Akademie aufgenommen und 1878 Professor der Ästhetik am Collège de
France. Er starb zu
Paris.
[* 3] Als Kunstschriftsteller
ist er vorzüglich bekannt durch seine Mitwirkung an der «Histoire des peintres
de toutes les écoles» (14 Bde., 1849‒75),
einem mehr durch geistvolle
Darstellung als durch Gründlichkeit ausgezeichneten
Prachtwerk. Ferner schrieb er: «DeParis à Venise» (1858),
(spr. blang),JeanJoseph Louis, franz. socialistischer Publizist und
Historiker, geb. in Madrid,
[* 4] wo
sein
Vater unter
JosephBonaparte Oberfinanzinspektor war, studierte seit 1830 zuParis, wo er in dürftigen
Verhältnissen lebte. Vorübergehend war er Schreiber bei einem
Advokaten, dann in
Arras
[* 5] Hauslehrer. 1834 kehrte er nach
Paris
zurück, war Mitarbeiter an radikalen
Zeitungen und 1837‒38 Chefredacteur des Journals «Le
[* 6]
bon sens». Sodann gründete er 1839 «La
Revue du progrès», worin er vielfach sociale Fragen behandelte: hier erschien auch zuerst
seine berühmte
Abhandlung «Organisation du travail» (besonders Par. 1840 u. ö.;
deutsch, Nordhausen
[* 7] 1847). Er schreibt die
Not der
Massen dem
«Individualismus» und der daraus entspringenden Konkurrenz zu
und verlangt daher das Aufgehen des Individuums in einem «solidarischen»
Verhältnisse, wobei jeder vom
Staat so viel erhalten soll, als er nötig hat.
Die Erkenntnis der
Notwendigkeit einer Umgestaltung der Gesellschaft fordere eine andere «Organisation
der
Arbeit»; zunächst sei es
Aufgabe des
Staates, durch Errichtung socialer Werkstätten (ateliers sociaux, s. Nationalwerkstätten)
Abhilfe zu schaffen. Nach
Ausbruch der Revolution von 1848 wurde Blanc Mitglied der Provisorischen Regierung und setzte den
sog. «Regierungsausschuß für die
Arbeiter» ein, dessen Präsident er selbst war. Dieser Arbeiterkongreß vermochte indes
nichts Haltbares zu schaffen.
Die ihm von den
Arbeitern angebotene Diktatur nahm Blanc nicht an und verlor damit an Geltung. Nach der socialistischen Kundgebung
vom 15. Mai, die im Einverständnisse mit ihm geschehen war, entwich Blanc nach
Belgien
[* 8] und ging von da nach
England.
Außer einer Anzahl polit.
Broschüren und polemischer
Schriften gab er von dort eine in
Paris erscheinende Monatsschrift,
«Le nouveau monde» (1849‒51),
heraus und vollendete seine schon vor 1848 in
Paris begonnene «Histoire de la Révolution
française» (s. unten) auf Grundlage der reichen Broschürensammlung
des
British Museum und der Papiere Puisayés und Goupilleaus. Infolge der Ereignisse vom kehrte Blanc nach
Paris zurück. Am wählte ihn das Seinedepartement zum
Abgeordneten der Nationalversammlung in
Bordeaux,
[* 9] wo er für
die Fortsetzung des
Krieges eintrat; später in Versailles
[* 10] gehörte er zur äußersten Linken.
Die von der Commune aufgestellte Forderung municipaler
Freiheiten erkannte er als berechtigt an, verdammte aber ihre Auflehnung
gegen die Versailler Regierung. Noch 1878 sprach er sich für Abschaffung des
Amtes eines Präsidenten der Republik, des Senats,
des Kultusbudgets, für Absetzbarkeit sämtlicher
Beamten, für absolute
Preß- und Vereinsfreiheit und
allgemeine
Amnestie aus. Mit dem
Antrag auf Amnestierung sämtlicher Communarden drang er zuletzt durch. Er starb in
Cannes und wurde 12. Dez. auf Staatskosten unter großen Feierlichkeiten in
Paris auf dem Friedhof Père-Lachaise beerdigt.
