Bludow
,
Dmitrij Nikolajewitsch,
Graf, russ. Staatsmann, geb. im Gouvernement
Wladimir, stammte aus einer alten Familie, studierte auf der
Universität
Moskau
[* 2] und war Mitglied des
«Arsamas» (s. d.). Seit 1801 im
Staatsdienst, war Bludow
nacheinander Legationssekretär in
Stockholm
[* 3] und
Wien,
[* 4] dann Botschaftsrat und eine Zeit lang Geschäftsträger
in England. Nach
Rußland zurückgekehrt, ward er von
Kaiser
Nikolaus zum
Staatssekretär ernannt. Als solcher
nahm er an der Untersuchung über die Verschwörung von 1825 hervorragenden Anteil und erwarb sich dabei das Vertrauen des
Kaisers
Nikolaus. Bludow
wurde 1837 Minister des Innern, 1839 Justizminister und noch am
Schlusse desselben Jahres Präsident des
Gesetzgebungs-Departements im Reichsrat. In dieser Eigenschaft vervollständigte er die Kodifizierungsarbeiten
Speranskijs
und suchte durch die unter seinem Einflusse entstandenen
Ukase von 1842 und 1847, nach welchen den Hörigen verstattet wurde,
rechtsgültige
Verträge mit ihren Gutsherren zu schließen und Grundeigentum zu erwerben, auf eine Besserung der
Lage des
leibeigenen Landvolks hinzuarbeiten, was indessen nicht gelang, da der
Kaiser seine reformatorischen
Absichten bald
wieder aufgab.
Daneben ward Bludow
zu andern wichtigen
Aufträgen verwendet, so 1846 zu der Mission nach
Rom,
[* 5] wo er über die Verhältnisse der
röm.-kath.
Kirche in
Rußland und das
Konkordat unterhandelte, das 1847 zu stande kam. 1842 erhielt er den Grafentitel. Auch
Alexander Ⅱ. schenkte ihm großes Vertrauen, und neben dem
Grafen Panin gewann Bludow
den größten Einfluß
auf die neue Regierung. Im Sept. 1855 ward er der Nachfolger
Uwarows als Präsident der
Akademie der Wissenschaften, im Jan. 1858 Mitglied
des Hauptkomitees, das zur Durchführung der
Bauernemancipation eingesetzt wurde, und im Jan. 1861 an Orlows
Stelle Präsident
des Reichsrats und des Ministerkomitees.
Als solcher unterzeichnete er 3. März den Akt, der die definitive Abschaffung der Leibeigenschaft aussprach. Er starb zu Petersburg [* 6] 2. März –
Vgl. Kowalewskij, Graf und seine Zeit (russisch, 1. Bd., Petersb. 1866);
Aus der Petersburger Gesellschaft (5. Aufl., Lpz. 1880).
– Seine unvermählt gebliebene Tochter, Gräfin Antonida Dmitrijewna Bludow
, Kammerfräulein der Kaiserin, gest. 19. (7.)
April 1891 in
Petersburg, machte sich daselbst bekannt als eifrige Förderin slawophiler Bestrebungen.