Bleioxyd
PbO entsteht bei anhaltendem Erhitzen von geschmolzenem
Blei
[* 2] an der
Luft, bleibt als Rückstand, wenn man salpetersaures
oder kohlensaures
Blei erhitzt, und wird aus einer kochenden
Lösung von
Bleizucker durch
Kalilauge oder
Kalkwasser gefällt. Bei hüttenmännischen
Prozessen, namentlich beim
Abtreiben des
Silbers, wird Bleioxyd
als Nebenprodukt gewonnen.
Metallisches
Blei, auf dem
Herd eines Flammofens erhitzt, verwandelt sich zuerst in graue
Bleiasche (Bleisuboxyd), welche durch
Aufnahme von mehr
Sauerstoff bald in gelbes Bleioxyd
übergeht. So dargestellt kam das Bleioxyd
als
Massicot in den
Handel und wurde früher häufiger als jetzt, wo es durch
Chromgelb verdrängt ist, als gelbe
Malerfarbe benutzt.
Beim
Abtreiben des
Silbers schmelzt man das
Werkblei auf dem Treibherd ein und zieht eine
Haut
[* 3] aus schwer schmelzbarem
Schwefelblei
und andern fremden
Metallen ab (Abstrich).
Nun beginnt die
Oxydation des
Bleies und zunächst auch die der
noch vorhandenen fremden
Metalle
(Kupfer),
[* 4] durch welche das entstehende Bleioxyd
schwarz erscheint. Nach
Entfernung dieses zweiten
Abstrichs wird das
Gebläse
[* 5] angelassen, und unter dem Einfluß der auf das flüssige
Metall einströmenden
Luft verbrennt das
letztere schnell zu Bleioxyd
, welches schmilzt und durch einen
Einschnitt in der Seitenwand des
Herdes abfließt.
Dies Bleioxyd
bildet die
Bleiglätte
(Glätte,
Lithargyrum), welche meist auf reines
Blei (Frischblei) verarbeitet wird, zum Teil aber
auch als solche in den
Handel kommt. Sie ist nach schnellem Erkalten gelblich
(Silberglätte), nach langsamem Erkalten
¶
mehr
rötlich (Goldglätte, Kaufglätte). Letztere erhält man besonders schön, wenn man die geschmolzene Glätte in konische Eisengefäße gießt und nach langsamem Erkalten die erstarrte obere Schicht durchbricht, damit der noch flüssige Anteil, während er zu roter Glätte erstarrt, hervorquellen kann. Die Glätte bildet dann schöne rote, sanft anzufühlende, leicht zerreibliche Schuppen. Die verschiedenen Produkte sind um so reiner, je sorgfältiger bei der Darstellung die zuerst und die zuletzt gebildete Glätte von der übrigen getrennt wurde.
Sie enthält aber stets etwas Kupferoxyd, welches durch Digestion mit einer Lösung von kohlensaurem Ammoniak ausgezogen werden
kann; sie löst sich in 7000 Teilen Wasser, in Essigsäure, Salpetersäure und sehr verdünnter Salzsäure,
auch in kochender Kali- und Natronlauge und in Kalkmilch. Das spezifische Gewicht des Bleioxyds
ist 9,36, es wird beim Erhitzen
braunrot, nimmt aber beim Abkühlen die ursprüngliche Farbe wieder an. Aus der Luft absorbiert es Kohlensäure, und mit den
Säuren bildet es die Bleisalze; doch tritt es starken Basen gegenüber auch als Säure auf.
Beim Schmelzen verbindet es sich leicht mit Kieselsäure, und das entstandene Silikat löst andre Silikate zu glasartigen Massen,
daher durchbohrt Bleioxyd
hessische Schmelztiegel; beim Kochen der Öle
[* 7] mit Bleioxyd
werden dieselben verseift, und es entstehen die Pflaster.
Beim Erhitzen mit Kohle wird Bleioxyd
leicht reduziert. Bleioxyd dient zur Darstellung von Kristallglas, Flintglas, Straß,
zu Glasuren, als Flußmittel in der Porzellan- und Glasmalerei,
[* 8] zur Bereitung von Firnis, Pflaster, Kitt, Bleizucker, Bleiessig, Bleiweiß
[* 9] und Mennige; die Lösung in Natronlauge (Natronplumbat) dient zur Bereitung von zinnsaurem Natron, zum Schwarzfärben von Horn und
Haaren, zur Imitation von Schildpatt und Büffelhorn (mit dem Schwefel der Haar- und Hornmasse bildet sich
schwarzes Schwefelblei), zur Erzeugung von Regenbogenfarben auf Messing und Bronze
[* 10] etc.