Bimsstein.
Unter dem gemeinsamen
Namen Bimsstein
versteht man an den nordeuropäischen
Küsten angeschwemmtes
Material verschiedener Art, das seit langer Zeit beobachtet worden und bereits 1762 in einer
Schrift des
Pfarrers
Hans Ström
erwähnt ist. Spätere Beobachter versuchten unter Berücksichtigung der von den Geographen und Reisenden ermittelten
Meeresströmungen
[* 2] diese angeschwemmten
Brocken aufbestimmte Ursprungsstätten zurückzuführen.
Bäckström hat nun das
Material einer vergleichenden
mikroskopischen Untersuchung und der chemischen
Analyse unterworfen und ist zu beachtenswerten
Resultaten
gelangt, indem er es mit derartigem
Material aus Gebieten verglich, welche durch die
Meeresströmungen mit den nordeuropäischen
Küsten in
Verbindung stehen. Er konnte auf diese
Weise die Ursprungsländer teils vollkommen sicherstellen, teils sehr wahrscheinlich
machen. So stammen, wie er zeigt, gewisse
Schlacken unzweifelhaft von den Kokshochöfen von
Clarence bei
Middlesborough an der Ostküste
Englands her.
Für diesen Ursprung spricht die vollkommene Identität der angeschwemmten Schlacken mit denjenigen, welche bei Middlesborough in das Meer geworfen werden, und welche sich von allen andern Hochofenerzeugnissen leicht unterscheiden lassen. Sie breiten sich über die Küsten von Südengland, Holland, Deutschland, [* 3] Dänemark, [* 4] Schweden [* 5] und Norwegen aus und erreichen den nördlichen Teil der letztgenannten Küste. Sie sind nachweislich verhältnismäßig jüngern Datums, was wieder mit der Thatsache übereinstimmt, daß in Middlesborough seit etwas über 50 Jahren ein und dasselbe Erz verhüttet wird, weshalb auch die Schlacken konstante Beschaffenheit besitzen.
Von den schaumigen, porösen Erzeugnissen vulkanischer Thätigkeit, den echten Bimssteinen, konnten mehrere verschiedene Arten durch die Untersuchung festgestellt werden, darunter solche, die mit Sicherheit auf Island [* 6] als Ursprungsland hinweisen. Die interessantesten sind aber diejenigen, welche sich auf keins der von der bekanntesten und gewaltigsten Meeresströmung berührten Vulkangebiete zurückführen lassen, sondern entweder von der Azoreninsel San Miguel herrühren müssen oder von einem bisher unbekannt gebliebenen polaren Vulkangebiet oder endlich von der Westküste Amerikas, in welch letzterm Fall sie durch die Beringstraße westwärts nach Grönland, Spitzbergen und Norwegen getrieben werden müßten. Bekanntlich sind an den genannten Küsten mehrfach aus Sibirien stammende Treibhölzer gesammelt worden; auch hat man seiner Zeit bei Julianehaab an der südlichen Westküste Grönlands Gegenstände Der Jeanette drei Jahre nach ¶
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deren Untergang aufgefunden. Es ist aber bekannt, daß dies Schiff [* 8] bei Wrangelland einfror, vom Eis [* 9] nach den Neusibirischen Inseln getrieben wurde und dort sank. Diese und viele andre Thatsachen machen es wahrscheinlich, daß als Ursprungsland für einige an die Küsten Nordeuropas angeschwemmte, in ihrer Beschaffenheit und Zusammensetzung mit den Produkten der westamerikanischen Vulkane [* 10] durchaus identische Bimssteine jenes gewaltige, vom höchsten Norden [* 11] bis zum äußersten Süden sich erstreckende Vulkangebiet der Neuen Welt zu betrachten sei. Auch Nansen ist zu einem ähnlichen Ergebnis gelangt, indem er annimmt, daß es eine von den Neusibirischen Inseln ausgehende, quer über die unbekannte Polargegend nach Grönland führende Strömung gebe, welche er bei seiner nächsten Polarreise seinem Zweck dienstbar machen will.