Blüte
(Flos), nach gewöhnlichem Sprachgebrauch alle diejenigen auch äußerlich auffallend von den übrigen abweichenden Teile einer Pflanze, welche zur Erzeugung der Samen oder diesen analoger Reproduktionsorgane bestimmt sind. Während dieser Sprachgebrauch einen strengen Unterschied zwischen den der geschlechtlichen Zeugung dienenden Organen bei den Phanerogamen und denjenigen bei den Kryptogamen nicht gestattet, spricht man in der Botanik von einer Blüte nur bei den Phanerogamen und gelangt, weil Ort und Ausbildung der Blüten hier im wesentlichen die gleichen sind, zu einer ebenso kurzen wie allgemein zutreffenden Definition der Blüte. Man versteht darunter einen einfachen Sproß oder ein Sproßende, an dessen Blättern die Geschlechtsorgane ausgebildet sind. Die Fähigkeit der Pflanze, gewisse ihrer Sprosse in der angegebenen Weise zu metamorphosiert, ist allein den Phanerogamen eigen und beruht auf der allgemeinern, eben nur hier vorkommenden Erscheinung der sogen. Metamorphose des Blattes; die Blüte ist ein Teil der Hochblattregion des Stengels (vgl. Blatt, S. 1017). Die beiden Geschlechtsorgane, welche hiernach die wesentlichen Teile der Blüte ausmachen, sind das Staubgefäß oder Staubblatt (stamen) als männliches und die Samenknospe oder das Eichen (ovulum) als weibliches. Beide Organe zeigen in der ganzen Gewächsreihe die auffallendsten Übereinstimmungen in allen wesentlichen Punkten, sie sind die am wenigsten variabeln Teile der und nur durch die Zahlen und Anordnungsverhältnisse derselben und vornehmlich durch die Ausbildungsweise gewisser andrer zur Blüte gehöriger, aber keine Geschlechtsorgane erzeugender Blätter werden die so mannigfaltigen Formen der Blüte hervorgebracht. Wir finden nämlich in den meisten Fällen außer den mit den Geschlechtsorganen versehenen noch andre Blätter an der Zusammensetzung der Blüte beteiligt, die am wenigsten von der gewöhnlichen blattförmigen Ausbildung abweichen und als Blütendecken bezeichnet werden. Die Stengelglieder, an welchen die zur Blüte gehörigen Blattorgane aufeinander folgend angeordnet sind, sind fast überall äußerst verkürzt, dergestalt, daß sämtliche Blütenblätter dicht zusammengedrängt stehen. Die Gesamtheit dieser Stengelglieder bildet den Blütenboden oder die Blütenachse (receptaculum florale). Es ist nun eine allgemeine Regel, daß die gleichartig ausgebildeten Blattorgane der Blüte rings um die Blütenachse gleichmäßig und in gleichen Abständen verteilt sind, indem sie bald wirkliche Quirle, bald niedergedrückt Spiralen bilden, und daß diese sogen. Blattkreise an der Blütenachse hintereinander oder wegen der starken Verkürzung der letztern umeinander geordnet erscheinen. Fig. 1 zeigt eine ideale Darstellung einer vollständigen an welcher der Deutlichkeit halber die einzelnen Blattkreise in widernatürlicher Weise weit auseinander gerückt sind. Der oder die untersten, resp. äußersten Blattkreise der Blüte stellen die Blütendecke dar, welche häufig aus zwei Blattkreisen von verschiedener Beschaffenheit gebildet wird, einem äußern, dem Kelch (calyx), und einem innern, der Blume oder Krone (corolla). Die Blätter des erstern, die Kelchblätter (sepala), sind meist grün, am Grund breit, nach dem Ende hin zugespitzt und häufig von längerer Dauer; die der letztern dagegen, die Blumenblätter (petala), sind durch meist farbige, zarte Beschaffenheit, durch eine aus schmaler Basis gegen das Ende breiter werdende Gestalt und durch rasche Vergänglichkeit charakterisiert. Wo sämtliche Blätter der Blütendecke einander gleichartig, bald mehr kelch-, bald mehr blumenartig gebildet sind, wo also Kelch und Krone nicht unterschieden werden können, spricht man von einer Blütenhülle (perigonium s. perianthium). Der oder die nächstfolgenden Blattkreise bestehen aus den Staubgefäßen oder Staubblättern, die aus einem fadenförmigen untern Teil und einem beutelförmigen obern Teil, dem Behälter des Blütenstaubes, bestehen. Da diese Blattgebilde die männlichen Organe sind, so nennt man die betreffenden Blattkreise der Blüte das Andröceum. Das Ende der Blütenachse, also die Mitte der Blüte, nehmen ein oder mehrere letzte Blattkreise ein, die entweder selbst an gewissen Stellen die Samenknospen
^[Abb.: Fig. 1. Ideale Darstellung einer Blüte.]
