Biene.
[* 2] Der Futtersaft der Biene
nlarven zeigt, je nachdem es sich um die
Larven einer
Königin, von Arbeitern oder von
Drohnen handelt, einen sehr wesentlichen Unterschied in der
Zusammensetzung, wie analytische Untersuchungen von A. v.
Planta-Reichenau
ergeben. Die Königinlarve erhält während der ganzen Dauer ihres Larvenzustandes (sieben
Tage) nur fertig
vorverdautes, aus den besten
Nährstoffen bereitetes
Material, bestehend durchschnittlich aus 45 Proz. stickstoffhaltigen
Stoffen,
aus 13 Proz.
Fett und aus 20 Proz.
Zucker;
[* 3] es ist
frei von jeder Pollenhülse und wird der
Larve in verschwenderischer
Menge in
die Wiege gelegt.
Honig wird dem Futterbrei nicht zugesetzt; an Trockensubstanz insgesamt enthält das
Futter der Königinlarve
im
Mittel 30,60 Proz. Auch bei der
Fütterung der
Larven, die zu Arbeiterbienen
werden, wird wie bei der Königinlarve das
Futter
während der ganzen Larvenzeit von den fütternden
Bienen vollständig vorverdaut, allein in der
Zusammensetzung des
Futters
herrscht eine wesentliche Verschiedenheit, je nachdem die zu fütternde
Larve unter oder über vier
Tage alt ist.
In der ersten Periode enthält der Futterbrei der Arbeiterlarven 53 Proz. stickstoffhaltige Stoffe, 8 Proz. Fett und 18 Proz. Zucker;
in der zweiten Periode dagegen sinkt der Gehalt an stickstoffhaltigen Stoffen auf ca. 27 Proz., das Fett auf 3 Proz., während der Zucker auf 44 Proz. steigt;
das Steigen des Zuckers hat seinen Grund darin, daß im zweiten Larvenstadium der Futterbrei starke Honigzusätze erhält;
der Gehalt an Trockensubstanz beläuft sich beim Arbeiterbrei auf 28,3 Proz. Die Ernährung der Larven, aus welchen Drohnen entstehen, ähnelt der Ernährung der Arbeiterlarven, indem auch hier mit dem Alter von vier Tagen die Ernährung eine andre wird;
der Unterschied in der Ernährungsweise zeigt sich aber nicht nur in der andern Zusammensetzung des Futters, sondern ganz besonders darin, daß die Drohnenlarven vom vierten Tage an nur noch einen Teil des Futters vorverdaut erhalten, während ihnen im übrigen unverdauter Vollen geliefert wird. Im ersten Stadium enthält der Futterbrei der Drohnenlarven an stickstoffhaltigen Stoffen 56 Proz., an Fett 12 Proz., an Zucker 9 Proz., im zweiten 31 Proz. stickstoffhaltige Stoffe, 4 Proz. Fett und 38 Proz. Zucker;
auch hier ist die Steigerung des Zuckergehalts eine Folge von Honigzusätzen zum Futterbrei;
an Trockensubstanz enthält der Drohnenfutterbrei 27,2 Proz. Die Ursache der
Verschiedenheit in der Ernährung der Arbeitersowie Drohnenlarven je nach dem Lebensalter liegt jedenfalls darin, daß es zweckmäßig ist, in der ersten Periode das Wachstum der Larven durch gut vorverdautes Futter rasch zu fördern, während in der zweiten Periode der Selbsthilfe bei erstarktem Magen die [* 4] Arbeit für die fütternden Bienen dadurch ganz bedeutend abgekürzt und erleichtert wird, daß sie nur einen sehr geringen Teil Pollen zu verarbeiten und zu enthülsen brauchen und dafür massenhaft mit Honig nachhelfen.
