Blasensprung
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s. Geburt. ^[= # (lat. partus; frz. accouchement), derjenige Vorgang, durch den die Leibesfrucht des Menschen ...]
Blasensprung
3 Wörter, 25 Zeichen
Blasensprung,
s. Geburt. ^[= # (lat. partus; frz. accouchement), derjenige Vorgang, durch den die Leibesfrucht des Menschen ...]
die Austreibung der Frucht mit den ihr zugehörigen Teilen aus dem Mutterleib. Beim Menschen ist die Geburt mit Rücksicht auf die Zeit, in welcher sie stattfindet, eine Fehlgeburt (s. d.), wenn sie in den ersten 4 Monaten der Schwangerschaft erfolgt;
eine unzeitige, wenn sie von da bis zu Ende des 7. Monats, wo erst die Lebensfähigkeit des Kindes beginnt, eintritt;
eine frühzeitige, wenn sie von da an bis vor Ablauf [* 4] des 10. Mondes oder 9. ¶
Kalendermonats vor sich geht (s. Frühgeburt);
eine rechtzeitige, wenn sie am Ende des 10. Mondmonats erfolgt;
eine überzeitige oder Spätgeburt, wenn sie nach dieser Zeit erfolgt. In Bezug auf den Vorgang ist sie eine regelmäßige oder natürliche, wenn sie von selbst geschieht, und kann als solche nach ihrem Verlauf wieder leicht oder schwer, schnell oder langsam sein;
eine regelwidrige oder künstliche Geburt, wenn sie durch die Hand [* 6] des Geburtshelfers bewerkstelligt wird.
Nach der Zahl der Kinder, welche geboren werden, teilt man die in eine einfache und eine mehrfache ein, und letztere wieder in Zwillings-, Drillings-, Vierlingsgeburten etc. Nach dem Ausgang unterscheidet man die glückliche, in welcher weder Mutter noch Kind Schaden erleidet, von der unglücklichen. Nach dem Teil des Kindes, welcher zuerst geboren wird, welcher also während der ganzen Geburt vorliegt, nimmt man Kopf-, Steiß-, Knie- und Fußgeburten an (s. weiter unten).
In der Querlage kann kein Kind geboren werden, sondern muß dann durch Wendung in eine der schon genannten Lagen gebracht werden, bevor die Geburt stattfinden kann. Bei dem Geburtsvorgang sind zwei Hauptfaktoren ins Auge [* 7] zu fassen, nämlich die Geburtsthätigkeit und der Mechanismus der Geburt Geburtsthätigkeit ist die im mütterlichen Körper stattfindende teils unwillkürliche, teils willkürliche Bewegung, welche auf die Heraustreibung des Kindes hinwirkt. Mechanismus der Geburt ist das Verhältnis, in welchem der Kindskörper zu den Geburtsteilen steht, und die Art und Weise, wie derselbe durch diese getrieben wird.
Die Geburtsthätigkeit ist eine doppelte: eine unwillkürliche und willkürliche. Die unwillkürliche stellt sich als Wehe dar, die willkürliche als das sogen. Verarbeiten der Wehen durch die Bauchpresse. Wehen sind unwillkürliche zeitweise Zusammenziehungen der Gebärmutter [* 8] behufs Austreibung der Frucht; sie sind im Grunde der Gebärmutter am stärksten, im Körper stärker als nach dem Hals hin, so daß dadurch der Muttermund erweitert und die in der Gebärmutterhöhle enthaltene Frucht nach dem Muttermund hin- und durch ihn durchgedrängt wird.
Die Wehen sind mit Schmerz verbunden. Dieser fängt meist in der Lendengegend und im Kreuz [* 9] an und zieht sich drängend nach vorn zu der untern Bauchgegend, durch das Becken zu den äußern Geschlechtsteilen und erstreckt sich endlich bis zu den Schenkeln herab. Er ist aber nie ein anhaltender, sondern ein aussetzender und in gewissen Zwischenräumen wiederkehrender. Im Anfang der Geburt sind die Zwischenräume zwischen den einzelnen Wehen länger, die Wehen selbst dauern aber nur kurz an und sind schwach; mit wachsender Kraft [* 10] der Wehen aber folgen sie auch schneller aufeinander, es verkürzen sich daher die schmerzfreien Zwischenräume, und die einzelne Wehe selbst dauert länger.
Außer den Zusammenziehungen der Gebärmutter wirken bei der auch das Zwerchfell und die Bauchmuskeln mit: ersteres, indem es sich zusammenzieht, um die Bauchpresse wirksam zu machen, letztere, indem sie von vorn und seitlich auf die Gebärmutter drücken. Die Mitwirkung genannter Muskeln [* 11] zur Geburt ist teilweise unwillkürlich, kann aber willkürlich gesteigert und geregelt werden, wodurch das Verarbeiten der Wehen herbeigeführt wird. Es besteht darin, daß die Gebärende unter Anhalten des Atems mit angezogenen Schenkeln und fest aufgestemmten Füßen nach unten drängt, wobei mit vorschreitender Geburt allmählich fast alle willkürlichen Muskeln Anteil nehmen.
