Bjelínskij
,
Wissarion Grigorjewitsch, russ. Kritiker, geb. 11. Juni in Sveaberg als Sohn eines Kreisphysikus, besuchte das Gymnasium zu Pensa, bezog 1831 die Universität Moskau, [* 2] wurde 1832 «wegen Unfähigkeit» relegiert und erwarb seinen Unterhalt durch journalistische Arbeiten. Durch seine Beziehungen zum studentisch-litterar. Kreis [* 3] Stankewitschs wurde er mit der Schellingschen Philosophie bekannt, vervollständigte durch eigenes Studium seine ästhetischen, litterar. und sprachlichen Kenntnisse und schrieb 1834 für die Zeitschrift «Molva» eine Aufsehen erregende kritische Übersicht über die russ. Litteratur seit dem 18. Jahrh. in einer Reihe von Artikeln u. d. T. «Litterar. Phantasien, eine Elegie in Prosa». Später wurde er durch Stankewitschs Einfluß Hegelianer. 1834-36 war er Mitarbeiter am «Teleskop»; unter anderm schrieb er für dieses Blatt [* 4] «Über die russ. Erzählung und die Erzählungen Gogols». 1838 übernahm er die Redaktion des «Moskauer Beobachters», der 1839 einging, und war dann Mitarbeiter an den «Vaterländischen Memoiren» in Petersburg. [* 5] Er interessierte sich lebhaft für sociale Fragen und schloß Freundschaft mit Bakunin. 1841 schrieb er eine Reihe von Abhandlungen über Volkslitteratur, 1846 den letzten der 11 Artikel über Puschkin (Bd. 8 seiner Werke). In dieser Zeit stand er auf dem Höhepunkt seiner Thätigkeit, um ihn scharten sich alle bedeutenden jungen Schriftsteller (Turgenjew, Gontscharow, Nekrasow u. s. w.). 1846 reiste er seiner Gesundheit wegen nach Südrußland und wurde nach seiner Rückkehr Mitarbeiter am Nekrasowschen «Zeitgenossen», wo er Verfechter der sog. «natürlichen Schule» war, als deren Begründer ihm Gogol galt. Seine beste Arbeit aus dieser Zeit ist die «Übersicht über die russ. Litteratur des Jahres 1847» (1848). Im Frühjahr 1847 ging er zur Herstellung seiner Gesundheit ins Ausland, starb aber nach seiner Rückkehr 9. Juni in Petersburg. Seine gesammelten Werke erschienen in 12 Bänden Moskau 1859-62 u. ö.). -
Vgl. A. Pypin, Bjelínskij
, sein Leben und Briefwechsel (russisch, 2 Bde.,
Petersb. 1876).