1) Kreisstadt im Herzogtum
Braunschweig,
[* 2] am Nordrand des Unterharzes (234 m
hoch) und an der
EisenbahnHalberstadt-Blankenburg,
ist durch die nach dem
Brand von 1836 aufgeführten Neubauten eine sehr freundliche Stadt geworden, hat 2 evangelische und 1 kath.
Kirche, 1
Schloß auf dem Blankenstein, einem 337 m hohen Kalksteinfelsen, mit
Tiergarten (in dem das verfallene
Lustschloß
Luisenburg), 1 schönes
Rathaus, 1
Amtsgericht, 1
Gymnasium, 1 Anstalt für Nervenleidende, 1
Kiefernadelbad,
Wasserleitung,
[* 3] Garten- und Obstbau,
Samenhandel und mit der
Garnison (1 Inf.-Bat.
Nr. 67) (1880) 5117 Einw. (214
Katholiken). Blankenburg ist ein beliebter Aufenthaltsort für Harzreisende und hat in der Umgegend
im O. die Klippenreihe der
Teufelsmauer, mit Aussicht vom Großvaterstuhl (319 m) u. vortrefflichen Sandsteinbrüchen,
im N. den
Regenstein (s. d.), im W. den Ziegenkopf (403 m), mit herrlicher Aussicht
und Wirtshaus, und noch weiter das ehemalige
Kloster Michaelstein (jetzt
Domäne) in reizender Waldlandschaft. Blankenburg bildete früher
unter dem
Namen Hartingau eine
Grafschaft und war
Lehen des
BistumsHalberstadt.
[* 4] Zu Anfang des 12. Jahrh. wurde sie mit der
GrafschaftRegenstein vereinigt, gehörte aber von 1143 bis 1368 einer Seitenlinie der
Grafen von
Regenstein.
Vgl. Leibrock,Chronik der Stadt und des
FürstentumsBlankenburg (Blankenb. 1864).
2)
Stadt in der schwarzburg-rudolstädt. Oberherrschaft,
AmtRudolstadt,
[* 8] an der Rinne und am Eingang in das romantische Schwarzathal,
ist durch eine Zweigbahn mit
Schwarza (Saalbahn) verbunden, hat Wollspinnerei,
Holzwaren-, Holzpappen-,
Schlauch- und Farbenfabrikation,
Sägemühlen, Obstbau,
Sandstein- und Schieferbrüche, eine
Wasserheilanstalt mit
Fichtennadelbad u. (1880) 1889 evang.
Einwohner. Die sanft abfallenden Thalgehänge sind mit zahlreichen
Villen besetzt, die meist nur während der Sommermonate
(Blankenburg ist ein vorzüglicher klimatischer
Kurort) von
Fremden bewohnt werden. Nördlich liegt auf einem 160 m hohen Kalkfelsen
das
SchloßGreifenstein, eine der schönstenRuinenThüringens (s.
Plan derselben bei
Burgen).
[* 9] Von
Heinrich
I. erbaut, war dasselbe von 1275 bis 1583 der Sitz einer Seitenlinie der
Grafen von
Schwarzburg,
[* 10] von welcher die spätern
Fürsten
von
Schwarzburg-Sondershausen abstammen; ihr gehört auch der
GegenkönigKarls IV.,
Günther von
Schwarzburg, an, welcher hier 1304 geboren
wurde.
Heinrich, deutscher Geschichtschreiber, geb. in der
Nähe von
Köln,
[* 11] trat
in das preußische
Ingenieurkorps und leitete 1850-57 den
Bau der Stammburg
Hohenzollern,
[* 12] kam 1857 zum
Generalstab, stieg zum
Major und führte eine Zeitlang ein Infanteriebataillon, nahm jedoch bald unter Ernennung zum
Oberstleutnant den
Abschied. Seitdem
lebt er inBreslau
[* 13] als
Redakteur der
»SchlesischenZeitung«; seine Kriegsberichte und
Kritiken verliehen derselben
1870/71 besondern Wert. Mehrere Jahre war er liberales Mitglied des Abgeordnetenhauses. Er schrieb: »Der deutsche
Krieg von
1866« (Leipz. 1868);
»Die innern
Kämpfe der nordamerikanischen
Union bis zur Präsidentenwahl 1868« (das. 1869).