Der Geburtsvorgang zerfällt in drei bestimmte, regelmäßig wiederkehrende Zeiträume (Geburtsperioden). Die erste Periode, die Eröffnungsperiode, schließt mit der vollständigen Erweiterung des Muttermundes ab. Dann folgt der Durchtritt des vorliegenden Kindsteils durch das Becken und die äußern Genitalien und darauf die Ausstoßung des ganzen Kindskörpers. Dies ist die Austreibungsperiode. An sie schließt sich die Nachgeburtsperiode, in welcher die Nachgeburt ausgestoßen wird.
Die Eröffnungsperiode beginnt mit dem Eintritt der ersten Wehen, also mit den ersten fühlbaren Zusammenziehungen der Gebärmutter. Die Zusammenziehungen selbst sind mehr lästig und beschwerlich als schmerzhaft und bestehen in einem Gefühl, als werde der Unterleib in seinem ganzen Umfang gepreßt. Zugleich stellt sich ein empfindliches Ziehen in der Beckengegend und im Kreuz ein, welches bis zum Schoß zu gehen scheint. Diese Empfindungen dauern nur kurze Zeit an und kehren nach längern Pausen, allmählich an Stärke [* 12] zunehmend, wieder. Es sind dies die Vorboten der Geburt, vorhersagende Wehen (dolores praesagientes).
Die Wehen werden heftiger, folgen rasch aufeinander und führen zur Erweiterung des Muttermundes als dolores praeparantes oder
vorbereitende Wehen. Während einer jeden Wehe wird das in den Eihäuten sich befindende Fruchtwasser gegen den immer mehr sich
erweiternden Muttermund getrieben, so daß die Eihäute, wie eine kleine Halbkugel gespannt, in die Scheide
hereinragen: »die Blase stellt sich«. Kehren nun die Wehen heftiger und häufiger wieder, so treiben sie die Blase durch den
etwa vier Finger breit geöffneten Muttermund so tief in die Mutterscheide herab, daß sie bis zum Bersten gespannt ist. Bei
wiederkehrenden Wehen springt jetzt die Blase (Blasensprung
), und der Teil des Fruchtwassers, welcher sich
zwischen Kopf und Eihäuten befand, fließt ab. Zuweilen erfolgt der Blasensprung
auch erst später. - In der nun folgenden
Austreibungsperiode werden die Wehen immer heftiger und anhaltender, die freien Zwischenräume zwischen denselben immer kürzer.
Die Gebärende unterstützt sie durch Anstrengungen der willkürlichen Muskeln, insbesondere des Zwerchfelles und der Bauchmuskeln. Diese Wehen treiben den Kopf des Kindes durch die eingerissenen Eihäute in den Muttermund, bis sein größter Umfang von dem Muttermund umgeben wird: »der Kopf steht in der Krönung«. Endlich wird der Kopf so tief in die Beckenhöhle herabgetrieben, daß er hinter der Schamspalte und, während der Wehe, zwischen den Schamlefzen sichtbar wird. Da die Wehen in dieser Geburtszeit das Kind zur Geburt vortreiben, so heißen sie Geburts- oder Treibwehen (dolores ad partum).
Mit dem Austritt des Kindskopfes aus dem Muttermund werden die Wehen äußerst schmerzhaft, setzen anfänglich nur ganz kurz aus und folgen, immer rascher wiederkehrend, zuletzt unmittelbar aufeinander. Der ganze Körper der Gebärenden nimmt daran teil; daher zittern oft Arme, Beine und Unterleib, der Blick wird wild und blitzend, der Atem kurz und keuchend, das Gesicht [* 13] schwitzt heftig, und die Gebärende ist genötigt, laut zu schreien. Diese Wehen heißen Austrittswehen oder, da sie den ganzen Körper erschüttern, Schüttelwehen (dolores conquassantes). Anfangs treiben diese Wehen den Kopf so gegen die Schamspalte, daß die Schamlefzen auseinander weichen, das Mittelfleisch zwischen After und Schamspalte sich ausdehnt und ein Teil des Kopfes äußerlich sichtbar wird: »der Kopf ist im Einschneiden«. Nach der Wehe weicht der Kopf aber wieder zurück, und das Mittelfleisch wird wieder schlaff. Häufigere ¶
und anhaltend drängende Wehen treiben endlich den Kopf so hervor, daß, indem der Hinterkopf sich am Schoßbogen anstemmt, das Gesicht über das Mittelfleisch hervorgleitet; man sagt: »der Kopf ist im Durchschneiden«. Jetzt sind die Wehen am schmerzhaftesten und die Gebärenden in größter Aufregung, bisweilen werden sie auch besinnungslos. Endlich drängt die Wehe den Kopf gänzlich durch die Schamspalte hervor. Nun lassen die Schmerzen etwas nach, und es tritt eine Pause ein. Bald aber folgen neue, minder schmerzhafte Wehen, welche den übrigen Körper meist schnell und leicht austreiben, wobei auch das übrige Fruchtwasser austritt. - Nach einer kurzen Ruhezeit tritt jetzt die Nachgeburtsperiode auf.