Daß die
Bienen nicht auch bei den Arbeiterlarven, wie bei den Drohnenlarven, den
Pollen
in natura in die
Zelle
[* 5] stecken, hat seinen
Grund wohl darin, daß die
Zellen der Arveiterlarven eng und klein sind, sie gestatten nur sehr wenig
Futter um die
Larve herum einzulegen, auch werden diese
Larven am spärlichsten gefüttert, und so ist es
um so notwendiger, daß das bißchen Futterbrei ganz
frei von
Raum einnehmenden Pollenkörnern sei. Daß eine
Abkürzung der
Arbeit des
Fütterns durch die erwähnte
Methode für die
Bienen von hohem Vorteil sein muß, ist sicher, wenn man erwägt, daß
in einem volkreichen
Stock, der bis an 100,000 Einzelbienen
enthalten kann, während der
Monate
Mai und
Juni täglich 15-20,000
Maden zu füttern und noch
ca. 3000
Zellen zuzudeckeln sind. Für die
Praxis sind die Futlerbreiuntersuchungen
v.
Plantas wichtig zur
Entscheidung der
Frage, ob man Königinnen ebenso kräftig und gut zu erziehen vermöge, wenn sie aus
sogen. Nachschaffungszellen herstammen, oder
ob eine
Königin nur dann zu empfehlen fei, wenn sie aus einer
sogen. Schwarmzelle, d.h. einer von vornherein als Königinzelle erbauten
Zelle, herstamme.
Da die Ernährung der Arbeiterlarven bis zum Alter von vier Tagen eine ebenso gute ist wie die der Königinlarve, so ist anzunehmen, daß die aus Arbeiterlarven unter vier Tagen künstlich erzogenen Königinnen den in Schwarmzellen erbrüteten vollständig ebenbürtig sein werden, eine Theorie, die mit den in der Praxis gemachten Erfahrungen übereinstimmt, nach welchen die aus ältern Arbeiterlarven erzogenen Königinnen sehr häufig gegenüber solchen zurückblieben, die aus jüngern Arbeiterlarven erzogen wurden.
Letztere erwiesen sich den in ursprünglichen Königinnenzellen aufgewachsenen ebenbürtig.
Ferner ist
durch die erwähnten Untersuchungen unwiderlegbar bestätigt worden, daß die Werkstätte für
Bildung des Futtersaftes der
Chylusmagen ist und nicht die
Speicheldrüsen. Für die große
Energie, mit welcher der Chylusmagen der Biene
die
Stoffe verändert
und umsetzt, geben
Versuche, die v.
Planta mit den Pollenkörnern der
Haselnuß angestellt,
Beweise. Pollenkörner,
[* 6] die mit verdünnter
Salzsäure oder
Schwefelsäure
[* 7] in starke Glasröhren eingeschmolzen und mehrere
Tage einer
Temperatur von
100° ausgesetzt wurden, blieben völlig intakt; das gleiche
Resultat ergab sich bei
Pollen, der zwei
Monate hindurch täglich
am Rückflußkühler sowohl mit starkem
Alkohol als auch mit
Äther gekocht wurde, und ebensowenig war
ein Zerreißen der
Hülle durch Verreiben zwischen zwei rotierenden gerippten Stahlplatten zu erzielen. Erst sechstägiges
Kochen mit einprozentiger
Kalilauge ergab eine Zertrümmerung der Pollenkörner, die der Chylusmagen der in kurzer Zeit verdaut
und umwandelt. Eine ähnlich starke chemische
Energie zeigt auch der
Speichel der Biene;
durch ihn bringt
die Biene
beim Deckeln der Honigzellen den starken sechseckigen
Rand der
Zelle in
Lösung und macht ihn flüssig, und v.
Planta
war im stände, mit Biene
nspeichel, den er durch Verreiben von 150
¶
mehr
Biene
nköpfen mittels Glycerin und Filtrieren
[* 9] gewonnen, Rohrzucker in Traubenzucker, Stärke
[* 10] in Zucker zu verwandeln und sogar
frisch dargestellten Blutfaserstoff zu Pepton zu verdauen.
Der Brutdeckel, mit welchem die Zelle der Larve geschlossen wird, wenn sich diese einspinnt, zeigt, unter dem Mikroskop
[* 11] gesehen,
ein körniges Gefüge mit Wachs als Bindesubstanz und enthält ganze und geplatzte Pollenkörner von verschiedenen
Pflanzen; eine chemische Analyse ergab auf 100 Gewichtsteile lufttrockner Brutdeckel 57,60 Proz.
