Bienenstock,
s. Biene (S. 986 a).
11 Wörter, 74 Zeichen
s. Biene (S. 986 a).
(Immen, Blumenwespen, Apiariae Gerst., Anthophila Lath.), Insektenfamilie aus der Ordnung der Hautflügler, gedrungen gebaute, meist stark behaarte Insekten mit nicht gestieltem Hinterleib, beim Männchen längern und oft weniger deutlich gebrochenen Fühlern als beim Weibchen, nicht ausgerandeten Augen, stets mit Nebenaugen, messerförmigen und, wie die Unterlippe (Zunge), meist stark verlängerten Unterkiefern, kleiner, schildförmiger Oberlippe, hakenförmigen Oberkiefern, ein- bis sechsgliederigen Kiefer- und viergliederigen Lippentastern, in der Regel verbreiterten und an der Innenseite bürstenartig behaarten Schienen und Metatarsen der Hinterbeine, nicht faltbaren Flügeln und bei den Weibchen (und Arbeitern) mit einem in den Hinterleib zurückziehbaren, mit Widerhaken versehenen, durchbohrten Stachel, der mit einer Giftblase in Verbindung steht und beim Stich abbricht.
Die Bienen tragen für ihre Brut Honig und Blütenstaub ein, erstern im Innern des Körpers, letztern als Höschen an den Hinterbeinen, und je nachdem dies geschieht, unterscheidet man Schienen- und Schenkelsammler. Bei erstern ist die ganze äußere Seite der Hinterschienbeine und Hintertarsen dicht behaart, bei letztern außerdem noch die Unterseite der Hinterschenkel und Hinterhüften und selbst noch die Seiten der Mittelbrust, während bei den Bauchsammlern an den Hinterbeinen die Sammelhaare fehlen, wogegen die ganze untere Fläche des Hinterleibes mit Borstenhaaren besetzt ist.
Die Weibchen der Schmarotzer- oder Kuckucksbienen legen ihre Eier in die Nester andrer und die entstehenden Larven, welche sich weit schneller entwickeln als die der rechtmäßigen Bewohner, zehren die für letztere bestimmte Nahrung auf, wodurch diese dem Hungertod preisgegeben werden. Von den Sammel- oder Kunstbienen bauen die Weibchen der einsam lebenden Arten Nester, die aus einem Haufen Zellen bestehen, von denen jede zum Wohnsitz einer Larve bestimmt und deshalb mit einem aus Honig und Blumenstaub bereiteten Futtersaft angefüllt ist, welcher der Larve bis zu ihrer Ausbildung als Nahrung dient.
Solche Nester werden meist in der Erde oder in Mauern angelegt, auch als klumpenartige Gehäuse an Mauern und Wänden angeklebt, während andre Arten in altem Holz einen Gang bohren, an dessen Ende sich die in mehreren Stockwerken übereinander liegenden Zellen befinden. Die gesellig lebenden Sammelbienen besitzen allein ein wahres Körbchen an dem ersten Tarsalglied des Hinterfußes, worin die in einen Klumpen zusammengeballte Ladung Blumenstaub nach Hause getragen wird.
Ihre Gesellschaften sind bald jährig, wie bei den Hummeln, bald dauernd, wie bei den Honigbienen, und ihre Zellen werden stets aus Wachs gebildet. Bei beiden Arten von Gesellschaften kommen stets Männchen, größere (fruchtbare) Weibchen und kleinere (unfruchtbare) Weibchen oder Arbeiter vor; in den Sommergesellschaften aber arbeiten die Weibchen ebenso thätig wie die eigentlichen Arbeiter, während bei den dauernden Gesellschaften der Honigbienen in jeder nur ein einziges Weibchen existiert.
Die Gattung Biene (Honigbiene, Apis L.), charakterisiert durch die dornenlosen, breiten Hinterschienen, zerfällt in zwei Gruppen. Zu der ersten Gruppe, deren Metatarsus der Hinterbeine an den Innenseiten 13 Querreihen von Borsten trägt, gehört nur die große südasiatische Biene (A. dorsata Fab.), in Ostindien und auf den Sundainseln. Die zweite Gruppe trägt am Metatarsus der Hinterbeine nur zehn deutliche Borstenreihen und zerfällt in drei Arten: die südasiatische Biene (A. indica Fab.), vorzugsweise in Vorderindien;
die kleine südasiatische Biene (A. florea Fab.), die kleinste aller und unsre Honigbiene (Hausbiene, Biene, Imme, A. mellifica L., s. Tafel »Hautflügler«).
