(Behar, von wihara, d. h.
Kloster),
Provinz in der britisch-ostind.
PräsidentschaftBengalen, im W. des eigentlichen
Bengalen, zu beiden Seiten des
Ganges, umfaßt die beiden
DivisionenPatna und
Bhagalpur mit einem
Areal von
114,406 qkm (2077,8 QMeilen) und einer
Bevölkerung
[* 3] von (1881) 23,127,104
Seelen (darunter über 19 Mill.
Hindu und 3,3 Mill.
Mohammedaner). Das Land, das im
Mittelalter ein eignes, mächtiges
Reich bildete und 1525 demReichDehli
einverleibt, von diesem aber 1765 an die englisch-ostindische
Kompanie abgetreten wurde, entspricht seiner
Lage nach dem alten
Reich Maghada (mit der Hauptstadt Palipothra), wo der
Stifter des
Buddhismus (s. d.) im 6. Jahrh.
v. Chr. zuerst seine
Lehre
[* 4] vortrug
und das somit der älteste und lange Zeit hauptsächlichste Sitz der buddhistischen
Religion war.
Diesem Umstand verdankt die
Landschaft ihre Bedeutung. Die schönsten Gebäude und religiösen
Denkmäler zierten sie; jetzt
sind sie verfallen, und die von Schlinggewächsen überzogenen
Ruinen konnten teilweise nur mit Mühe wieder aufgefunden werden,
da der
Brahmanismus, der hier seit dem 8. Jahrh.
n. Chr. den
Buddhismus verdrängte, alleZeugen des
Glanzes
der frühern
Religion vernichtete. Gegenwärtig ist Bihar, das von zahlreichen
Flüssen
(Son, Phalgur, Punpan) durchzogen wird,
eine der Hauptstätten des Opiumbaues und der Indigokultur.
Das
Klima
[* 5] ist in der Zeit vom
Dezember bis
Februar mild und gleicht dem von
Messina;
[* 6] erträglich ist die trockne
Hitze bis Mitte
März, dann steigt die
Temperatur rasch und bleibt auch
bis Mitte
Oktober sehr warm bei häufigem
Regen.
Ein vielverzeigtes ^[richtig: vielverzweigtes]
Eisenbahnnetz durchzieht die
Provinz. Außergewöhnliche Trockenheit verursachte
Ende 1873 eine Mißernte und führte dadurch einen ernsten
Notstand für das Land herbei. Die alte Hauptstadt Bihar, im
DistriktPatna unter 85° 35' östl. L. v. Gr.
gelegen, wurde 1774 durch die
Marathen verwüstet und die
Bevölkerung hierdurch sowie durch mehrere aufeinander folgende
Hungersnöte
fast gänzlich aufgerieben. Der neuentstandene
Ort mit (1881) 48,968 Einw. hat wenig Bedeutung.
ungar.
Komitat am linken Theißufer, grenzt nördlich an das Heiduckenkomitat und die
KomitateSzabolcs und Szathmár, östlich an
Szilágy,
Klausenburg
[* 7] und
Torda, südlich an
Arad und westlich an
Békes und umfaßt 10,919
qkm (198,3 QM.). Während der östliche Teil von Verzweigungen
des Siebenbürgischen
Erzgebirges und dem
Bihargebirge erfüllt ist, bildet der westliche eine weite, durch die
Flüsse
[* 8]
Berettyó
und
Körös zum Teil sumpfige
Ebene (Berettyó-Sárrét).
1) Komitat in Ungarn, grenzt im N. an das Hajduken-, Szaboleser und Szathmárer, im W. an das Békéser,
im S. an das AraderKomitat, im O. an Siebenbürgen (KomitateTorda Aranyos, Klausenburg und Szilagy). In seinen: westl. größern
Teile bildet es eine fortlaufende, mit Sümpfen, Sandheiden und fruchtbaren strecken abwechselnde Ebene, in seinem östlichen
ist es Gebirgsland, dessen Höhen es von Siebenbürgen scheiden. Auf diesem Grenzgebirge führt der Paß
[* 20] «Königsteig» nach Siebenbürgen.
der Berettyo und die Schwarze (Fekete) Körös die bedeutendsten. Erstere
beiden bilden im südwestl. Teile des Komitats den großen Sumpf «Sárrét» (d. i. Moorwiese). Aus den zahlreichen
Teichen und Morästen gewinnt man viel Pottasche. Das Klima ist in der Ebene sehr wechselnd (HeißeSommer, kalte Winter), auf
den Höhen durchschnittlich kälter, aber gleichmäßiger. Der Boden ist meistens ergiebig und bringt Getreide in großer Menge
hervor, ferner Melonen, Tabak und vortreffliches Obst, im Gebirge guten Wein. Die Viehzucht
[* 22] ist von großer Wichtigkeit, ebenso
die Fischerei
[* 23] und die Jagd auf Wasservögel. In den Gebirgswaldungen sind Wölfe, Bären, Hirsche
[* 24] und Wildschweine keine Seltenheit.
