Nach der Vollendung des Arsenals in Wien erhielt Blaas den Auftrag, die Ruhmeshalle darin mit Fresken aus
der österreichischen Geschichte zu schmücken, welche er in elf Jahren beendigte. Blaas ist in Fresko und Öl, in der Historien-,
religiösen und mythologischen Malerei wie im Porträtfach tüchtig; seine Zeichnung ist solid, und dabei ermangelt
er auch nicht der koloristischen Begabung. Er ist Professor an der WienerAkademie. Seine »Selbstbiographie 1815-76« wurde von
A. Wolf (Wien 1876) herausgegeben.
3) Julius, Maler, geb. 1845 zu Albano, Bruder des vorigen, kultiviert besonders die Tiermalerei. Selbst ein
gewandter Reiter und tüchtiger Pferdekenner, trug er mit einem ziemlich gewagten Vorwurf: betrunkene slowakische Bauern, die
auf der Heimfahrt einander zu überholen trachten (Museum des Belvedere), durch den kecken Humor und die glückliche Durchführung
des Gegenstandes den ersten Erfolg davon. Dann malte er mit VorliebeFuchs- und Hetzjagden, Reiterhetzen
und Reiterporträte sowie eine Reihe von Genrebildern aus der römischen Campagna.
Karl, Ritter von, Historienmaler, geb. im Dorf Nauders (Tirol) als Sohn eines armen,
aber geschickten Holzschnitzers, wußte sich unter kümmerlichen Verhältnissen emporzuarbeiten. Er begann
mit Illuminieren von Heiligenbildern und dem billigen Konterfeien der Innsbrucker Honoratioren, bis ein Oheim mütterlicherseits
ihm aufhalf. Nachdem er mit großer Kühnheit im 17. Jahr ein Bild: Tullia fährt über den Leichnam ihres Vaters hinweg,
komponiert hatte, bezog er die Akademie in Venedig und widmete sich unter Lipparini dem Genre und dem
Kopieren biblischer Bilder.
Einige Jahre nachher ging er nach Florenz und Rom, wo ihn zunächst Overbeck sehr beeinflußte und für die kirchliche Malerei
gewann, z. B.: das Rosenwunder der heil. Elisabeth und die Rückkehr
des Jakob von Laban (1841, Belvedere in Wien). Dann aber zog er das einträglichere Porträtieren vornehmer
Engländer vor und wurde dadurch zu mehreren Genrebildern angeregt, die stets einen rituellen Charakter haben, z. B.
die sehr gelungene Messe vor Schnittern in der römischen Campagna.
Infolge dreier Altarbilder, welche er für die romanische Kirche in Foth bei Pest malte, wurde
er 1850 Professor an der Akademie
in Wien und führte zunächst in der genannten Kirche eine Reihe von Fresken aus. Sie waren es, die,
da die künstlerische Arbeitsteilung für die Fresken in der Altlerchenfelder Kirche zu Wien unvermeidlich schien, die Aufmerksamkeit
auf B. lenkten, dem die linke Wand des Mittelschiffs und die Hälfte der Kreuzgewölbe für den Freskenschmuck
übertragen wurden.
Nachdem er diesen Auftrag ausgeführt und daneben noch einige religiöse Bilder und ein meisterhaftes Porträt des Kardinal-Primas
von Ungarn (1854) gemalt hatte, vertauschte er 1855 die Professur an der Wiener Akademie mit der an der Akademie in Venedig,
wo er seine Thätigkeit mit dem figurenreichen, preisgekrönten Raub der venetianischen Bräute durch
Korsaren (Ferdinandeum in Innsbruck) begann. Einige Jahre nachher erhielt er den großartigen Auftrag der Fresken in der
Ruhmeshalle des Waffenmuseums in Wien und verwendete auf dessen Ausführung, die ihm mehr vom militärischen als vom künstlerischen
Gesichtspunkt aus vorgezeichnet war, elf Jahre. Es sind 42 größere und kleinere Fresken, im mittlern
Kuppelsaal Scenen aus den siegreichen Kämpfen Österreichs, in welchen die dort aufgestellten Trophäen errungen wurden,
und in der Kuppel Scenen aus der ältern Geschichte Österreichs, Bilder, welche dem Künstler manchen unverdienten Vorwurf
zuzogen. Denn manche derselben sind voll Leben und Stimmung und trotz der ungünstigen Beleuchtung von
bedeutendem Farbeneffekt. In neuester Zeit schuf er neben mehreren Porträten manche Genrebilder und mythologische Scenen,
die, nicht immer im Geiste der Antike aufgefaßt, nur zum Teil Beifall fanden. (Vgl. «Karl
V.», Selbstbiographie, herausgeg. von Adam Wolf, Wien 1876.)
Unter seinen Söhnen, die sich ebenfalls der Malerei widmeten, ist der ältere, Eugen B., geb. zu
Albano, als Genremaler bedeutend. Er erhielt seine künstlerische Ausbildung zunächst vom Vater, dann auf der Akademie in
Venedig, wo er mehrere Preise gewann.