Wachs, 40,27 Proz. in kochendem Äther unlösliche Teile und 2,12 Proz. Wasser. Das Schicksal der Brutdeckel nach dem Ausschlüpfen
der jungen Biene
ist noch nicht ganz sicher festgestellt; vielleicht werden sie wieder von den
Arbeitern verwendet, die vom Wachs und den ganzen Pollen Gebrauch machen und die Pollenhüllen als Exkremente von sich geben.
Der Brutdeckel ist porös genug, um der für den Atmungsprozeß der Nymphe nötigen Luft den Durchtritt zu gestatten, während
der über die Honigzellen gezogene sehr feine Wachsdeckel absolut hermetisch schließt. Das Wachs ist
bei den Brutdeckeln und Honigzellendeckeln das gleiche. Was die Entstehung des Wachses betrifft, so ist der Hauptfaktor bei
Zubereitung der feinen Wachsblättchen seitens der Arbeitsbienen
der Honig; es findet sich jedoch das Wachs nicht fertig in
demselben, sondern es entsteht durch Umsetzung des Zuckers; außer dem Honig kommt gleichzeitig zur Wabenbildung
Pflanzenpollen in Form von Biene
nbrot zur Verwendung, und den verschieden gefärbten Pollen der verschiedenen Pflanzen verdankt
das Wachs seine verschiedene Färbung, während der Honig keine abscheidbaren Farbstoffe enthält. Je nach der Widerstandsfähigkeit
des Pollenfarbstoffes den Einwirkungen der Atmosphäre und dem Licht
[* 12] gegenüber wird das Wachs an der Luft
mehr oder weniger stark und rasch entfärbt.
Die Abscheidung des Wachses, welches bekanntlich an den vier letzten Bauchringen hervortritt, erfolgt nach Untersuchungen von Carlet nicht durch die Kutikularschicht der Bauchringe, auch nicht, wie bisher angenommen, durch intraabdominale Drüsen, sondern durch Zellen einer epithelialen Membran, welche Carlet die Wachshaut nennt. Diese Membran liegtzwischen zwei Blättchen, deren äußeres eine Kutikularschicht ist, während das innere die innere Bekleidung des vorderseitigen Teiles des Bauchringes darstellt. Die Wachssubstanz dringt, wie der Beobachter experimentell nachgewiesen hat, durch die Kutikularschicht, um sich an der äußern Seite dieser Schicht anzuhäufen, wo sie eine durch den vorhergehenden Bauchring bedeckte Lamelle bildet.
Bezüglich des Einsammelns der Biene
ist die Frage, ob jede Biene
beim Pollensammeln nur eine Blumenspezies besucht oder mehrere,
durch mikroskopische Untersuchung der sogen. Höschen dahin gelöst worden, daß die Bienen jeweilen nur an einer Blumenspezies
sammeln, indem sich die Höschen stets fast völlig aus Pollen einer und derselben Pflanze zusammengesetzt
zeigen. Wahrscheinlich verfährt die Biene ebenso bei der Sammlung des zur Honigbereitung dienenden Nektars, so daß man in der
Praxis mit Recht nach den verschiedenen Pflanzen verschiedenen Honig unterscheidet, z. B. Esparsette-, Akazien-, Buchweizenhonig
u. a. Die geringe Menge von Ameisensäure, die sich im Honig der Biene findet, wird von den Arbeitern jeder
Zelle vor dem Deckeln derselben aus der Giftdrüse zugesetzt und dient als Antiseptikum, indem sie eine Gärung des Honigs verhindert.
Im Gegensatze Zu den
Höschen stellt sich das
ebenfalls aus Pollen bestehende Bienenbrot als gemischte Pollenmasse dar. Da die Bienenbrotzellen in der Weise durch die mit der Hausarbeit beschäftigten Bienen eingefüllt werden, daß sie das Material der mit Höschen beladenen Flugbienen von neuem mit Honig und Speichel befeuchten und mit dem Kopfe fest in die Zellen einstampfen, läßt sich der Polleninhalt oft schon schichtenweise an der wechselnden Farbe erkennen.