(Blondiaus), Sänger und Dichter des 12. Jahrh., geboren zu Nesle (Picardie), war ein
mehr
Liebling des Königs Richard Löwenherz, den er aus seinen Kriegszügen begleitete. Als sein Herr auf der Heimkehr aus Palästina
vom Herzog Leopold von Österreich in Wien gefangen genommen und auf der Feste Dürrenstein eingesperrt worden, soll Blondel ihn lange
gesucht und endlich dadurch aufgefunden haben, daß er vor Richards Kerker dessen Lieblingslied angestimmt,
worauf der Gefangene mit der zweiten Strophe geantwortet habe. Blondel soll dann nach England zurückgekehrt sein und Richards Auslösung
bewirkt haben.
Diese Erzählung gründet sich auf die Mitteilung einer Chronik von Reims aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrh. (zuletzt hrsg.
von de Wailly, Par. 1876), entbehrt jedoch der geschichtlichen Unterlage und scheint
erst durch Sédaines Oper »Richard Coeur-de-Lion« (Musik von Grétry, 1784) in weitern Umlauf gekommen zu sein. Die unter Blondels
Namen erhaltenen Lieder sind wertlos und uninteressant; sie finden sich bei Tarbé in der »Collection
des poètes champenois«, Bd. 19 (Reims 1862).
de Nesle oder Néele (d. i. Noyelles, wahlscheinlich sein Geburtsort), picardischer Trouvère
des 12. Jahrh.; es
sind von ihm etwa 30 elegante, aber einförmige Lieder erhalten. Der sagenhafte
Menestrel Blondel des Königs Richard Löwenherz (s. d.) von England,
der, als Richard auf der Heimkehr von Palästina von Herzog Leopold von Österreich auf der Feste Dürrenstein eingesperrt war,
den verschollenen König gesucht haben soll, hat mit Blondel nur den Namen gemein; dieser Menestrel soll den
König dadurch entdeckt haben, daß er vor der Feste ein nur ihm und dem König bekanntes Lied sang, worauf Richard sich zu
erkennen gab. Die einzige ältere Quelle für diese Sage ist die zuletzt von de Wailly (Par. 1876) herausgegebene
Chronik von Reims aus der 2. Hälfte des 13. Jahrh.; die Lieder des Trouvère Blondiaus und des Königs Richard («Les œuvres
de Blondel de Néele», hg. von Tarbé, Reims 1862) wissen von jener Sage nichts. In neuerer Zeit ist sie als
Roman (z. B. von Madame Valandon; vgl.
auch Scotts «Ivanhoe») und als Oper (von Händel, 1727; Grétry, 1784; u. a.) verarbeitet worden.
(spr. blongdéll), François, franz. Architekt, geb. 1617 zu Paris, war 1657‒58 franz. Gesandter in Berlin,
wurde 1671 Direktor der neubegründeten Bauakademie, 1683 wegen eines artilleristischen Werkes Maréchal-de-Camp und starb 1686 zu
Paris. Er erbaute daselbst die Thore St. Bernard und St. Antoine. In neuerer Zeit wurde er viel genannt,
weil allem Anschein nach von ihm der Entwurf zum Zeughaus in Berlin stammt. Blondel schrieb das einst berühmte Lehrbuch «Cours d’architecture»
(2 Bde., Par. 1675 u. 1698).