Bittermandelöl
(Oleum Amygdalarum amararum aethereum, frz. Essence d'Amandes amères, engl.
oil of almonds). Unter diesem Namen versteht man im Handel immer das aus den bittern
Mandeln gewonnene,
stark riechende ätherische
Öl, während das geruchlose fette
Öl der bittern
Mandeln stets als süßes
Mandelöl verkauft wird.
Das B. ist in den bittern
Mandeln nicht fertig gebildet enthalten, sondern entsteht erst aus dem darin enthaltenen
Amygdalin
(s. d.) beim Zusammenbringen der
Mandeln mit einer genügenden Menge Wasser. Man preßt zunächst das
fette
Öl ab, rührt den Rückstand mit kaltem Wasser an und destilliert dann mit Dampf das entstandene
Öl ab. Nebenbei erhält
man Bittermand
elwasser, welches den Geruch des B. besitzt, da sich eine kleine Menge von demselben in den mit
¶
mehr
übergehendem Wasser löst. Sowohl das B., als auch das Bittermand
elwasser sind blausäurehaltig und daher giftig; die Blausäure
stammt aus dem Amygdalin, die Menge derselben ist schwankend. Der Hauptbestandteil des B. ist das Benzaldehyd oder der Benzoylwasserstoff.
- 1000 Teile bittere Mandeln geben 7 bis 8 Teile ätherisches Öl. Dasselbe ist anfangs farblos, wird aber
bald gelb, es bricht das Licht stark, ist schwerer als Wasser, siedet bei 180° C. und löst sich leicht in Alkohol; vom Wasser
braucht es ungefähr 300 Teile zur Lösung.
Man bezieht das B. gewöhnlich aus Oberitalien und dem südlichen Frankreich; sehr häufig ist es mit Pfirsichkernöl vermengt, das sich chemisch von dem B. nicht unterscheiden läßt. Man muß das B. in gut verschlossenen und möglichst voll gefüllten Flaschen aufbewahren, da es bei Zutritt der Luft Sauerstoff aus dieser aufnimmt und sich in eine weiße kristallinische Masse von Benzoesäure verwandelt. Verwendung findet das B. zum Parfümieren von Seifen (Mandelseife) und zu medizinischen Zwecken; zur Bereitung von Likören darf nur blausäurefreies B. benutzt werden, d. h. solches B., aus welchem man durch passende Behandlung die Blausäure entfernt hat.
Der Hauptbestandteil des B., das Benzaldehyd, läßt sich auch auf verschiedene Weise künstlich erzeugen, und kommt auch solches künstliches B., aus Toluol (s. d.) bereitet, seit längerer Zeit schon in den Handel. Im Gerüche unterscheidet es sich von dem echten gar nicht, doch ist der Geschmack verschieden. Nicht zu verwechseln mit diesem künstlichen B. ist das Mirbanöl (s. d.), welches häufig auch mit diesem Namen belegt wird, aber eine ganz andere Zusammensetzung hat. Verfälschungen des B. mit Mirbanöl kommen zuweilen vor, lassen sich aber chemisch nachweisen. - Eingangszoll: S. Tarif im Anh. Nr. 5 a. Das Mirbanöl ist zollfrei. Fettes Mandelöl (süßes) Nr. 26 a 1 bezw. 26 a 4.