(spr. bi-o).
1) Jean Baptiste, Physiker, geb. 21. April 1774 zu Paris, besuchte die polytechnische Schule daselbst, diente einige Zeit in der Artillerie,
studierte dann Mathematik und Naturwissenschaft, lehrte als Professor der Physik zu Beauvais, ward 1800 Professor am
Collège de France, 1804 am Observatorium in Paris und 1806 am Büreau der Längenvermessung angestellt. Er begleitete Gay-Lussac
auf seiner ersten Luftfahrt. Anfang 1806 ging er mit Méchain und Arago nach Spanien, um hier die große Meridianvermessung
Frankreichs fortzusetzen. Zu demselben Behuf begab er
sich mit jenen nach Formentera. Um einige streitige
astronomische Beobachtungen zu berichtigen, ging er 1817 nach den Orkneyinseln, und 1824-25 besuchte er in Angelegenheiten
der Gradmessung wieder Spanien sowie auch Italien. Er starb 3. Febr. 1862 in Paris. Biot vertritt in der Wissenschaft den rein empirischen
Standpunkt und läßt alle philosophische Spekulation beiseite. Er hat durch seine Untersuchungen verschiedener
Zweige die Physik wesentlich gefördert.
Mit Arago führte er die genaueste Messung der Schwerkraft zu Paris aus; von ihm rührt die einzige vorliegende direkte Messung
der Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Schalles in einem festen Körper her. Mit Arago zusammen maß er zuerst die Brechungsexponenten
der Gase, er entdeckte den Unterschied in der Doppelbrechung der einachsigen Kristalle, beschäftigte sich
viel mit den Farbenringen, welche dünne Kristallplatten im polarisierten Licht zeigen, und wurde der Begründer der optischen
Saccharometrie.
Verdienstvoll sind seine Arbeiten über Wärmeleitung sowie üb er Magnetismus und Elektrizität. Die mit Savart vorgenommene
Untersuchung über die ablenkenden Kräfte, welche ein Strom auf eine Magnetnadel ausübt, führten zu dem
Biot-Savartschen Gesetz, welches eine wesentliche Stütze der Ampèreschen Theorie des Magnetismus bildet. Er schrieb: »Analyse
du traité de la mécanique céleste de Laplace« (Par. 1801);
»Essai de géométrie analytique« (das. 1802, 8. Aufl.
1834; deutsch von Ahrens, 2. Aufl., Nürnb. 1840);
»Traité elementare d'astronomie physique« (Par. 1805, 2 Bde.; 3. Aufl.
1841-57, 5 Bde.);
»Traité de physique expérimentale et mathématique« (das. 1816, 4 Bde.);
»Traité élémentaire de physique expérimentale« (das. 1818 bis 1821, 2 Bde.;
deutsch mit Zusätzen von Fechner, 2. Aufl., Nürnb. 1828-29, 5 Bde.).
Biot wurde ferner durch seine optischen Untersuchungen zu einer Theorie der Bewegung der Äthermoleküle
geführt, welche er in den »Recherches expérimentales et mathématiques sur les mouvements des molécules de la lumière
autour de leur centre de gravité« (Par. 1814) niederlegte. Als Historiker veröffentlichte Biot »Mélanges scientifiques et
littéraires« (Par. 1858, 3 Bde.),
worin er das Leben hervorragender Mathematiker und Physiker schilderte. Auch beschäftigte er sich mit der
Astronomie der Ägypter, Inder und Chinesen und veröffentlichte darüber: »Recherches sur plusieurs points de l'astronomie égyptienne«
(Par. 1829);
»Recherches sur l'ancienne astronomie chinoise« (das. 1840) und »Études
sur l'astronomie indienne et sur l'astronomie chinoise« (das. 1862).
Mit Arago verfaßte er »Recueil d'observations
géodésiques, astronomiques et physiques« (Par. 1824).
2) Edouard Constantin, berühmter Sinolog, Sohn des vorigen, geb. 2. Juli 1803 zu Paris, studierte an der polytechnischen Schule
und begleitete 1824 und 1825 seinen Vater auf einer wissenschaftlichen Reise nach Italien. Dann übernahm er die Erbauung einer
Eisenbahn von St.-Etienne nach Lyon, der ersten in Frankreich. Wegen Kränklichkeit zog er sich aus dem Staatsdienst
zurück und begann seine Muße dem Studium des Chinesischen zu widmen. Seit 1847 Mitglied der Akademie, starb er 12. März 1850. Früchte
seiner chinesischen Studien waren zahlreiche Aufsätze im »Journal des savants« und »Journal asiatique« sowie
die größern Werke: »Dictionnaire des villes et arrondissements de l'empire chinois« (Par. 1842);
»Essai sur l'histoire de
l'instruction publique en Chine« (das. 1845, 2
mehr
Bde.) und »Chine et Indo-Chine« (das. 1846). Von seinen Übersetzungen chinesischer Schriften verdient die Bearbeitung der
chinesischen Reichsgeographie »Tcheou-Li« (Par.
