1)
LudwigFriedrichChristian, Philolog und musikalischer
Kritiker, geb. zu
Dessau,
[* 2] wirkte bis 1849 als
Lehrer an verschiedenen Gymnasien (zuletzt als
Direktor des
Gymnasiums in
Wesel)
[* 3] und widmete sich dann der
Musik. Nach kurzem Aufenthalt in
Bonn,
[* 4] begab er sich nach
Köln,
[* 5] wo er 1850 die
»Rheinische Musikzeitung«, drei Jahre später
aber die »Niederrheinische Musikzeitung« begründete, welch letztere er
bis zu seinem
Tod mit ungewöhnlichem
Geschick und Erfolg redigierte. Durch dieses
Blatt
[* 6] sowiedurch seine gleichzeitige
Thätigkeit als Musikreferent der
»KölnischenZeitung« hat Bischoff einen nicht zu unterschätzenden Einfluß
auf die
Hebung
[* 7] der rheinischen Musikverhältnisse ausgeübt.
Hans, Pianist, geb. zu Berlin, bildete sich unter Th. Kullak und Wüerst zum Klavierspieler aus, studierte
1868-72 in BerlinPhilosophie und neuere Sprachen, erwarb 1873 mit der Dissertation über »Bernard von Ventadorn«
(Berl. 1874) die Doktorwürde und wurde gleichzeitig als Lehrer für Klavierspiel an KullaksAkademie angestellt, von welcher
er später an das Sternsche Konservatorium überging. Er starb in Niederschönhausen bei Berlin. Bischoff konzertierte
sehr erfolgreich als Kammermusikspieler (so mit Hellmich in den Montagskonzerten der Berliner
[* 36] Singakademie)
und schrieb noch: »Über die ältere französische Klavierschule«, »Über JohannKuhnausBiblische Geschichte« (Programm-Abhandlung),
bearbeiteteAd. Kullaks »Ästhetik des Klavierspiels« in 2. Aufl. (1876,3. Aufl.
1889) und redigierte eine große Zahl vortrefflicher Ausgaben klassischer und romantischer Werke (für Steingräbers
Verlag).
Gottlieb Wilh., Botaniker, geb. 1797 zu Dürkheim a. d. Hardt, besuchte seit 1819 die Akademie der Künste zu
München, ging aber 1821 nach Erlangen, wo er sich botan. Studien widmete. Nachdem Bischoff seit Herbst 1823 in
seinem Geburtsorte auf kurze Zeit das Geschäft seines Vaters besorgt und seit 1824 als Lehrer zu Heidelberg gewirkt hatte, habilitierte
er sich hier 1825 für die Botanik, wurde 1833 außerord., 1839 ord. Professor und starb Seine Hauptwerke sind:
«Grundriß der mediz. Botanik» (Heidelb. 1831),
«Lehrbuch der allgemeinen Botanik» (3 Bde., Stuttg.
1834‒39),
«Die Botanik in ihren Grundrissen und nach ihrer
histor. Entwicklung» (Stuttg. 1848) und besonders das mit großem Fleiß bearbeitete «Handbuch
der botan. Terminologie und Systemkunde» (3 Bde., Nürnb.
1833‒34),
neben welchem er noch ein kürzeres «Wörterbuch der beschreibenden Botanik» (Stuttg. 1839)
veröffentlichte.
Jos. Eduard Konrad, Romanschriftsteller unter dem Pseudonym Konrad von Bolanden, geb. zu Niedergailbach
in der Rheinpfalz, kam 1841 in das bischöfl. Konvikt zu Speier und studierte seit 1849 Theologie zu München. 1852 in Speier
zum Priester geweiht, wurde er Domkaplan daselbst, später Administrator in Kirchheimbolanden, dann Pfarrer in Börrstadt, 1859 in
Berghausen bei Speier. Seit 1869 lebt er als Schriftsteller in Speier; 1872 ernannte ihn Papst Pius Ⅸ. «in Anerkennung seiner
Verdienste» zum Wirkl. Geh. Kammerherrn. Bischoff erwarb im histor. Roman mit ausgesprochen ultramontaner Tendenz
über Deutschland
[* 37] hinaus einen Namen. Seine ersten Romane: «Luthers Brautfahrt» (Regensb. 1857; 4. Aufl. 1871)
und «Franz von
Sickingen» (ebd. 1859; 3. Aufl. 1871) greifen in heftigster Weise die Reformation und ihre Urheber an, und wollen
«das Volk durch histor. Romane und Novellen über die Geschichtslügen aufklären». Doch tadelte man sie
als «zu extrem und der echten Poesie so wenig wie dem christl. Frieden förderlich», auch in kath.