Die Industrie besteht zumeist in der Erzeugung
¶
mehr
hausindustrieller Produkte (Holzwaren, Seife, rohe Leinwand, grobes Tuch, Thonpfeifen u. s. w.). Der Handel ist lebhaft. Das
Komitat wird von mehrern Linien der Ungar. Staatsbahnen
[* 26] durchschnitten (ehemalige Alföld-, Theiß- und Ungar. Ostbahn). Dasselbe
hat 10961,63 qkm, (1890) 510704 E., in der Ebene meist reform. Magyaren (54 Proz.),
im Gebirge griech.-orient. Walachen (219940). Außerdem kommen noch 3374 Deutsche,
[* 27] 5957 Slowaken und
der Konfession nach 45864 röm., 45975 griech. Katholiken und 25968 Israeliten
vor. Das Komitat zerfällt außer der Stadt mit Municipium und Komitatssitz Großwardein (s. d.)
in die 17 Stuhlbezirke: Bél, Belényes, Berettyßó-Ujfalu, Cséfa, Derecske, Elesd, Er-Mihályfalva, Großwardein (Központi
járás), Magyar-Cséke, Margita, Mezö-Keresztes, Nagy-Szalonta, Szalárd, Székelyhid, Tenke, Torda
und Vaskóh. - 2) Groß-Gemeinde im KomitatBihar, nördlich von Großwardein, an der Linie Großwardein-Er-Mihályfalva der Ungar.
Staatsbahnen, hat (1890) 2534 magyar., meist reform. E., Post,
Telegraph
[* 28] und Ruinen des alten Schlosses, nach dem das Komitat benannt ist.
1) Eine der vier großen Provinzen der Lieutenant-GouverneurschaftBengalen (s. d.), zwischen 23° 46' und
27° 29' nördl. Br. und zwischen 83° 22' und 88° 35' östl. L., umfaßt die 2 Divisionen oder Kommissariate Patna und Bhagalpur
(s. d.) mit den 12 Distrikten Patna, Gaja, Schahabad, Musaffarpur, Darbhanga, Saran (Hauptstadt Tschapra), Tschamparan (Hauptstadt
Motihari), Mungir, Bhagalpur, Purnia, Malda und den Santal-Parganas, hat 114315 qkm, (1881) 23127104 (E.,
d.i. 200 auf 1 qkm, darunter 19169327 (82,8 Proz.) Hindu, 3312697 (14,3 Proz.) Mohammedaner, 10954 Christen, 132 Buddhisten
u. s. w., sowie 633846 (2,8 Proz.) Angehörige unkultivierter Stämme; 1891 wurden 24284370 E. gezählt. Das Land ist größtenteils
flach, außer im Distrikt Mungir und im SO. Hauptfluß ist der Ganges, der in zwei fast gleiche Teile zerlegt,
einen nördlichen und einen südlichen. Ausgedehnt ist das Bewässerungs- und Kanalsystem in Bihar, wo 1881-82 im ganzen die
Gesamtlänge des Kanalnetzes 2238 km (darunter schiffbar 349 km) und dessen Ertrag 1504200 M. mit 569920
M. Reingewinn betrug. Hauptindustrien sind die Opium- und die Indigogewinnung. - In alten Zeiten umfaßte Bihar das Reich des Königs
von Magadha (vom 4. Jahrh, v. Chr. bis zum 5. Jahrh. n. Chr.). Seine größte
Blüte
[* 29] hatte es zur Zeit des Seleucus Nikator, der in Magadha einfiel und den Megasthenes als Gesandten
am Hofe von Palibothra (Pataliputra, dem heutigen Patna) zurückließ.
Besonders wichtig ist aber Bihar als Wiege des Buddhismus im 6. Jahrh. v. Chr.; von hier aus gingen buddhistische Missionare nach
Ceylon,
[* 30] Tibet, China,
[* 31] der Tatarei u. s. w., und noch heute gilt Bihar mit seinen zahlreichen Klosterruinen
(sanskr. vihara. = Kloster) und Bildwerken den Buddhisten als heiliges Land, zu dem sie Pilgerfahrten unternehmen,
besonders nach dem Distrikte und der Stadt Gaja (engl. Gya oder Gayah, am Liladschanfluß, 24°
48¾' nördl. Br. und 85° 3¼' östl. L.), die in neuerer Zeit auch für die Hindu ein Wallfahrtsort geworden ist. Im Beginn
des 13. Jahrh, kam in die Hände der Mohammedaner; 1525 wurde es dem Reiche von Dehli einverleibt und bildete
seitdem eine der drei Suba (Provinzen) des Nawwab von
Bengalen. 1765 wurde es von dem Großmogul Schah Alam an die Englisch-Ostindische
Compagnie abgetreten. - 2) Subdivision des Distrikts Patna in Bengalen, bildet einen Teil der Provinz und
zählt (1881) 628767 E. - 3) Stadt im Distrikt Patna und Hauptstadt der Subdivision am Pantschanaifluß, 25° 11½' nördl.
Br., 85° 34' östl. L., 43 km von Patna am Ganges entfernt, hat (1891) 47723 E., darunter 32501 Hindu, 15106 Mohammedaner und
ist wichtig durch seinen Binnenhandel; der gesamte Handelsverkehr zwischen Patna, Gaja, Hasaribagh und
Mungir geht über Bihar Haupthandelsartikel sind europ. Zeuge, Reis und anderes Getreide, Baumwolle,
[* 32] Tabak u. s. w.; fabriziert
werden hier Seiden- und Baumwollzeuge und Musseline, die denen von Dhaka gleichkommen. 1774 wurde das alte Bihar durch einen
Einfall der Mahratten verwüstet und die Bevölkerung hierdurch sowie durch wiederholte Hungersnot fast
gänzlich aufgerieben. Der neuentstandene Ort ist nur allmählich zu seiner heutigen Bedeutung gelangt.