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tragen, oder nur um das mit den letztgenannten Organen besetzte Ende der Blütenachse ein Gehäuse bilden, außerdem aber auch für die Aufnahme des befruchtenden Blütenstaubes eingerichtet sind. Da sie den weiblichen Teil der Blüte ausmachen, so nennt man sie in ihrer Gesamtheit das Gynäceum, die Blätter selbst aber Fruchtblätter oder Karpiden (carpella, carpidia).
Zahlen- und Stellungsverhältnisse der Blütenteile.
Blütendiagramme.
Von größter Wichtigkeit im Bau der Blüte sind die Zahlenverhältnisse der Glieder der einzelnen Blattkreise, und da dieselben bei jeder Gattung und Art oft sich konstant erweisen, so werden sie zu den wichtigsten Momenten für die botanische Systematik. Bisweilen drückt man die Zahlenverhältnisse einer Blüte durch eine Blütenformel, z. B. K5C5A5+5G5 ^[K5C5A5+G5G5], aus, in welcher K den Kelch, C die Blumenkrone, A das Andröceum und G das Gynäceum, die Ziffern die Anzahl der zugehörigen Glieder bedeuten. Aus welcher Anzahl von Gliedern auch ein Blattkreis der Blüte bestehen mag, wir finden immer die letztern in gleichen Abständen voneinander um die Blütenachse angeordnet, und wenn zwei Blattkreise mit gleicher Gliederzahl aufeinander folgen, so alternieren sie, d. h. die Glieder des einen fallen über die Mitte der Zwischenräume zwischen denen des vorhergehenden. Wo von diesen Regeln eine Abweichung besteht, da sind Glieder eines Blattkreises, eventuell ein ganzer Kreis normal unterdrückt, nämlich über die ersten Spuren ihrer Anlage hinaus nicht weiter entwickelt worden und fehlen mithin in der fertigen Blüte. Es gibt Pflanzen, deren sämtliche Blattkreise der Blüte gleichzählig sind.
So ist in diesem Sinn z. B. bei den meisten Monokotyledonen die Dreizahl herrschend: wir finden hier 2 Kreise von Perigonblättern, jeden zu 3 Blättern, desgleichen 2 Kreise von Staubgefäßen, jeden gleichfalls dreigliederig, während der Fruchtblattkreis nur ein einziger, aber wiederum dreigliederiger Kreis ist. Die hat also 6 Perigonblätter, 6 Staubgefäße und 3 Griffel. In ähnlicher Weise herrscht bei den Dikotyledonen die Fünfzahl; die hat dann 5 Kelch-, 5 Blumenblätter, 5 oder 10 Staubgefäße und bisweilen, wenn sich die Fünfgliederigkeit bis dorthin fortsetzt, auch 5 Fruchtblätter. Solche fünfgliederige Blattkreise sind nicht eigentliche Quirle, sondern spiralige Stellungen mit 2/5-Divergenz (vgl. Blatt, S. 1013), in denen man die Aufeinanderfolge der Blätter meist leicht aus der Reihenfolge ermitteln kann, in der diese sich von außen nach innen decken. Die Zahlen- und Stellungsverhältnisse der Blütenteile pflegt man durch eine schematische Zeichnung wiederzugeben, welche den projektivischen Grundriß der Blüte darstellt, das sogen. Diagramm der Blüte. Die bestehenden Figuren 2 und 3 stellen den Grundriß einer Blüte mit lauter dreizähligen und den einer andern mit fünfgliederigen Blattkreisen dar. Wenngleich die Dreizahl unter den Monokotyledonen und die Fünfzahl unter den Dikotyledonen, wenigstens in den Blütendecken, weit verbreitet ist, so gibt es doch in beiden Abteilungen auch zahlreiche Gewächse mit andern Zahlenverhältnissen. In einigen Fällen treten auch die Blütenhüllblätter in viel größerer Anzahl auf, z. B. bei Calycanthus, Cactus, Nymphaea; dann pflegen sie in einer fortlaufenden, freilich sehr seicht aufsteigenden Spirale angeordnet zu sein. In der Blüte von Calycanthus sind sogar sämtliche Blätter in eine fortlaufende Spirale gestellt, so daß die verschiedenartigen Blätter keine abgesonderten Kreise bilden. Eine derartige Blüte heißt acyklisch, eine aus Quirlen zusammengesetzte dagegen cyklisch, und eine aus Spiralen und Quirlen gemischte hemicyklisch.