Kreisen. Es folgten u. a.: «Histor. Novellen über Friedrich Ⅱ. von Preußen
[* 38] und seine Zeit» (4 Bde., Mainz 1865‒66; 2. Aufl.,
Regensb. 1872),
die das Wirken dieses Königs in pamphletartigen Zerrbildern behandeln, «Angela» (Mainz
1866; 2. Aufl., Regensb. 1872),
gegen moderne Naturforschung gerichtet, «Die Freidenker» (Mainz 1866; 2. Aufl.
1872),
«Die Schwarzen und die Roten» (ebd. 1868; 3. Aufl., Regensb. 1873) und «Fortschrittlich»
(Mainz 1870; 2. Aufl., Regensb. 1873),
gegen liberale Bestrebungen in Staat und Kirche gemünzt; ferner: «Gustav Adolf» (4
Bde., Mainz 1867‒70; 3. Aufl. 1880),
«Die Socialen» (ebd. 1891). Die neuern Romane B.s entnehmen Stoff und Tendenz dem seit 1872 von der Centrumspartei
in Deutschland geführten Kampfe für das Vorrecht der Kirche; es traf sie häufige Konfiskation. Eine illustrierte
Volksausgabe seiner Schriften erschien Regensb. 1871 fg. –
Theod. Ludw.
Wilh., Anatom und Physiolog, geb. zu Hannover, studierte seit 1826 zu Bonn und HeidelbergMedizin, war 1832 Assistent
an der Universitätsentbindungsanstalt zu Berlin, habilitierte sich 1833 zu Bonn mit der Abhandlung «Beiträge
zur Lehre
[* 40] von den Eihüllen des menschlichen Fötus» (Bonn 1834) und folgte 1835 einem Rufe nach Heidelberg, wo er 1836 außerord., 1843 ord.
Professor der Physiologie und Anatomie wurde. In derselben Eigenschaft wirkte Bischoff 1844‒55 in Gießen, wo er sich durch Gründung
eines physiol. Instituts und eines anatom. Theaters verdient machte, und 1855‒78 in München. Seit 1878 lebte
Bischoff im Ruhestande; er starb zu München. Er schrieb die Entwicklungsgeschichte der Säugetiere und des Menschen (Lpz.
1842), des Kanincheneies (Braunschw. 1843), des Hundeeies (ebd. 1844), des Meerschweinchens
(Gieß. 1852) und des Reheies (ebd. 1854). Von großer Wichtigkeit war sein
«Beweis der von der Begattung unabhängigen periodischen Reifung und Loslösung der Eier der Säugetiere und des Menschen» (Gieß.
1844) sowie die «Widerlegung des von Dr. Keber bei den
Najaden und Dr. Nelson bei den Ascariden behaupteten Eindringens der Spermatozoiden in das Ei» (ebd. 1854)
und die «Bestätigung des von Dr. Newport bei den Batrachiern und Dr. Barry bei den Kaninchen
[* 41] behaupteten Eindrin- ^[Fortsetzung
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mehr
gens der Spermatozoiden in das Ei» (ebd. 1854). Seine letzte embryologische Arbeit waren die «Histor.-kritischen Bemerkungen
zu den neuesten Mitteilungen über die ersteEntwicklung der Säugetiereier» (Münch. 1877). Eine Reihe von Specialuntersuchungen
über den Unterschied zwischen dem Menschen und den höhern Affen veröffentlichte in den Abhandlungen der bayr. Akademie
der Wissenschaften. In seiner «Commentatio de novis quibusdam experimentis ad
illustrandam doctrinam de respiratione institutis» (Heidelb. 1837) wies er zuerst die
Gegenwart freier Kohlensäure und Sauerstoffs im lebenden Blute nach. Physiol. Inhalts sind auch: «Der Harnstoff als Maß des
Stoffwechsels» (Gieß. 1853) und «Die Gesetze
der Ernährung des Fleischfressers» (Lpz. 1860),
letztere gemeinschaftlich mit Voit verfaßt. Ferner schrieb
er «Die Großhirnwindungen bei den Menschen» (Münch. 1868),
«Studium und Ausübung der Medizin durch Frauen» (ebd. 1872),
«Führer
bei Präparierübungen» (ebd. 1873). -
Vgl. Kupffer, Gedächtnisrede auf Bischoff (ebd. 1884).