1851, 2 Bde.) Hervorhebung.
(spr. bióh), Gustave, belg. Kupferstecher, geb. 1. Jan. 1833 zu
Brüssel, Schüler von Calamatta, erhielt 1855 den großen römischen Preis und später mehrere Medaillen.
Unter seinen
sehr geschätzten Stichen sind zu nennen: vlämische Bauern, nach Madou (mit Calamatta);
die Madonna della Scala, nach Correggio
in Parma (1862);
der Triumph der Galatea, nach Raffael (1875);
der Spiegel, nach Czermak (1872), und Kaiser Franz Joseph von
Österreich, nach Angeli (1873).
(spr. bĭoh), Edouard Constant, Sinolog, Sohn von Jean Baptiste Biot, geb. 2. Juli 1803 zu Paris, trat 1824 in die Polytechnische
Schule, wandte sich dann dem Studium des Eisenbahnwesens zu und übernahm die Erbauung der Eisenbahn von
Lyon nach St. Etienne, der ersten in Frankreich. Wegen zunehmender Kränklichkeit zog er sich jedoch von dieser Thätigkeit
zurück und widmete sich dem Studium des Chinesischen. Seit 1847 Mitglied der Akademie der Inschriften, starb er 12. März 1850. Außer
zahlreichen Abhandlungen für das «Journal des Savants» und
das «Journal asiatique» sind von seinen Werken hervorzuheben: «Dictionnaire des villes et arrondissements de l'empire chinois»
(Par. 1842),
«Essai sur l'histoire de l'instruction publique en Chine» (2 Bde., ebd. 1845-46) und die Übersetzung des «Tcheou-li»
(2 Bde., ebd. 1851-52). Auch übertrug er mehrere andere chines.
Schriften ins Französische.
(spr. bĭoh), Gustave, belg. Kupferstecher, geb. 1. Jan. 1833 zu
Brüssel, wo er bei Calamatta lernte. Zu seinen besten Blättern zählen: ein Stich nach einem slowak. Intérieur von Czermak
(1872), Kaiser Franz Joseph von Österreich nach Angeli (1873) und vor allem Der Triumph der Galathea nach Raffael (1875). -
Vgl.
Hymans in der «Vervielfältigenden Kunst der Gegenwart», Bd. 2 (Wien 1889).
(spr. bĭoh), Jean Baptiste, franz.
Mathematiker und Physiker, wurde 21. April 1774 zu Paris geboren. In der Polytechnischen
Schule gebildet, widmete er sich zuerst dem Artilleriedienst, schied aber bald aus, um Mathematik und Naturwissenschaften
weiter zu studieren. Nachdem er einige Jahre als Professor der Physik zu Beauvais gelehrt hatte, ward
er 1800 Professor am Collège de France, bereits 1803 als Mitglied in die Akademie der Wissenschaften aufgenommen und 1804 beim
Observatorium von Paris, 1806 am Längenbureau angestellt.
Seit 1809 lehrte er auch als Professor der physik. Astronomie an der Pariser Universität. In Angelegenheiten
der Gradmessung machte er Reisen nach Spanien (1806-8), Schottland und den Orkadischen Inseln (1817) sowie abermals nach Spanien
und Italien (1824-25) und starb 3. Febr. 1862 zu Paris. B.s Lehrbücher haben auch außerhalb Frankreichs Anerkennung und Verbreitung
gefunden. Dahin gehören vor allem der «Essai de géométrie
analytique» (Par. 1805 u. ö.; deutsch von Ahrens, 2. Aufl., Nürnb. 1840),
der «Traité élémentaire d'astronomie physique»
(2 Bde., Par. 1805; 3. Aufl., 5 Bde.,
1841-57),
der «Traité de physique expérimentale et mathématique» (4 Bde.,
ebd. 1816) und der «Précis élémentaire de physique expérimentale» (ebd.
1817; 3. Aufl., 2 Bde., 1823;
deutsch mit Zusätzen von Fechner, 2. Aufl., 5 Bde.,
Lpz. 1828-29). Unter B.s eigentlichen Forschungen sind zunächst seine geodätischen Arbeiten hervorzuheben, die er im Interesse
der erwähnten Gradmessungen ausführte, und bei denen er ungewöhnliche Ausdauer und eminenten Scharfsinn bekundet hat.
Seine wichtigsten und einflußreichsten Leistungen gehören jedoch der Optik, speciell der Lehre von der
Brechung des Lichts und von der Polarisation an. Die betreffenden Abhandlungen sind meist in den Mitteilungen gelehrter Körperschaften
und in Fachzeitschriften enthalten. Außerdem rühren von Biot her eine Darstellung des Prozesses des Galilei, die «Mélanges
scientifiques et littéraires», worin er das Leben hervorragender Mathematiker und Physiker schildert,
«Recherches sur plusieurs points de l'astronomie égyptienne» (Par. 1823),
«Recherches sur l'ancienne astronomie chinoise»
(ebd. 1840) und «Études sur l'astronomie indienne et sur l'astronomie chinoise»
(ebd. 1862).