Da in dem Diagramm die wesentlichen Beziehungen der Blütenteile zu einander auf übersichtliche Weise ausgedrückt werden, so benutzt man es in der systematischen Botanik zur vergleichenden Charakteristik der Pflanzenfamilien. Häufig treten in den Diagrammen verschiedener Pflanzengruppen Verwandtschaftsanalogien auf, welche eine morphologische Erklärung gestatten. Vergleicht man z. B. das Diagramm einer Orchisblüte mit dem einer Liliacee, so findet man bei jener von den sechs in zwei dreigliederigen Kreisen (Fig. 3) stehenden Staubgefäßen der typischen Monokotylenblüte nur ein einziges, nämlich das vordere des äußern Kreises, ausgebildet, während an der Stelle zweier nach vorn liegender Staubgefäße des innern Kreises zwei Staubgefäßrudimente (staminodia) sich vorfinden und alle übrigen Staubgefäße fehlschlagen. Ein auf derartige Verhältnisse Bezug nehmendes Diagramm nennt man ein theoretisches, während man durch das empirische Diagramm nur das thatsächlich Beobachtete wiedergibt. Sehr wichtig werden die Diagramme auch dadurch, daß sie die Stellung der Blütenteile zu den ihnen vorausgehenden Deck- und Vorblättern, den sogen. Einsatz der Blüte, auszudrücken gestatten. Vgl. Eichler, Blütendiagramme (Leipz. 1875-78, 2 Tle.).
Die einzelnen Teile der Blüte.
Bemerkenswerte Eigentümlichkeiten im Bau der Blüte werden auch durch die verschiedene Form der Blütenachse hervorgebracht. Entweder ist dieselbe ungefähr cylindrisch, wenn auch sehr kurz, und dann befinden sich die Ansatzstellen der einzelnen Blattkreise gerade übereinander, Kelch-, Blumenblätter und Staubgefäße entspringen unterhalb des von den Fruchtblättern ge-
^[Abb.: Fig. 2. Fig. 3. Diagramme von Blüten.]
^[Abb.: Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6. Hypogyne, perigyne, epigyne Stellung der Kelch-, Blumenblätter und Staubgefäße.]