Die Gebärmutter zieht sich zusammen, es zeigt eine mehr oder weniger starke Blutung aus den Geschlechtsteilen die Lösung der Nachgeburt an, und es stellen sich wieder Wehen ein, die Nachgeburtswehen, welche zum Ausstoßen der Nachgeburt führen. Hiermit ist die ganze Geburt vollendet, und es beginnt das Wochenbett (s. d.). Die Dauer der Geburt wie ihrer einzelnen Perioden ist höchst verschieden. Die mittlere Dauer einer normalen Geburt dürfte auf etwa 6 Stunden zu veranschlagen sein. Oft dauert die Geburt aber viel länger, 12-24 Stunden, namentlich bei Erstgebärenden. S. Geburtshilfe.
Bei Tieren gehen der Geburt verschiedene Anzeigen vorher: Anschwellen der Scham mit Erweiterung der Schamspalte, Ausfluß [* 15] einer schleimigen Flüssigkeit, Erschlaffung der Kreuzsitzbeinbänder, Einfallen der Kruppe neben der Schwanzwurzel, Anschwellung der Milchdrüsen und Austritt einer zähen gelben Flüssigkeit aus den Zitzenöffnungen. Stuten legen sich gewöhnlich einige Tage vor dem Gebären nicht mehr. Der Eintritt der Geburt gibt sich durch Unruhe des Tiers, öfteres Hin- und Hertreten, öfteres Niederlegen, Wedeln mit dem Schweif etc. kund, welche Erscheinungen, durch schmerzhafte Zusammenziehungen der Gebärmutter (Vorwehen) hervorgerufen, in kürzern oder längern Zwischenräumen wiederkehren.
Beim Beginn der Geburt legen sich Stuten meistens auf die rechte Seite, Schafe [* 16] entfernt von andern mit dem Rücken gegen die Wand; Sauen pflegen sich ein Lager [* 17] zu bereiten. Dann folgen die vorbereitenden Wehen, wobei der Muttermund geöffnet wird und ein Teil der Eihäute in die Scheide eintritt und in dieser wie eine Blase erscheint. Beim weitern Vordrängen der Jungen platzt die Blase, und das Fruchtwasser fließt ab (Wassersprung). Darauf werden die Zusammenziehungen der Gebärmutter stärker, auch das Zwerchfell und die Bauchmuskeln kontrahieren sich stark, und durch diese eigentlichen Geburtswehen wird die Frucht durch Muttermund und Scheide nach außen befördert.
Bei normaler Lage der Frucht treten erst beide Vorderfüße und auf und zwischen diesen liegend der Kopf hervor. Das Durchtreten des Kopfes verursacht den Tieren die größten Schmerzen. Wenn der Kopf herausgetreten ist, halten die Wehen gewöhnlich einen Augenblick an, kehren jedoch bald wieder, wenn das Tier nicht zu sehr erschöpft ist. Bei Stuten wird die Geburt meist sehr schnell, oft in 5-10 Minuten vollendet. Der Nabelstrang reißt in der Regel bei der Geburt oder, wenn das Muttertier nach der Geburt aufsteht, ab; Fleischfresser beißen auch wohl den Nabelstrang ab. Die Oberfläche der Jungen bedeckt eine nasse käsige Masse (vernix caseosa), welche von der Mutter abgeleckt wird.
Werden von einem Tier mehrere Junge geboren, so treten bald nach der Geburt des ersten neue Wehen ein; die folgenden Jungen werden leichter geboren. Bei Stuten folgt bei einer Zwillingsgeburt das zweite Junge nach etwa 10 Minuten, bei Schafen und Ziegen nach etwa ½ Stunde, bei Kühen nach 1-2 Stunden; bei Schweinen folgen die einzelnen Ferkel gewöhnlich in Zwischenräumen von ¼ Stunde, bei Fleischfressern noch schneller aufeinander. Ausnahmsweise werden von Kühen und von Schafen die einzelnen Jungen in Zwischenzeiten von mehreren Tagen geboren.
Die Muttertiere erholen sich nach dem Gebären bald wieder und belecken das Junge. Wenn die Eihäute nicht sofort mit den Jungen ausgeworfen wurden, so treten bald nach vollendeter Geburt wieder Wehen (Nachwehen) ein, um die Eihäute auszustoßen (Nachgeburt). Bei Stuten, Schafen, Schweinen und Fleischfressern folgt die Nachgeburt gewöhnlich sehr bald nach der Geburt, bei Kühen 1-2 Stunden, mitunter aber erst mehrere Tage nachher. Dieselbe ist, namentlich bei Schweinen, schnell zu beseitigen, weil sie sonst zuweilen von den Tieren verzehrt wird. Sauen, welche die Nachgeburt verzehrt haben, fressen hinterher oft die Ferkel. Die Geburt wird beiden Tieren durch Regelwidrigkeiten in der Lage oder Entwickelung der Jungen oftmals sehr erschwert.