlesungen über
Naturgeschichte, vergleichende
Anatomie,
Physiologie und Geschichte
der
Medizin und wurde als der
Magister
Germaniae von den
Freunden der Naturkunde gefeiert. Er trat 1835 in
den
Ruhestand und starb Blumenbachs
Einfluß erstreckte sich fast auf alle
Zweige der
Naturforschung.
Die
Zoologie erhob er in
Deutschland
[* 5] zuerst zu einer wissenschaftlichen Bedeutung, indem er sie noch vor
Cuvier (seit 1785) in unmittelbare
Verbindung mit der vergleichenden
Anatomie brachte und dadurch klare
Anschauungen und feste
Begriffe vom
Wesen und von der
Verwandtschaft der
Tiere vermittelte.
Sein »Handbuch der
Naturgeschichte« erlebte 12
Auflagen
(Götting.
1780-1830). Seine Abhandlung Ȇber den
Bildungstrieb und das Zeugungsgeschäft«
(Götting. 1781, 3. Aufl. 1791) sowie
seine »Institutiones physiologicae« (das. 1787, 4. Aufl.
1821; deutsch von Eyerel,
Wien
[* 6] 1789 u. 1795) gaben vielfache neue Anregungen. Am meisten machte sich aber Blumenbach
verdient
um die vergleichende
Anatomie, welcher er durch seine Vorlesungen und
Schriften in
Deutschland zuerst Eingang verschaffte.
Sein
»Handbuch der vergleichenden
Anatomie und
Physiologie«
(Götting. 1804, 3. Aufl. 1824) ist beinahe in alle
Sprachen
Europas übersetzt worden; historisch noch bedeutsamer sind die diesem Werk vorausgegangenen und in dasselbe aufgenommenen
Monographie. Blumenbachs
Doktordisputation
»De generis humani varietate nativa«
(Götting. 1775, 4. Aufl. 1795; deutsch von
Gruber, Leipz. 1795) leitete den
Kampf über die Arteinheit und Abstammung des Menschengeschlechts von
Einem
Paar ein.
Seine weltberühmt gewordene Schädelsammlung gab den
Stoff zu den Abbildungen von Rasseschädeln in der »Collectio craniorum
diversarum gentium«
(Götting. 1790-1828, 7
Dekaden) und einer
»Nova pentas collectionis suae craniorum« (das. 1828; neu hrsg.
von H. v.
Jhering,
Wien 1873).
Höchst wertvolle anatomische und physiologische
Beobachtungen sind ferner
niedergelegt in Blumenbachs
»Kleinern
Schriften zur vergleichenden
Physiologie,
Anatomie und
Naturgeschichte« (übersetzt von
Gruber, Leipz. 1805);
in den »Beiträgen zur Naturgeschichte« (Götting. 1806 u. 1811, 2 Bde.);
in der »Medizinischen Bibliothek« (das. 1793-95, 3 Bde.);
in der »Geschichte und Beschreibung der Knochen [* 7] des menschlichen Körpers« (das. 1786, 2. Aufl. 1807).
Blumenbachs
Vortrag war anregend und lebendig; er wußte selbst trocknen Gegenständen eine interessante Seite abzugewinnen
und durch Mitteilungen eigner
Beobachtungen die Zuhörer
an sich zu fesseln.
Vgl.
Marx, Andenken an Blumenbach
(Götting. 1840), und
»Göttinger
Professoren« (anonym, Gotha 1872).