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bildeten Pistills (s. unten) und werden in Bezug hierauf hypogyn genannt (Fig. 4, S. 65). Oder die Blütenachse ist unterhalb der Ansatzstelle der Fruchtblätter ringsum zu einer flachen bis becher- oder krugförmigen Verbreiterung ausgewachsen, auf deren Rande dann erst die Kelch-, Blumenblätter und Staubgefäße entspringen, daher man diese Stellung perigyn nennt (Fig. 5, S. 65). Endlich kann die ganze Blütenachse becherförmige Gestalt annehmen, so daß auch die Fruchtblätter am Rande derselben entspringen. In diesem Fall schließen sich die letztern oberhalb des von der becherförmigen Achse gebildeten Raums zusammen, und der letztere ist dann die sonst von den Fruchtblättern allein gebildete Höhlung, welche die Samenknospen birgt und Fruchtknoten genannt wird (Fig. 6, S. 65). Da hier also der Fruchtknoten unterhalb des Punktes liegt, an welchem die Blütenblätter entspringen, so nennt man diese Stellung epigyn. Die Blütenhülle (perigonium s. perianthium) besitzt in ihrer vollkommensten Form blumenartige Beschaffenheit, wie bei der Tulpe, Lilie etc. In diesem Fall sind die Blätter beider Kreise einander gleichgestaltet oder verschieden, wie z. B. bei der Schwertlilie. Kelchartige Beschaffenheit hat die Blütenhülle z. B. bei den Juncus- und Luzula-Arten, bei Brennesseln, bei der Ulme u. a. Nur als kleine, wenig gefärbte Schüppchen erscheint sie bei der Erle, Eiche, Rotbuche etc. und in ähnlicher unvollkommene Form bei den Gräsern. Die Blüten der letztern sind zwischen zwei Hochblättern, den sogen. Blütenspelzen, eingeschlossen (Fig. 7 b und b'); die Blütenhülle wird erst in Gestalt zweier sehr kleiner Schüppchen sichtbar, wenn man die vordere Blütenspelze entfernt hat (Fig. 8, e e). Noch unvollkommener stellt sich die Blütenhülle dar bei den Arten der Gattung Scirpus, wo sie in Gestalt kleiner, gezähnelter Borsten austritt (Fig. 9). Bisweilen sind die Blätter des Perigons untereinander in ein Ganzes verwachsen, so daß nur ein mehr oder weniger großes Stück ihres obern Teils frei bleibt. Solche Blütenhüllen, wie sie z. B. bei der Hyazinthe, bei Daphne, bei der Ulme (Fig. 10) vorkommen, heißen verwachsenblätterig, in der ältern Botanik auch einblätterig (perigonium gamophyllum s. monophyllum).
Der Kelch (calyx) ist grün oder anders gefärbt, wie bei vielen Ranunkulaceen, wo die Blumenblätter fehlen oder eine andre Ausbildung erhalten, und bei Fuchsia. Die Kelchblätter sind bald von ansehnlicher Größe, meist ganz, seltener fiederförmg geteilt, bald treten sie in ihrer Ausbildung sehr zurück, stellen sehr kleine Zähnchen dar oder fehlen ganz, wie bei den Umbelliferen und den Kompositen, in welch letzterer Familie gewöhnlich ein andres Gebilde an ihrer Stelle steht, die sogen. Haarkrone oder der Pappus (s. d.), der erst an der reisenden Frucht seine völlige Ausbildung erreicht und als metamorphosierter Kelch erscheint. Auch die Kelchblätter sind häufig miteinander verwachsen und bilden einen verwachsenblätterigen Kelch (calyx monophyllus s. gamophyllus), der dann je nach der Länge der freien Enden der Blätter und nach der Zahl derselben zwei- bis vielzähnig, -spaltig, -teilig (calyx bi-, multidentatus, -fidus, -partitus) genannt wird. Beispiele für diese Formen des Kelchs bieten die Nelken und verwandten Gattungen, die Lippenblütler, die Schmetterlingsblütler. Eine eigentümliche Bildung ist der Außen- oder Hüllkelch (epicalyx, s. d.), d. h. ein unmittelbar unter dem Kelch stehender zweiter Kreis kelchartiger Blättchen. In der Regel hat der Kelch eine längere Dauer als die Blume, er ist sogar oft an der Frucht noch vorhanden, ja bisweilen an derselben größer geworden; auch das Perigon zeigt vielfach ein ähnliches Verhalten (vgl. Frucht). Dagegen fällt der Kelch gleichzeitig mit den Blumenblättern nach dem Verblühen ab bei den Kreuzblütlern und schon beim Aufblühen, also vor dem Abfallen der Blumenblätter, beim Mohn.