Von dieser sind nach Farbe und Größe fünf Rassen zu unterscheiden:
1) Die einfarbig dunkle Biene (A. mellifica im engern Sinn), im nördlichen Europa bis zum 60. und 61.° nördl. Br., in ganz Mitteleuropa und in einigen Gegenden Südeuropas und Nordafrikas. Eine sekundäre Abänderung derselben ist die griechische oder Hymettus-Biene (A. Cecropia).
2) Die bunte südeuropäische Biene, mit gelbem oder gelblichem ersten Hinterleibssegment und in Südfrankreich und Westasien mit gelben Schildchen. Im Genuesischen, in Venetien und in der Lombardei hat diese Biene ein schwarzes Schildchen und ist unter dem Namen der italienischen Biene (A. ligustica Spin.) bekannt. Sie wurde 1853 durch Dzierzon in Deutschland eingeführt.
3) Die gebänderte oder ägyptische Biene (A. fasciata Latr.), in Ägypten, Arabien, Syrien, am Südabhang des Himalaja und in China einheimisch, 1864 in Deutschland eingeführt.
4) Die spezifisch afrikanische Biene (A. Adansoni Latr.), mit Ausnahme Nordafrikas über das ganze Innere des Erdteils bis zum Kap hin verbreitet, von der Größe der ägyptischen Biene, aber mit graugelber Behaarung.
5) Die madagaskarische Biene (A. unicolor Latr.), auf Madagaskar und Mauritius, auffallend schwarz gefärbt. Diese Rassen paaren sich erfolgreich untereinander, und die entstehenden Mischlinge sind unter sich wieder fortpflanzungsfähig.
Auf Grund des verschiedenen Naturells unterscheidet man in jeder Rasse verschiedene Varietäten. Die bekanntesten Varietäten der dunkeln (deutschen) Rasse sind: die Heidebiene (Lüneburger Heide), die krainische Biene (in Krain) und die niederösterreichische Biene. Heidebiene und krainische Biene charakterisieren sich durch große Neigung zum Schwärmen, weshalb beide Varietäten frühzeitig und viel Drohnen erbrüten. Amerika hatte vor Ankunft der Europäer Honig und Wachs nur von den nahe verwandten, dort einheimischen Insekten der Gattung Trigona Jur. und Melipona Illig. Nach Mexiko wurde die Biene wahrscheinlich schon sehr früh durch die Spanier gebracht, und in das englische Nordamerika soll sie von England aus eingeführt worden sein. Im J. 1763 kamen die ersten Bienen nach Pensacola, 1764 nach Cuba. Um 1780 brachte man einen Bienenstock nach Kentucky, 1793 wurden ein paar Völker nach New York geschafft, und seit 1797 zeigten sich Bienen westlich vom Mississippi. Nach Südamerika (Brasilien) gelangten 1845 die ersten Bienen. Jetzt lebt die Biene auch in Venezuela, Uruguay,
den La Plata-Staaten und Chile. Überall aber finden wir in Amerika die deutsche Biene, die schon seit längerer Zeit auch wild in den Wäldern lebt. In neuester Zeit hat man von Deutschland aus die italienische und ägyptische Biene nach Nordamerika gebracht. Nach Australien kam die Biene 1862 von England aus.
Im normalen Zustand besteht ein Bienenvolk aus den Drohnen, der Königin (Weisel) und den Arbeitsbienen. Die Drohnen sind die Männchen. Ihr Leib ist kurz und dick, etwas kantig. Die facettierten Augen stoßen auf dem Scheitel aneinander, so daß die drei einfachen Augen auf die Stirn gedrängt sind. Die fadenförmigen, geknickten Fühler sind 14gliederig. Die bewegliche Oberlippe ist zottig behaart, der Oberkiefer doppelt gezahnt, und die Vorderflügel decken den Hinterleib.
Die Königin ist das einzige vollkommene Weibchen im Volk. Sie ist die längste Biene und hat einen rundlich herzförmigen Kopf. Die facettierten Augen sind nur schmal und lassen auf dem Scheitel eine breite Stirn, auf welcher die drei einfachen Augen stehen. Die Fühler sind nur 13gliederig und die Oberkiefer nach hinten zu ausgehöhlt. Zwischen der Scheide und dem After liegt der Stachelapparat, der den Drohnen gänzlich fehlt. Die Arbeitsbiene ist das kleinste Wesen im Bienenvolk.