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Später kam er auf die Wiener Akademie, gewann auch hier einen Preis und hielt sich infolgedessen in Rom und Paris auf. Dann
reiste er in Belgien und England und nahm seinen Wohnsitz in Venedig, dessen Romantik er zum Hauptgegenstand seiner Bilder
macht. Sie sind von naiver Auffassung, großer Anmut in der Bewegung und kräftigem, harmonischem Kolorit.
Seine erste Schöpfung, als er kaum 19 Jahre zählte, war die Bekehrung der Rätier durch den heil.
Valentin (Kirche zu Obermais bei Meran); dann folgte der aus Giottos Schule hervorgegangene Dekameron, wo die jungen Florentiner
die Mädchen in der Kirche finden, ein sehr anmutiges, von heiterer Lebenslust erfülltes Bild, das sich
in der Naivität der Erfindung jenen alten Vorbildern nähert und hierin von keinem seiner spätern Bilder erreicht wurde,
selbst nicht von dem herrlichen, vornehm komponierten Kirchgang der Dogaressa (im Besitz des Herzogs von Koburg). Zu den übrigen
gehören z. B.: ein Brautzug in der Marcuskirche eine Partie nach Murano
(im Belvedere) und andre venetianische Volks-, Fischer- und Karnevalscenen, darunter die 1879 in München ausgestellten: Maskenbesuch
in Venedig und Eine ernsthafte Geschichte.
Der zweite Sohn, Julius B., hat sich bis jetzt als Tiermaler bekannt gemacht, namentlich in der Darstellung der Pferde, die
er bald in ruhigem Zustand porträtiert, bald in heftigen Bewegungen vorführt. Auf sein erstes, sehr
flott gemaltes Bild: Wettfahrt betrunkener slowakischen Bauern (1860, Belvedere), folgtenFuchs- und Hetzjagden, Pferdeherden
und Reiterhetzen. Später ging er nach Rom, wo er Genrebilder aus der römischen Campagna malte, und machte dann eine Reise
um die Welt, von der er aber nur eine ziemlich dürftige Ausbeute mitbrachte.
Eugen, Genremaler, Sohn von Karl vonBlaas, geb. zu Albano, wurde von seinem Vater, dann auf der Akademie
zu Venedig und Wien gebildet, besuchte zu Studienzwecken Rom undParis, dann Belgien und England und ließ
sich in Venedig nieder. Nachdem er 1862 mit einem Altarbild, Bekehrung der Rhätier durch den heil. Valentin (Kirche von Obermais
bei Meran), sich in Ruf gebracht, beschäftigte er sich vorwiegend mit venet., überhaupt ital.
Genrebildern; so Scene aus dem «Decamerone» (1867), Kirchgang der Dogaressa (1868; Herzog von Coburg),
[* 17] Brautzug in der Markuskirche, Partie nach Murano (1870; Hofmuseum in Wien), Venetianische Balkonscene (1875), Marionettentheater
im Kloster (1887), Ninetta, Hochzeit in Venedig (1888) u. s. w. Er lebt in Venedig.
Sonst sind von seinen Gemälden zu nennen: Fuchsjagd in der Campagna (1877), Markt in Oberungarn
(1885),Pferde
[* 19] im Freien, Pferdemarkt in Bischofshofen (1888).
Er malte auch lebensgroße Reiterporträte. Blaas lebt in Wien.
Karl, Ritter von, Maler, geb. zu Nauders in Tirol, kam 1830 in das AtelierArnolds in Innsbruck. Hier
trat er bereits 1832 mit der Komposition: Tullia fährt über den Leichnam ihres Vaters, hervor. Darauf ging er nach Venedig,
wo er sich unter Lipparini dem Genrefache zuwandte, und nach Rom, wo Overbeck und dessen Anhänger auf ihn
einwirkten; Früchte davon waren: Rosenwunder der heil. Elisabeth und die Heimkehr Jakobs (1841; Hofmuseum in Wien). Infolge
von drei für die Kirche von Fóth bei Pest gemalten Altarbildern 1850 als Professor an die Akademie zu Wien berufen, vollendete
er die aus 33 Fresken bestehende Ausschmückung der Kirche, wobei er dem Stil der vorraffaelischen Ära
nacheiferte.
Nachdem er 1855 auf der Pariser Weltausstellung einen Preis erhalten für: Karl d. Gr. besucht die Knabenschule (Hofmuseum
zu Wien), ging Blaas als Professor an die Akademie in Venedig und schuf hier 1858 das figurenreiche Gemälde:
Raub der venet. Bräute im 6. Jahrh. (Ferdinandeum in Innsbruck). Hierauf begann er die Ausmalung der Ruhmeshalle im k. k. Arsenal
in Wien, in 42 Darstellungen aus der österr. Geschichte bestehend, woran er 11 Jahre arbeitete. Seit 1866 war Blaas wieder Professor
an der WienerAkademie. Zu seinen letzten Gemälden gehören: die Porträte
[* 20] des Kaisers von Österreich und
der Königin von Spanien,
[* 21] Ekkehard trägt die Herzogin von Schwaben über die
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Klosterschwelle, Die Dorfpolitiker und Die Lotterieschwestern. Blaas starb in Wien. Er hat sein Leben selbst beschrieben
(hg. von A. Wolf, Wien 1876).