Als demokratischer
Historiker zeigte sich in «Histoire de dix ans, 1830‒40»
(5 Bde., Par. 1841‒44; 13. Aufl.
1883), die außerordentlichen Beifall fand, sodaß in
Frankreich vier
Ausgaben zu gleicher Zeit, in
Deutschland
[* 11] ebensoviel
Übersetzungen
(von
Buhl, 5 Bde., Berl. 1844, Bd. 1 in 2. Aufl.;
Fink, 5 Bde., 2. Aufl., Zür.
1847, u. a.) erschienen. Das Werk war der populärste
Ausdruck aller Klagen und
Beschwerden der Opposition
gegen die Julidynastie. Geringern Erfolg hatte «Histoire de la Révolution française»
(12 Bde., Par. 1847‒62; illustr.
Ausg. in 2 Bdn. 1881), deren erster
Band,
[* 12] eine Reihenfolge histor. und litterar.
Abhandlungen, den socialistischen
Staat für die nächste Zukunft in Aussicht stellte und die ersten
Keime der
Revolution von 1789 noch in die Zeit vor
Luther verlegte. Eine Auswahl der zahlreichen Korrespondenzen, die Blanc aus
London
[* 13] für
Pariser Journale lieferte, bieten die «Lettres sur l’Angleterre»
(4 Bde., Par. 1866‒67),
eine Gesamtausgabe «Dix années de l’histoire d’Angleterre» (10 Bde.,
ebd. 1879‒81) Unter seinen letzten publizistischen
Arbeiten sind zu erwähnen: «Histoire de la Révolution
de 1848» (2 Bde., 1870),
«Questions d’aujourd’hui et de demain» (5 Bde.,
Par. 1873‒84),
seine
Artikel im «Rappel» und
«Homme libre», welches Journal er 1876 gegründet hatte. –
Vgl. Fiaux,L.
(in den «Portraits politiques contemporains», Bd.
2, Par. 1883);
Ludw. Gottfr.,
Romanist, geb. zu
Berlin,
[* 14] aus einer Familie der franz.
Kolonie, besuchte das
Französische Gymnasium daselbst, studierte
an dem damit verbundenen theol. Seminar
Theologie und wurde 1806 Prediger der reform. Gemeinde zu
Halle.
[* 15] Auf den
Verdacht, einer
Verschwörung zum Umsturz der westfäl. Regierung anzugehören, ward er 1811 verhaftet und in
Cassel gefangen
gehalten, bis ihn ein russ. Streifkorps befreite. Als Feldprediger machte er im Blücherschen
Korps die Feldzüge 1814‒15 mit. 1822 wurde er außerord., 1833 ord.
Professor der roman.
Sprachen in
Halle und 1838 (‒60) zweiter Prediger an der Domkirche. Er starb zu
Halle B.s Sprachstudien sind umfassend und gründlich, namentlich die auf
Dantes Werke und die Erläuterungslitteratur
dazu bezüglichen. Seine Hauptwerke sind: «Grammatik der ital.
Sprache»
[* 16]
(Halle 1844),
die
Artikel «Ital.
Sprache», «Dante», «Petrarca» u. a. in Ersch
und Grubers
«Encyklopädie», «Vocabolario Dantesco» (Lpz.
1852) und der «Versuch einer bloß philol. Erklärung mehrerer dunklen und streitigen
Stellen der Göttlichen Komödie» (2 Bde.,
Halle 1860‒65; ital. von Occioni,
Triest
[* 17] 1865);
eine reimlose Jamben-Verdeutschung
der «Göttlichen Komödie» mit Erläuterung
(Halle 1864).
Außer Predigten ist noch das «Handbuch des Wissenswürdigsten
aus der Natur und Geschichte der Erde und ihrer Bewohner» (1824; 8. Aufl., 3 Bde.,
Braunschw. 1867‒69) zu nennen.