Ihr Kopf ist beinahe dreieckig, aber oben etwas eingebogen. Die Stellung der Augen ist von der bei der Königin nicht verschieden, und die Fühler bestehen ebenfalls aus 13 Gliedern. Sie besitzt die am vollständigsten entwickelten Mundteile und an den Hinterbeinen den Sammelapparat. Die Außenfläche der Hinterschienen [* ] (Fig. 1 a) ist grubenartig eingedrückt, von einfachen Randborsten umstellt (Körbchen b) und dient zur Aufnahme des Blütenstaubes. Das erste Tarsalglied c ist vergrößert, länglich vierseitig und trägt auf der innern Seite zehn Querreihen brauner Haare (Bürste, Hechel d). Den Drohnen und Königinnen fehlen Körbchen und Bürste.
Jede der letzten vier Bauchschuppen der Arbeitsbiene besteht aus zwei Querhälften; die vordere ist weich, durchscheinend, von hornigen Rändern eingefaßt und durch eine Hornleiste in zwei Seitenhälften geteilt; diese sogen. Spiegel werden als die Werkstätten der Wachsbereitung angesehen. Hebt man mit einer Nadel den hintern (äußern) Teil einer Bauchschuppe auf, so sieht man die Spiegel ganz deutlich. Den Drohnen fehlen die Spiegel ganz, und auch bei der Königin sind sie kaum vorhanden.
Eierstöcke und Samentasche der Arbeitsbiene sind in hohem Grad verkümmert, sie besitzt aber einen Stachelapparat, zu welchem zunächst die Giftdrüse [* ] (Fig. 2 a) gehört, deren kurzer Gang das Gift in die Giftblase b führt. Durch einen kurzen Stiel gelangt das Gift in den Stechapparat, der aus der Stachelrinne c mit den beiden Stechborsten dd und zwei Stachelscheiden ee besteht und im Ruhezustand eingezogen wird. Die Verdauungswerkzeuge bilden einen häutigen Schlauch, der am Mund beginnt und sich bis zum After erstreckt; das vordere Ende bildet die Speiseröhre [* ] (Fig. 3 a), die sich zu der beutelförmigen Honigblase erweitert; an diese schließt sich der Mitteldarm oder Chylusmagen b, der sich zum Dünndarm verengert. Auf letztern folgt endlich der den Kot absondernde Hinterdarm c. Die umfangreichen Speicheldrüsen sondern den Speichel ab. In den Dünndarm münden die fadenförmigen Malpighischen Gefäße (s. Figur 3).
Ist die junge Königin in ihrem Volk zur Alleinherrschaft gelangt (s. Bienenzucht), so erwacht ihre Brunst, und sie fliegt in den schönsten Tagesstunden aus, um in der Luft eine Drohne aufzusuchen. Trifft sie auf diesen Brautausflügen nicht mit einer Drohne zusammen, so erstirbt die Brunst und wird nie wieder rege. Nach der Begattung verläßt die Königin, außer beim Schwärmen (s. Bienenzucht), ihren Stock nie wieder; Belustigungs- und Reinigungsausflüge hält sie nicht, sondern gibt ihren Unrat im Stock von sich. Im normalen Zustand des Volkes legt die Königin die Eier zu allen Bienen. Sie besitzt aber das Vermögen, die Eier willkürlich mit dem bei der Begattung aufgenommenen Samen zu befruchten oder nicht; aus unbefruchteten Eiern entwickeln sich Drohnen, aus befruchteten weibliche Bienen. Dies ist von Bedeutung, weil die Zellen der Männchen von denen der Weibchen verschieden sind und Männchen nur zu einer gewissen Zeit (Mai bis Juli) erbrütet werden. Unbegattet gebliebene Königinnen legen, sobald ihre Brunst erloschen ist, auch Eier; ebenso setzen einzelne Arbeitsbienen, wenn das Volk längere Zeit hindurch ohne Königin lebte, Eier ab; alle diese Eier sind lebensfähig, entwickeln sich aber ausnahmslos zu Männchen, die wieder im stande sind, eine Königin zu begatten und zum Legen weiblicher Eier geschickt zu machen. Unter besonders günstigen Umständen
[* ] ^[Abb.: Fig. 1. Hinterbein der Arbeiterin. b Körbchen, c Tarsalglied mit dem Bürstchen (d) auf der Unterseite.]