Die Blume oder Krone (corolla) ist meist vom Kelch durch ansehnlichere Größe, lebhafte Färbung, zarthäutige Beschaffenheit und raschere Vergänglichkeit unterschieden. Wenn die Blumenblätter nicht verwachsen sind, so unterscheidet man ihren untern mehr oder weniger langen, schmalen Teil als den Nagel (unguis) von dem obern brettern, der Platte (lamina, Fig. 11). Die Platte tritt wieder in verschiedenen Formen auf, und ihr Rand ist entweder ganz, oder gezahnt, oder sogar mehr oder weniger tief zerschlitzt, wie bei vielen nelkenartigen Gewächsen (Fig. 11), oder auch tief zweiteilig, wie bei Stellaria. Zwischen Nagel und Platte steht bisweilen aus der Oberseite des Blumenblattes ein schuppenartiges, häutiges Anhängsel, die sogen. Ligula, z. B. bei Arten der Gattungen Silene und Lychnis. Seltener haben die Blumenblätter eine unvollkommene Ausbildung, z. B. als schwach oder nur grünlich gefärbte, an Größe hinter den Kelchblätter zurückstehende, schuppenartige Blättchen bei Arten der Gattungen Ribes und Rhamnus. Sehr häufig sind die Blumenblätter untereinander verwachsen, und es entsteht so die verwachsenblätterige Blume (corolla gamopetala s. monopetala) oder Blumenkrone, die für die ganze Abteilung der Gamopetalen charakteristisch ist. Das untere, aus den verwachsenen Teilen der Blumenblätter bestehende Stück derselben wird die Röhre (tubus), das obere, mehr oder minder ausgebreitete, aus den freien Teilen bestehende Stück der Saum (limbus), die Übergangsstelle zwischen beiden Schlund (faux) genannt. Je nach der Form, den diese beiden Teile haben, heißt die Blumenkrone trichterförmig
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Blüte
nennt man in der Botanik jedes Organ einer Pflanze, das zur Hervorbringung echter Samen bestimmt ist. Da den Kryptogamen echte Samen fehlen, so kann bei ihnen von einer Blüte nicht die Rede sein. Nur den Phanerogamen kommt diese Eigenschaft zu, und man hat sie deshalb auch oft im Gegensatz zu den Kryptogamen als Blütenpflanzen bezeichnet. Die Blüte ist stets als ein Sproß zu betrachten, dessen Blätter, nach der Funktion, die ihnen zufällt, mehr oder weniger umgeändert sind und gewöhnlich gedrängter zusammenstehen als an andern Sprossen. An einer vollständigen Blüte unterscheidet man vier Arten von Blattorganen: die Kelchblätter, Blumenblätter, Staubblätter und Fruchtblätter (s. Fig. 1). Da diese vier Arten von Blättern in den meisten Fällen in Kreisen angeordnet sind, so spricht man auch von Kelchblatt- (k), Blumenblatt- (b), Staubblatt- (s), Fruchtblattkreisen (f).
Den Kelch (calyx) und die Blumenkrone (corolla) faßt man auch unter dem Namen der Blütenhülle (Perianthium) zusammen. Andröceum nennt man die Gesamtheit der Staubblätter, Gynäceum die Gesamtheit der Fruchtblätter. Das Perianthium kann einer Blüte völlig fehlen, und außerdem kann auch entweder das Andröceum oder das Gynäceum fortfallen.
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Je nach dem Vorhandensein oder Fehlen eines oder mehrerer jener vier Blattkreise unterscheidet man mehrere Arten von V. Sind alle Blattformen ausgebildet, so heißt die Blüte vollständig, fehlen dagegen eine oder mehrere davon, nennt man sie unvollständig. Besteht das Perianthium aus gleichartigen Blattformen, so nennt man dasselbe auch Perigonium und eine solche V. eine monochlamydeische oder Perigonblüte im Gegensatz zu jenen, in denen das Perianthium aus Kelch und Blumenkrone besteht, die als dichlamydeische bezeichnet werden. Fehlt das Perianthium vollständig, so heißt die Blüte nackt. Jede Blüte, die zugleich Andröceum und Gynäceum besitzt, mag ein Perianthium vorhanden sein oder nicht, heißt eine einbettige, monoklinische oder Zwitterblüte (^). Fehlt dagegen entweder das Gynäceum oder das Andröceum, so nennt man die Blüte eingeschlechtig zweibettig oder diklinisch und bezeichnet die in denen bloß das Andröceum ausgebildet ist, als männliche (♂), diejenige dagegen, die nur ein Gynäceum besitzt, als weibliche (♀). Außerdem unterscheidet man noch, je nachdem die männlichen oder weiblichen Organe auf demselben oder auf zwei verschiedenen Individuen vorkommen, einhäusige und zweihäusige Blüte. Kommen an einer Pflanze sowohl dikline wie monokline Blüte vor, so nennt man sie vielehig oder polygamisch.
