Titel
Blattfüßer
(Phyllopoda),
Ordnung der niedern
Krebstiere
[* 2] (Entomostraca), kleine
Tiere von sehr verschiedenartigem
Bau. Meist ist ihr Leib auf dem
Rücken von einem
Schild
[* 3] umhüllt oder mit Ausnahme des
Kopfes, ja selbst ganz und gar in eine
zweiklappige
Schale eingeschlossen. Eine deutliche
Sonderling des Leibes in
Kopf,
Brust und
Hinterleib, sonst bei den
Krebsen allgemein
vorhanden, fehlt hier vielfach. Außer den zwei Fühlerpaaren, welche allen
Krebstieren zukommen, und
den Mundgliedmaßen finden sich noch bis zu 40
Paar breiter, blattförmiger
Beine, sowohl zum
Schwimmen als auch zum
Kauen und
Atmen; von ihnen haben die Blattfüßer
ihren
Namen (sie heißen auch
Kiemenfüßer, da ein besonderer
Abschnitt jedes
Beins eine
Kieme
zum Atmen darstellt) erhalten. Das
Nervensystem und die zusammengesetzten
Augen bieten nichts Besonderes
dar. Die Verdauungsorgane sind einfach gebaut. Das
Herz ist entweder ein langer
Schlauch oder ein kurzer
Sack; das
Blut strömt
in den
Lücken zwischen den
Eingeweiden,
Muskeln
[* 4] etc.
Alle Blattfüßer
sind getrennten
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Geschlechts, meist Männchen und Weibchen auch äußerlich unterscheidbar. Erstere treten minder häufig und gewöhnlich nur zu bestimmten Zeiten auf, befruchten auch lediglich die sogen. Dauereier, d. h. diejenigen Eier, [* 6] bei denen die Entwickelung des Embryos eine Zeitlang (z. B. den Winter hindurch) stillstehen kann, ohne gänzlich aufzuhören, während die sogen. Sommereier auch ohne Zuthun des männlichen Samens ihre Embryos rasch zur Reife gelangen lassen (s. Wasserflöhe).
Die Blattfüßer
leben meist in stehendem süßen, aber auch in salzigem (Salinen-) Wasser. Man kennt sehr viele lebende, jedoch mit
Sicherheit nur wenige fossile Formen. Früher rechnete man hierher auch noch die Trilobiten (s. d.) sowie eine
Anzahl alter Versteinerungen, die aber wahrscheinlich den Schildkrebsen (s. d.) näher stehen. Man trennt sie in 1) Kiemenfüßer
(Branchiopoda) mit drei Familien und 2) Wasserflöhe (Cladocera). Erstere, bis zu einigen Zentimetern lang, haben meist eine
große Anzahl Beine und scheinen in ihrem Bau den ausgestorbenen und bisher noch nicht versteinert aufgefundenen
Urkrebsen nahezustehen.
Sie entwickeln sich entweder noch innerhalb des Muttertiers selbst aus unbefruchteten oder im Freien aus befruchteten Eiern, schlüpfen in sehr einfacher Form als sogen. Nauplien (s. Nauplius) aus und machen dann noch eine lange Reihe allmählicher Verwandlungen durch. Sie leben meist in Süßwasser-, aber auch in Salzlachen, verschwinden aus ihnen bei deren Austrocknen oft gänzlich und erscheinen dann, weil ihre Eier eine sehr lange Zeit entwickelungsfähig bleiben, nach Regengüssen rasch wieder in großen Mengen.
Fossil sind sie schon vom Devon [* 7] her sehr bekannt. Hierher unter andern der Kiemenfuß (Branchipus stagnalis) unsrer seichten Süßwasserlachen, der ihm nahe verwandte Salinenkiemenfuß (Artemia salina) aus Salzlachen (s. Kiemenfuß) sowie der mit dem erstgenannten zusammen vorkommende Kiefenfuß (Apus cancriformis); letzterer (s. Tafel »Krebstiere«) hat sitzende Augen und ein Rückenschild, jene beiden haben gestielte Augen und entbehren des Schildes. In betreff der Wasserflöhe s. d.