Bildungstrieb
(Nisus formativus), ein von Blumenbach dem allgemeinen Leben und Schaffen der Natur zu Grunde gelegtes Prinzip der Stoff- und Formbildung, als dessen drei Formen man die Erzeugung, Ernährung und Reproduktion bezeichnete. Der Begriff, welchen man sich von dem Agens desselben oder dem höchsten Bildungsprinzip machte, hat aber hiermit eigentlich nur den Namen gewechselt; denn die Urkraft, Platons schaffende Idee, Stahls Seele, die Anima plastica und Idea plastica s. seminalis andrer Philosophen und Physiologen enthielten ganz entsprechende Begriffe.
Man verfiel dabei immer in den Fehler, daß man jenen Trieb als eine von den allgemeinen Lebensfunktionen abgeänderte, für sich thätige Potenz (Lebenskraft; Idee der Gattung) dachte, während der sogen. biologische von den übrigen (mechanischen, physikalischen, chemischen) Naturprozessen nicht der Art, sondern nur der Kombination und Komplikation nach unterschieden ist.
Vgl. für den Bildungstrieb:
Blumenbach, Über den Bildungstrieb
(Götting. 1791);
Suringar, De nisu formativo (Leiden [* 2] 1824);
gegen
den Bildungstrieb:
Lotze,
Artikel
»Lebenskraft« in
Wagners »Handwörterbuch der
Physiologie« sowie dessen
»Medizinische
Psychologie« (Leipz. 1852) und
»Physiologie des körperlichen
Lebens« (das. 1851).