Bitter
,
Karl Hermann, preuß. Staatsmann, wurde zu Schwedt [* 2] a. O. geboren, studierte in Berlin [* 3] und Bonn [* 4] Jura und Cameralia, wurde 1846 Regierungsrat zuerst in Frankfurt [* 5] a. O., später in Minden, [* 6] und gehörte 1856–60 als preuß. Bevollmächtigter der Europäischen Donaukommission in Galatz an. 1860 wurde er als Oberinspektor der Rheinschiffahrt nach Mannheim [* 7] berufen und 1869 zum Oberregierungsrat für die Finanzabteilung in Posen [* 8] ernannt. Während des Deutsch-Französischen Krieges bekleidete er zunächst die Präfektur des Depart. Vosges und ging dann als Civilkommissar nach Nancy. [* 9]
Nach dem Friedensschluß wurde er als Regierungspräsident 1872 nach Schleswig, [* 10] 1876 nach Düsseldorf [* 11] versetzt; 1877 trat er als Unterstaatssekretär in das Ministerium des Innern und im Juli 1879 als Finanzminister und Mitglied des Bundesrats an Hobrechts Stelle. Als Hauptaufgabe seiner ministeriellen Thätigkeit betrachtete er die weitere Durchführung des mit der Zollgesetzgebung von 1879 eingeleiteten Bismarckschen Steuerreformplans, insbesondere die Stärkung der indirekten Einnahmen des Reichs durch die Einführung des Tabakmonopols sowie durch Erhöhung der Einnahmen aus dem Spiritus [* 12] und aus der Braumalzsteuer. Er bewirkte die Einführung der Börsensteuer und den Abschluß des Vertrags mit der Stadt Hamburg [* 13] wegen des Eintritts der letztern in das deutsche Zollgebiet, nahm an der Verstaatlichung der großen Privatbahnen [* 14] in Preußen [* 15] thätigen Anteil und stellte das Gleichgewicht [* 16] in den Einnahmen und Ausgaben des preuß. Staates wieder her.
Differenzen mit
Bismarck waren die
Ursache, daß er im Juni 1882 seine Entlassung nahm. 1879–82 war Bitter
Vertreter
des Wahlkreises Kreuznach-Simmern im preuß. Abgeordnetenhause. Er starb in
Berlin. Seine schriftstellerischen
Arbeiten auf musikalischem Gebiete erfreuen sich einer wohlverdienten
Anerkennung. Die bedeutendsten derselben sind: «Joh.
Sebastian
Bach» (2 Bde., Berl.
1865; 2. Aufl., 4 Bde.,
1881),
«Mozarts Don Juan und Glucks Iphigenia in Tauris» (ebd. 1866),
«Karl Philipp Emanuel und Wilhelm Friedrich Bach und deren Brüder» (2 Bde., ebd. 1868),
«Über Gervinus' Händel und Shakespeare» (ebd. 1869) und «Beiträge zur Geschichte des Oratoriums» (ebd. 1872). Seine «Gesammelten Schriften» erschienen 1885 (Lpz.). Während seines Aufenthaltes in Schleswig begründete er die Schleswig-Holsteinischen Musikfeste. ^[]