Die Ausbildung der einzelnen Blütenteile ist eine sehr mannigfaltige, und es beruhen auf den Verschiedenheiten, die sich in der Zahl, der Form, der gegenseitigen Anordnung, dem Vorhandensein oder Fehlen der einzelnen Blattformen in der Blüte u.s.w. vorfinden, fast sämtliche systematischen Einteilungen der Phanerogamen in Familien, Gattungen und Arten. Das Linnésche System nahm nur Rücksicht auf die Ausbildung des Andröecums und Gynäceums; die neuern sog. natürlichen Systeme dagegen nehmen auch die Ausbildung der übrigen Blütenteile als Unterscheidungsmerkmale an, beschränken sich aber fast ganz und gar auf die Blüte oder ziehen höchstens noch die Form der Blütenstände (s. d.) mit in ihre Betrachtung. Aus diesem Grunde ist das Studium der ein so wichtiges für die systematische Botanik geworden, und es hat sich infolgedessen eine sehr umfangreiche Terminologie der Blütenform ausgebildet.
Hinsichtlich des Perianthiums unterscheidet man je nach Anzahl und gegenseitiger Anordnung der dasselbe zusammensetzenden Blätter verschiedene
[Abb.: Fig. 2 Bilduntertext: 1. Schematische Darstellung einer vollständigen Blüte. 8. Nackte Blüte (Eiche). 3. Röhrenförmig. 4. Becherförmig. 5. Trichterförmig. 6. Glockenförmig. 7. Krugförmig. 8. Tellerförmig. 9. Radförmig. 10. Lippenblume. 11. Rachenförmig. 12. Maskiert. 13. Zungenförmig. 14. Schmetterlingsblüte. 15. Blüte mit perigynischer Insertion. 12. Blüte um epigynischer Insertion. 12. Blüte mit hyogynischer Insertion. 13. Blattwinkelstäudige Blüte. 19. Endständige Blüte.]
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Formen. Diese einzelnen Blätter können entweder miteinander verwachsen sein oder nicht. Im erstern Falle nennt man den Kelch oder die Blumenkrone verwachsen- oder einblätterig, im zweiten Falle getrennt- oder vielblätterig.
Ebenso wie die einzelnen Teile des Perianthiums verwachsen oder getrennt sein können, so ist dies auch der Fall bei den übrigen Teilen der Blüte, den Staubgefäßen oder Staubblättern und den Stempeln oder Fruchtblättern. In den meisten Fällen stehen die Staubblätter getrennt nebeneinander, und nur bei einigen wenigen Familien, wie z. B. bei den Leguminosen und bei den Malvaceen, findet Verwachsung statt. Gewöhnlich verwachsen sie alle untereinander, seltener in zwei oder mehrere Partien; im erstern Falle heißen sie einbrüderig oder monadelphisch, im letztern je nach der Anzahl der Bündel, zu denen sie verwachsen, zwei- oder mehrbrüderig (di- oder polyadelphisch). Auch kommt es vor, z. B. bei den Orchideen und Aristolochiaceen, daß Andröceum und Gynäceum gegenseitig verwachsen, man spricht dann von mannweibigen oder gynandrischen Blüte. (Näheres über den Bau des Andröceums und Gynäceums s. Staubgefäße, Staubbeutel und Gynäceum.) Sind die Blütenteile gleichmäßig nach allen Seiten hin ausgebildet, so heißt die Blüte regelmäßig oder aktinomorph. Hierher gehört die Mehrzahl der Blüte. Ist die Anordnung und Form der Blütenteile so beschaffen, daß man durch die ganze Blüte eine Ebene legen kann, auf deren beiden Seiten symmetrische Hälften der Blüte liegen, so nennt man dieselbe unregelmäßig oder zygomorph. Zu den aktinomorphen gehören z. B. die Blüte der Campanulaceen, Primulaceen u. s. w., zu den zygomorphen sind zu rechnen z. B. die Blüte der Labiaten, der Orchideen, Schmetterlingsblütler u. s. w.