[* ] ^[Abb.: Fig. 2. Stachelapparat der Biene.]
legt eine Königin in 24 Stunden 3000 Eier und kann dabei noch über 15 Stunden ausruhen.
Den Drohnen und der Königin liegt lediglich die Fortpflanzung der Art ob; alle übrigen Geschäfte außerhalb und innerhalb des Stockes besorgen die Arbeitsbienen. Sie lecken den Blumennektar (auch andre Süßigkeiten: Blattlaushonig, Blatthonig etc.) auf, sammeln ihn in der Honigblase an und setzen ihn, in den Stock zurückgekehrt, in die Zellen ab. Der Bienenhonig ist aber nicht etwa bloß durch Verdunstung von Wasser verdickter Pflanzennektar, sondern er ist ein Produkt der Bienen, das im Honigmagen durch einen chemischen Prozeß aus Nektar erzeugt wird.
Den Pollen (Blumenstaub) sammeln die Bienen von den männlichen Blütenteilen, befeuchten ihn mit Speichel und Honig, um ihn klebrig zu machen, und tragen ihn in ihren Körbchen als sogen. Höschen in den Stock, um ihn in die Zellen zu stampfen. Wasser brauchen die Bienen zur Löschung ihres Durstes, und um verzuckerten Honig wieder flüssig zu machen; sie sammeln es aber nicht in den Zellen auf, sondern teilen es sich gegenseitig mit. Von verschiedenen Pflanzen, z. B. den Knospen der Erlen, Kastanien etc., tragen die Bienen Kitt ein, jedoch nicht auf Vorrat, sondern um ihn sogleich zur Abglättung der Wohnung, zur Verstopfung aller Ritzen derselben und zur stärkern Befestigung der Waben an der Decke und den Wänden zu verwenden.
Das Futter für die Larven bereiten in der Regel die jüngern Bienen, welche noch nicht aufs Feld ausfliegen. Brütende Bienen nehmen eine Quantität Honig und Pollen in den Chylusmagen auf und bereiten aus dem Speisebrei (Chymus) einen besondern Saft, den Speisesaft (Chylus), den sie, insoweit sie ihn nicht zur Ernährung des eignen Lebens ins Blut aufnehmen, den Larven als Futtersaft reichen. Da Honig keinen Stickstoff enthält, so gibt der Pollen den Stickstoff zum Futtersaft her.
Die Wachsbereitung ist in der Regel ebenfalls eine Arbeit der jüngern Bienen. Wollen die Bienen Wachs erzeugen, so nehmen sie vielen Honig und Pollen in ihren Chylusmagen auf und lassen den bereiteten Chylus ins Blut übergehen, aus welchem sie das Wachs in den sogen. Spiegeln abscheiden und an den vier letzten Bauchschuppen in Gestalt dünner, länglichrunder Blättchen als Wachs hervortreten lassen. Die Wachserzeugung ist daher ein willkürlicher Akt der Bienen. Das Bauen der Waben besorgen ebenfalls die jungen Bienen. Die bauenden Bienen ziehen mit den Hinterfüßen sich selbst und andern Bienen die Wachsblättchen aus den Bauchringen hervor, zerkauen und bespeicheln sie und bringen sie nun dort an, wo sie eine Wabe beginnen oder weiterführen wollen.
Jede Wabe besteht aus einer Mittelwand, an welcher auf beiden Seiten horizontal liegende sechseckige Zellen aufgeführt sind. Die Zellen, mit welchen die Waben an der Decke befestigt sind (Heftzellen), sind fünfeckig, damit jede derselben mit einer flachen Seite befestigt werden kann. Die kleinen sechseckigen Zellen (Arbeiterzellen) dienen zur Erbrütung der Arbeitsbienen und die großen sechseckigen Zellen (Drohnenzellen) zur Erbrütung der Drohnen. Übergangszellen sind da vorhanden, wo die Bienen von Arbeiterzellen zu Drohnenzellen übergehen.
Verlängerte Arbeiter- und Drohnenzellen dienen nur zur Aufspeicherung des Honigs. Die Weiselzellen stehen isoliert, mit der Mündung nach unten, sind eichelförmig und inwendig rund; nach dem Ausschlüpfen der Königin werden sie in der Regel wieder abgenagt. Es gibt unter ihnen zwei Formen, sogen. Schwarmzellen und Nachschaffungszellen; die erstern sind gleich anfänglich als Weiselzellen angelegt und haben einen runden Boden, die andern sind umgeformte Arbeiterzellen mit einem Pyramidenboden. Die eigentliche Bauzeit der Bienen ist der Frühling, besonders die Monate Mai und Juni. Neugebaute Waben sind schneeweiß, durch die Ausdünstung der Bienen werden sie aber bald gelblich und dunkel gefärbt.
