Titel
Blankenburg.
1)
Kreis
[* 2] im Herzogtum
Braunschweig,
[* 3] der südöstl.
Teil desselben, der im Bereiche des westlichsten Unterharzes und einzelner
Teile des Oberharzes von preuß. Harzanteilen eingeschlossen ist und nur südöstlich an
Anhalt
[* 4] grenzt, hat 474,70 qkm und (1890) 29 356 (14 818 männl., 14 538 weibl.)
E., darunter 840 Katholiken und 36 Israeliten, 3782 Wohngebäude mit 6921 Haushaltungen, 2
Städte, 22 Landgemeinden und umfaßt
die Amtsgerichtsbezirke Blankenburg
, Hasselfelde und Walkenried. Von der Gesamtfläche sind 63 Proz.
mit
Wald bedeckt. - Mit
Ausschluß der ehemaligen
Abtei Walkenried bildete Blankenburg
, das bis ins 12. Jahrh. der
Hartinggau (Hardago) hieß, eine
Grafschaft, die nach dem
Tode des letzten
Grafen von Blankenburg
,
Johann Ernst, 1599 als eröffnetes
Lehen an
Braunschweig fiel, 1690
Ludwig
Rudolf, dem zweiten
Sohne
Anton
Ulrichs von Wolfenbüttel,
[* 5] übergeben, 1707 zum Fürstentum
erhoben und bis 1731 selbständig regiert, dann endgültig mit
Braunschweig vereint wurde. -
Vgl. Steinhoff,
Geschichte der
Grafschaft
bez. des Fürstentums Blankenburg
, der
Grafschaft
Regenstein und des
Klosters Michaelstein (Quedlinb. 1891).
2) am Harz, Kreisstadt im
Kreis Blankenburg
, dicht am Nordrande des Harzes in 234 m Höhe, an der Linie
Halberstadt-Tanne
der Halberstadt-Blankenburger
Bahn
(Nebenbahn, von Blankenburg
nach
Tanne
[* 6] Zahnradbahn), Sitz einer Kreisdirektion, eines Amtsgerichts
(Landgericht
Braunschweig), der Direktion der Harzer Werke und der Direktion der Blankenburg
-Halberstädter Eisenbahn, hat (1890) 7703 (3930
männl., 3773 weibl.) E., in Garnison (540 Mann) das 3.
Bataillon
(Braunschweig.
Leibbataillon) des 92. Infanterieregiments,
Post erster
Klasse,
Telegraph;
[* 7] eine luth. und eine kleine kath.
Kirche, eine schöne
Kaserne,
Denkmal für
1870-71 auf dem Schnappelnberge, herzoglich luth. Gymnasium (Direktor
Müller, 16
Lehrer, 9
Klassen, 240
Schüler) in neuem
Gebäude
(1877), 2
Bürgerschulen, Altertumsmuseum des Harzgeschichtsvereins im Rathause, städtisches
Krankenhaus,
[* 8]
Herzog Wilhelm-Hospital, 2 Heilanstalten
für Nervenkranke, Vorschußverein; Kalk-und Ziegelbrennereien,
Handel mit
Berg- und Hüttenerzeugnissen.
Neuerdings ist Blankenburg
als klimatischer Kurort, besonders für Nervenleidende, in
Aufnahme gekommen. - Die Stadt wurde 1182 und 1386 verwüstet, 1625 durch
Wallenstein hart bedrängt. Im Siebenjährigen
Kriege gewährte ihre völlige
Neutralität dem braunschw.
Hofe eine sichere
Zuflucht, die auch später, bis
Ludwig XVIII. unter dem
Namen eines
Grafen von Lille
[* 9] hier fand. - Die Umgebung ist romantisch und historisch höchst interessant.
Südlich von Blankenburg
auf einem Sandsteinfelsen, dem
Blankensteine (334 m), das in einfachem
Stil erbaute Schloß des
Herzogs von
Braunschweig mit 150 Zimmern, alten Rüstungen,
[* 10] Trinkgeschirren und ältern Gemälden (unter anderm
ein
Christus im
Tempel,
[* 11] von 1527). Im S. des Schloßbergs der noch höhere Calvinusberg mit schöner Aussicht. Im NW.
der Stadt befindet sich ein großes
Hüttenwerk zur Gewinnung von Roheisen; etwas entfernter das ehemalige Cistercienserkloster
Michaelstein mit sehenswerten Kreuzgängen. Im O. der Stadt ragen die Sandsteinklippen der
Teufelsmauer
empor mit bedeutenden Steinbrüchen, und 8 km südöstlich bricht die
Bode durch die Granitfelsen der Roßtrappe (s. d.).
Ungefähr 2 km nördlich erhebt sich ebenfalls in den schroffsten Formen eine bis zu 75 m steil aus
¶
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der Ebene aufsteigende zusammenhängende Reihe von Quadersandsteinfelsen, die auf ihrer Ostseite die Ruinen der ehemaligen Burg Regenstein (295 m) oder Reinstein trägt. Diese soll von König Heinrich Ⅰ. (919–936) erbaut sein; früher gehörte sie zu den Besitzungen der Grafen von Blankenburg, kam 1628 an Wallenstein und wurde 1670 von Brandenburg, [* 13] nach Enthauptung des gegen Kaiser Leopold Ⅰ. aufrührerischen Grafen von Tättenbach, trotz des Widerspruchs der braunschw. Herzöge als verfallenes halberstädtisches Lehen eingezogen. Der Große Kurfürst ließ den Regenstein in eine Festung [* 14] verwandeln, die 1757 in die Hände der Franzosen fiel. 1758 gewann sie Friedrich d. Gr. wieder zurück und schleifte sie; nur die Felsengewölbe und Batterien sind noch erhalten. –
Vgl. Leibrock, Chronik der Stadt und des Fürstentums Blankenburg (Blankenb. 1864).
3) in Thüringen, Stadt im Landratsamt Rudolstadt [* 15] des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt (Oberherrschaft), 7 km südwestlich von Rudolstadt, in 230 m Höhe, an der Rinne, kurz vor deren Mündung in die Schwarza, am Ausgange des romantischen Schwarzathals, an der Nebenlinie Schwarza-Blankenburg (4,30 km) der Saalbahn, hat (1890) 2368 evang. E., Post und Telegraph, mehrere große Gerbereien, zwei Papiermühlen, eine Wollspinnerei, eine Farbenfabrik, eine Holzwaren-, eine Spritzenschlauchfabrik, Acker-, Garten-und Obstbau und große Sandsteinbrüche, ferner eine Heilanstalt für Nervenkranke (Dr. Bindseil), Kaltwasserheilanstalt mit Fichtennadelbad und ist klimatischer Kurort (1891: 1812 Kurgäste). Fröbel gründete hier den ersten Kindergarten. Zu seinem Denkmal wurde hier (Fröbels 100jährigem Geburtstag) der Grundstein gelegt. Nördlich bei Blankenburg, auf dem 170 m über der Schwarza liegenden Burgberge, die Ruine des Schlosses Greifenstein (400 m), einst Residenz der Grafen von Schwarzburg-Blankenburg, die Geburtsstätte des Grafen Günther von Schwarzburg, [* 16] des Gegenkönigs Karls Ⅳ.