Die äußere Gestalt der Blüte, die vorzugsweise durch die verschiedenartige Ausbildung des Perianthiums erzielt wird, zeichnet sich durch großen Formenreichtum aus. Die nackten Blüte sind sehr einfach gebaut; so besteht z. B. die Zwitterblüte der Esche nur aus einem Stempel und zwei Staubgefäßen (s. Fig. 2). In den meisten Fällen ist es die Blumenkrone, die den ein charakteristisches Aussehen giebt. Bei den regelmäßig gebauten Blüte unterscheidet man hinsichtlich der Blumenkrone je nach der Gestalt der letztern unter andern röhrige (Fig. 3), becherförmige (Fig. 4), trichterförmige (Fig. 5), glockenförmige (Fig. 6), krugförmige (Fig. 7), tellerförmige (Fig. 8), radförmige (Fig. 9). Die genannten Formen gehören sämtlich den verwachsenblätterigen Blumenkronen an. Unter den zygomorphen Blüte sind die wichtigsten Formen der Blumenkrone bei den verwachsenblätterigen die Lippenblume (Fig. 10), rachenförmig (Fig. 11), maskiert (Fig. 12), zungenförmig (Fig. 13), bei den getrenntblätterigen die schmetterlingsförmige (Fig. 14).
Außer diesen normalen Blattkreisen kommen in manchen auch noch Nebenkreise vor, so ist eine äußere Umhüllung des Kelchs, der sog. Außenkelch, bei einigen Pflanzen vorhanden, z. B. bei der Erdbeere. In der Blumenkrone kommen nicht selten ebenfalls noch ein oder mehrere Blattkreise vor, die man in manchen Fällen als Nebenkrone bezeichnet, man findet eine solche bei den Arten der Gattungen Narcissus und Passiflora, hauptsächlich bei den letztern sehr schön ausgebildet. Die Achse, an der alle diese Blattkreise sitzen, nennt man die Blütenachse, auch Blüten- oder Fruchtboden (torus, thalamus, receptaculum). Nach der Gestalt der Blütenachse und der Anfügung der Blütenteile unterscheidet man mehrere Formen. Ist der Blütenboden konvex, halbkugelig, kegel- oder walzenförmig und steht das Gynäceum auf der Spitze, sind die übrigen Blütenteile aber tiefer angefügt, so spricht man von unterweibigen oder hypogynischen Blüte (Fig. 17). Verbreitert sich dagegen die Blütenachse zu einer Scheibe, oder ist sie schwach becherförmig vertieft, sodaß also die Spitze, wo das Gynäceum steht, am Grunde des Bechers liegt, und sind außerdem die übrigen Blütenteile etwa in gleicher Höhe wie das Gynäceum eingefügt, so bezeichnet man die Blüte als umweibige oder perigynische (Fig. 15). Wird die Vertiefung des Blütenbodens stärker, und stehen Perianthium und Andröceum am obern Rande der krug- oder trichterförmigen Vertiefung, also oberhalb des im Grunde der Vertiefung sich befindenden Gynäceums, so sind sie oberweibig oder epigynisch (Fig. 16). Das Gynäceum bezeichnet man bei hypogynischen Blüte als oberständig, bei epigynen als unterständig.
Betreffs der Stellung der an den Achsen, an denen sie stehen, unterscheidet man zunächst Einzelblüten und solche, die zu Blütenständen vereinigt sind; die erstern sind Blüte, die direkt an einem laubblatttragenden Stengel sich befinden. Steht die Einzelblüte (flos solitarius) seitlich an einem Stengel, so heißt sie seiten- oder auch blattwinkelständig (Fig. 18), da sie in diesem Falle stets aus der Achsel eines Laubblattes entspringt; besitzt sie einen deutlichen Blütenstiel, so heißt sie gestielt; ist derselbe nur sehr kurz ausgebildet, so heißt sie sitzend. Schließt ein laubblatttragender Sproß mit einer ab, so heißt sie endständig, z. B. die Blüte von Paris quadrifolia L. (Fig. 19). – Vgl. Schumann, Meine Untersuchungen über den Blütenanschluß (Lpz. 1890).
(Über die Bezeichnungen der Blutenstände s. den Artikel Blütenstand.)
Über die in der Ornamentik s. Blatt.