Solange die Arbeiter- und Drohnenlarven gekrümmt auf dem Zellenboden liegen, wird ihnen nur Futtersaft gereicht; sobald sie aber das Kopfende aufwärts richten, erhalten sie bis zur Bedeckelung Honig und Pollen und müssen das Futter nun selbst verdauen. Eine königliche Larve erhält von Anfang an bis zur Bedeckelung der Zelle nur feinsten Futtersaft in überreicher Menge. Es ist also neben der geräumigen Zelle das reiche und sorgfältiger präparierte Futter, welches in der königlichen Larve die vollständige Entwickelung der Geschlechtsorgane bewirkt. Zugleich erhellt, daß die Larven in den Arbeiterzellen, da ihnen vom sechsten Tag an, wenn die Entwickelung der Geschlechtsorgane beginnt, unverdautes Futter gereicht wird, sich zu Weibchen mit unentwickelten Geschlechtswerkzeugen ausbilden. In der Regel entwickelt sich aus dem Bienenei in drei Tagen eine Larve. Die Königin ist 5½ Tage offene
[* ] ^[Abb.: Fig. 3. Verdauungsapparat der Biene.]
Larve und 8½ Tage bedeckelte Nymphe, die Arbeitsbiene 6 Tage Larve und 11 Tage bedeckelte Nymphe, die Drohne 6 Tage offene Larve und 15 Tage bedeckelte Nymphe; es entwickelt sich demnach, vom Moment des gelegten Eies an gerechnet, die Königin in 16, die Arbeitsbiene in 20 und die Drohne in 24 Tagen. Von der Erzeugung der einzelnen Wesen, welche zur Erhaltung eines Bienenvolks notwendig sind (Fortpflanzung im engern Sinn), ist die Erzeugung eines neuen und zweiten Bienenvolks (Fortpflanzung im weitern Sinn) zu unterscheiden. Die Geburt eines neuen jungen Bienenvolks erfolgt im Schwärmakt (s. Bienenzucht).
Da Honig keinen Stickstoff enthält, so können die Bienen auf die Dauer von bloßem Honig nicht leben; den Stickstoff, den sie zur Erhaltung ihres Lebens genießen müssen, liefert ihnen, wie schon erwähnt, der Pollen. Die Drohnen und die Königin verzehren Futtersaft und Honig; sie erhalten also den nötigen Stickstoff in dem Speisesaft; rohen Pollen fressen beide Bienenwesen nie. Die Arbeitsbienen genießen zur eignen Leibesernährung unverdauten Honig und Pollen.
Arbeitsunfähige und krüppelhafte Arbeitsbienen und Drohnen werden im Bienenvolk nicht geduldet, sondern von den Arbeitsbienen unbarmherzig zum Flugloch hinausgetrieben. Lehrt der Instinkt ein Volk, daß die Fruchtbarkeit seiner Königin zu Ende geht, so erbrütet es rechtzeitig eine junge und beseitigt die alte (Königinwechsel). Das Durchschnittsalter der Königin beträgt drei, bisweilen fünf Jahre. Die Drohnen leben vom Mai bis Anfang August, wo sie von den Arbeitsbienen in der sogen. Drohnenschlacht vertilgt werden (s. Bienenzucht).
Die Arbeitsbienen erreichen im Sommer ein durchschnittliches Alter von sechs Wochen; die im Herbst erbrüteten Arbeitsbienen leben bis ins Frühjahr des nächsten Jahrs. Die jüngern Bienen verrichten die Arbeiten innerhalb des Stockes und machen etwa am achten Tag ihres Insektenlebens ihre ersten Ausflüge; nach Tracht stiegen die jungen in der Regel erst vom 16. Tag an, nachdem sie die Zellen verlassen haben. Erforderlichen Falls können die ältern Bienen die regelmäßigen Arbeiten der jungen verrichten, nicht aber können die jungen Bienen früher als nach naturgemäßer Regel Honig, Pollen, Wasser und Kitt eintragen; auch die Not vermag sie nicht auf die Weide hinauszutreiben.
