Blaustrumpf
,
früher in
Deutschland
[* 2] Spottname für Aufpasser und Angeber, entstanden daher, daß an manchen
Orten die
Polizeidiener und
Lakaien blaue
Strümpfe trugen. Seit dem 18. Jahrh. ist der
Name Blaustrumpf
gebräuchlich für
gelehrte, schriftstellernde
Damen, namentlich in tadelndem
Sinn für solche, welche über ihren litterarischen Beschäftigungen
ihre mütterlichen und häuslichen
Pflichten versäumen und ihre Gelehrtheit selbstgefällig zur
Schau tragen. Die Bezeichnung
stammt aus
England (blue stockings
), und bezog sich anfangs nur auf
Gesellschaften, an denen
Herren und
Damen teilnahmen, und deren Hauptzweck, unter
Verbannung des
Kartenspiels, geistvolle Unterhaltung war. Als die
Seele dieser
um die Mitte des 18. Jahrh. in
London
[* 3] aufkommenden
Gesellschaften wird der
Gelehrte. Stillingfleet (gest. 1771) bezeichnet,
der aber, sein Äußeres vernachlässigend, stets in blauen Kniestrümpfen erschien.
Dieser Umstand soll den holländischen
Admiral Boscawen während seiner Anwesenheit in
England veranlaßt haben, diese Versammlungen
»Blaustrump
fsgesellschaften« zu nennen, um damit anzudeuten, daß in ihnen
nur
Geist und
Talent, nicht das glänzende Äußere den
Ausschlag gebe. Die Bezeichnung Blaustrumpf
fand seitdem allgemeine Verbreitung,
die üble Nebenbedeutung ist aber erst später und allmählich hinzugetreten.
Vgl. Doran, A lady of the last century (Mrs. Elizabeth Montague, mit einem Kapitel über Blaustrümpfe, Lond. 1873).