1,5 km s. Zweisimmen, über
dem Dorfe Bettelried und dem rechten Ufer der Simme in schöner landschaftlicher Lage.
Von den Herren von
Weissenburg erbaut, später Eigentum der Herren von Brandis und Aarburg. 1767 durch eine Feuersbrunst zerstört, bald nachher
aber in modernerem Stil wieder aufgebaut.
Sitz des Amtsgerichtes und des Amtsgefängnisses des obern Simmenthals.
Die dem
Geschlechte derer von Weissenburg verwandten Edeln von Blankenburg stammten wahrscheinlich nicht von hier,
sondern von einer andern, heute verschwundenen Burg gleichen Namens im Amtsbezirk Seftigen.
1) Kreis
[* 15] im Herzogtum Braunschweig, der südöstl. Teil desselben, der im Bereiche des westlichsten Unterharzes und einzelner
Teile des Oberharzes von preuß. Harzanteilen eingeschlossen ist und nur südöstlich an
Anhalt
[* 16] grenzt, hat 474,70 qkm und (1890) 29 356 (14 818 männl., 14 538 weibl.)
E., darunter 840 Katholiken und 36 Israeliten, 3782 Wohngebäude mit 6921 Haushaltungen, 2 Städte, 22 Landgemeinden und umfaßt
die Amtsgerichtsbezirke Blankenburg, Hasselfelde und Walkenried. Von der Gesamtfläche sind 63 Proz.
mit Wald bedeckt. - Mit Ausschluß der ehemaligen Abtei Walkenried bildete Blankenburg, das bis ins 12. Jahrh. der
Hartinggau (Hardago) hieß, eine Grafschaft, die nach dem Tode des letzten Grafen von Blankenburg, Johann Ernst, 1599 als eröffnetes
Lehen an Braunschweig fiel, 1690 LudwigRudolf, dem zweiten SohneAntonUlrichs von Wolfenbüttel, übergeben, 1707 zum Fürstentum
erhoben und bis 1731 selbständig regiert, dann endgültig mit Braunschweig vereint wurde. -
2) am Harz, Kreisstadt im Kreis Blankenburg, dicht am Nordrande des Harzes in 234 m Höhe, an der Linie Halberstadt-Tanne
der Halberstadt-Blankenburger Bahn (Nebenbahn, von Blankenburg nach Tanne
[* 17] Zahnradbahn), Sitz einer Kreisdirektion, eines Amtsgerichts
(Landgericht Braunschweig), der Direktion der Harzer Werke und der Direktion der Blankenburg-Halberstädter Eisenbahn, hat (1890) 7703 (3930
männl., 3773 weibl.) E., in Garnison (540 Mann) das 3. Bataillon (Braunschweig. Leibbataillon) des 92. Infanterieregiments,
Post erster Klasse, Telegraph;
[* 18] eine luth. und eine kleine kath. Kirche, eine schöne Kaserne, Denkmal für
1870-71 auf dem Schnappelnberge, herzoglich luth. Gymnasium (Direktor Müller, 16 Lehrer, 9 Klassen, 240 Schüler) in neuem Gebäude (1877), 2 Bürgerschulen, Altertumsmuseum des Harzgeschichtsvereins im Rathause, städtisches Krankenhaus,
[* 19] Herzog Wilhelm-Hospital, 2 Heilanstalten
für Nervenkranke, Vorschußverein; Kalk-und Ziegelbrennereien, HandelmitBerg- und Hüttenerzeugnissen.
Neuerdings ist Blankenburg als klimatischer Kurort, besonders für Nervenleidende, in Aufnahme gekommen. - Die Stadt wurde 1182 und 1386 verwüstet, 1625 durch
Wallenstein hart bedrängt. Im Siebenjährigen Kriege gewährte ihre völlige Neutralität dem braunschw. Hofe eine sichere
Zuflucht, die auch später, bis Ludwig XVIII. unter dem Namen eines Grafen von Lille
hier fand. - Die Umgebung ist romantisch und historisch höchst interessant.