Im Frühjahr halten die Bienen Reinigungsausflüge oft schon bei 6° R. Wärme im Schatten; Ausflüge nach Tracht unternehmen sie bei mehr als 12° R. im Schatten, stark fliegen sie bei 18-20° R. Die äußere Temperatur hat auf die Wärme im Bienenvolk nur unbedeutenden Einfluß, denn selbst bei etwa 6-8° findet man im Innern des Volkes 20 und mehr Grad Wärme. Im Brutnest und im bauenden Volk herrschen in der Regel 26-28° Wärme. Steigt die Wärme im Bienenstock über 29°, so stellen die Bienen alle Arbeiten ein, setzen sich müßig vor den Stock (Vorliegen der und fächeln (ventilieren) stark im Flugloch, um die verderbliche Hitze aus dem Stock zu treiben.
Die fächelnden Bienen sitzen die Wände entlang und auf dem Bodenbrett bis zum Flugloch hinaus, sich die erwärmte Luft von oben nach unten gleichsam mit den Flügeln zuwerfend; dabei strömt die Luft so stark aus dem Flugloch hervor, daß sie ein kleines Papierwindmühlchen in Bewegung setzt. Frische Luft strömt ganz von selbst durch das Flugloch ein. Die fächelnden Bienen gaben seit Plinius zu der Fabel von der Thorwache der Bienen Veranlassung; wenn auch die am Flugloch fächelnden Bienen ankommende Räuber abwehren, so thun sie nur das, was jede andre Biene thut, die sich in der Nähe des Flugloches aufhält.
Die Drohnen besitzen, wie erwähnt, keinen Stachel, und ihre kurzen Beißzangen benutzen sie auch nicht als Waffe. Die Königin gebraucht ihren Stachel nur gegen andre Königinnen und nie gegen Arbeitsbienen; auch den Menschen sticht sie freiwillig nicht. Die Arbeitsbienen bedienen sich der Beißzangen als Waffen, um fremde Bienen festzuhalten oder ihnen sowie den Drohnen in der Drohnenschlacht die Flügel zu verdrehen. Ihre Hauptwaffe ist jedoch der Stachel, den sie gegen jede fremde Biene sowie gegen andre Tiere und Menschen gebrauchen.
Das Bienengift lähmt gestochene einzelne Glieder und tötet die Bienen. Die Arbeitsbienen fallen Menschen und Tiere an, wenn sie ihren Stock oder ihre Königin in Gefahr glauben; sie stechen darum besonders in der Nähe ihrer Wohnung oder beim Einfassen des Schwarmes; die sammelnden Bienen sind auf dem Feld scheu und furchtsam. Besonders stechlustig sind die Bienen bei heißer Luft und namentlich bei Gewitterschwüle; auch weisellose Völker sind sehr stechlustig. Das Bienengift, dessen Hauptbestandteil konzentrierte Ameisensäure ist, verursacht Schmerz, Entzündung und Geschwulst; manche Personen bekommen schon von einem einzigen Stich das Nesselfieber.
Ein Universalmittel gegen den Bienenstich gibt es nicht. Die einzig rationelle Behandlung des gestochenen Körperteils besteht darin, daß man den stecken gebliebenen Stachel möglichst schnell entfernt, hierauf die Stichwunde so lange ausdrückt, bis ein Bluttröpfchen hervortritt, und schließlich die schmerzhafte Stelle mit feuchtem Lehm etc. kühlt. Viele Bienenzüchter sind der Ansicht, daß sich der menschliche Organismus an das Bienengift gewöhnt, weil bei Personen, die häufig gestochen wurden, endlich keine Geschwulst mehr eintrat. Zu den Bienengewächsen, d. h. den Pflanzen, welche von den Bienen gern besucht werden, gehören alle blühenden Obstbäume, besonders Kirsch- und Apfelbäume, außerdem die Linde, Akazie, Weide, Roßkastanie etc.; Haselnuß, Sahlweide, Heidekraut, Ginster etc.; Esparsette, Raps, Buchweizen, weißer Klee, Honigklee (Bocharaklee), Hederich, Wicke, Pferdebohne, Sonnenblume etc.
Vgl. Huber, Nouvelles observations sur les abeilles (2. Ausg., Par. u. Genf 1814, 2 Bde.; deutsch mit Anmerkungen herausgegeben von G. Kleine, Einbeck 1856-59, 2 Bde.);
Claus, Der Bienenstaat (Berl. 1873);
Girdwoyn, Anatomie et physiologie de l'abeille (Par. 1875).