Blausucht
(Cyanosis, Morbus coeruleus) nennt man einen Krankheitszustand, bei welchem sich eine anhaltende bläuliche, bisweilen selbst tiefblaue Färbung der äußern Haut [* 2] sowie der Lippen, der Zunge und Mundschleimhaut zeigt, und welche entweder von einer hochgradigen Beschränkung des ¶
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Gaswechsels in den Lungen oder von mechan. Störungen des Blutlaufs und dadurch bedingter Stauung des venösen (kohlensäurereichen)
Blutes in den Haargefäßen und Venen herrührt, daher die allgemeine Blausucht
besonders organische Herzfehler begleitet. Bei angeborenen
oder in frühester Jugend erworbenen Fällen letzterer Art bildet sich auch der ganze Körper unvollkommen aus.
Die Knochen
[* 4] bleiben dünn, die Nagelglieder der Finger nehmen eine breite, dicke, kolbige Form an u. s. w.
Solche Individuen sind infolge der Überladung des Blutes mit Kohlensäure stets frostig, träge und verdrießlich, erkälten
sich leicht und leiden periodisch an Erstickungsanfällen, denen sie auch zuletzt erliegen.
Die Sektion zeigt Herz- und Lungenfehler verschiedener Art, bei angeborener Blausucht
zuweilen Offenbleiben
der normalerweise nur der ungeborenen Frucht eigenen Blutbahnen, sodaß das Arterien- und Venenblut sich miteindander vermischt.
Die chronische Blausucht
ist unheilbar. Man beschränkt sich hier auf eine symptomatische Behandlung der Anfälle und deren Vermeidung
durch höchste Ruhe und beständigen Aufenthalt in einer warmen, gleichmäßigen Temperatur. Die akuten
blausüchtigen Zufälle aber, welche sich im Gefolge der verschiedensten Krankheiten, besonders der Lungen- und Herzübel,
oder nach verschluckten festen Körpern, oder nach der Einatmung schädlicher (irrespirabler) Gasarten einstellen, fordern
große Aufmerksamkeit und energisches, dem drohenden Erstickungstode vorbeugendes Heilverfahren.