Südlich von Blankenburg auf einem Sandsteinfelsen, dem Blankensteine (334 m), das in einfachem Stil erbaute Schloß des Herzogs von
Braunschweig mit 150 Zimmern, alten Rüstungen,
[* 20] Trinkgeschirren und ältern Gemälden (unter anderm
ein Christus im Tempel,
[* 21] von 1527). Im S. des Schloßbergs der noch höhere Calvinusberg mit schöner Aussicht. Im NW.
der Stadt befindet sich ein großes Hüttenwerk zur Gewinnung von Roheisen; etwas entfernter das ehemalige Cistercienserkloster
Michaelstein mit sehenswerten Kreuzgängen. Im O. der Stadt ragen die Sandsteinklippen der Teufelsmauer
empor mit bedeutenden Steinbrüchen, und 8 km südöstlich bricht die Bode durch die Granitfelsen der Roßtrappe (s. d.).
Ungefähr 2 km nördlich erhebt sich ebenfalls in den schroffsten Formen eine bis zu 75 m steil aus
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der Ebene aufsteigende zusammenhängende Reihe von Quadersandsteinfelsen, die auf ihrer Ostseite die Ruinen der ehemaligen
BurgRegenstein (295 m) oder Reinstein trägt. Diese soll von König Heinrich Ⅰ. (919–936) erbaut sein; früher gehörte
sie zu den Besitzungen der Grafen von Blankenburg, kam 1628 an Wallenstein und wurde 1670 von Brandenburg,
[* 23] nach
Enthauptung des gegen KaiserLeopold Ⅰ. aufrührerischen Grafen von Tättenbach, trotz des Widerspruchs der braunschw. Herzöge
als verfallenes halberstädtisches Lehen eingezogen. Der Große Kurfürst ließ den Regenstein in eine Festung
[* 24] verwandeln, die 1757 in
die Hände der Franzosen fiel. 1758 gewann sie Friedrich d. Gr. wieder zurück und schleifte sie; nur die
Felsengewölbe und Batterien sind noch erhalten. –
Vgl. Leibrock, Chronik der Stadt und des Fürstentums Blankenburg (Blankenb. 1864).
3) in Thüringen, Stadt im Landratsamt Rudolstadt des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt (Oberherrschaft), 7 km südwestlich
von Rudolstadt, in 230 m Höhe, an der Rinne, kurz vor deren Mündung in die Schwarza, am Ausgange des
romantischen Schwarzathals, an der NebenlinieSchwarza-Blankenburg (4,30 km) der Saalbahn, hat (1890) 2368 evang. E., Post und Telegraph,
mehrere große Gerbereien, zwei Papiermühlen, eine Wollspinnerei, eine Farbenfabrik, eine Holzwaren-, eine Spritzenschlauchfabrik,
Acker-, Garten-und Obstbau und große Sandsteinbrüche, ferner eine Heilanstalt für Nervenkranke (Dr.
Bindseil), Kaltwasserheilanstalt mit Fichtennadelbad und ist klimatischer Kurort (1891: 1812 Kurgäste).
Fröbel gründete hier den ersten Kindergarten. Zu seinem Denkmal wurde hier (Fröbels 100jährigem Geburtstag) der
Grundstein gelegt. Nördlich bei Blankenburg, auf dem 170 m über der Schwarza liegenden Burgberge, die Ruine des Schlosses Greifenstein
(400 m), einst Residenz der Grafen von Schwarzburg-Blankenburg, die Geburtsstätte des GrafenGünther von
Schwarzburg, des Gegenkönigs Karls Ⅳ.
Heinr. von, Publizist und Politiker, geb. in der
Nähe von Köln, ward Ingenieuroffizier im preuß. Heer, leitete 1850–55 den schwierigen Aufbau der Burg Hohenzollern, mit
Zugrundelegung einer dem russ. Artel verwandten socialistischen Organisation. Blankenburg kam 1857 zum Generalstabe,
in dem er bald Major wurde, schied aber nach der Beförderung zum Oberstlieutenant aus dem Dienste.
[* 25] Er siedelte nach Breslau
über und war hier publizistisch thätig, namentlich für die «Schlesische Zeitung», deren polit. und militär. Teil er übernahm.
Selbständige Werke B.s sind: «Der deutsche Krieg von 1866» (Lpz. 1867) und «Die innern
Kämpfe der nordamerik. Union bis zur Präsidentenwahl von 1868» (ebd. 1869);
beide sind erweiterte Artikel aus «Unsere Zeit».
1870–73 war Blankenburg konservatives Mitglied des preuß. Abgeordnetenhauses, wo
er Freihandel und Manchestertum bekämpfte.