(Bibbiena), eigentlich Galli aus Bibbiena, eine Künstlerfamilie. Der Stammvater Giovanni Maria Galli-Bibiena,
geb. 1625 zu Bibbiena, gest. 1665, war ein Maler aus Albanos Schule. - Sein Sohn, Fernando Galli-Bibiena, geb. 1657 zu Bologna,
gest. 1743, Schüler Cignanis, war erst am herzogl. Hofe in Parma thätig, wo er eine Reihe Entwürfe für
das Theater lieferte, die, zumeist im üppigsten Barockstil gehalten, sich durch treffliche Perspektive und malerische Wirkung
auszeichnen. Dann trat Fernando in die Dienste
[* 16] des spätern KaisersKarl VI., für den er in Barcelona
[* 17] anläßlich seiner Vermählung
und in Wien zahlreiche Theaterdekorationen malte. Er baute ferner in Parma die Kirche des AbtsAntonius,
den Arco del Meloncello in Bologna (einen die Straße überbrückenden Bogen
[* 18] mit Rundtempel darüber) und das königl. Theater
zu Mantua.
[* 19] Er hat auch Fresken gemalt, z. B. im Chor der Peterskirche in Wien.
Sein Sohn, Alessandro Galli-Bibiena, gest. 1760, war Baumeister im Dienst des Kurfürsten von der Pfalz,
baute u. a. die Jesuitenkirche (1733-56) und die Bibliothek in Mannheim. - Fernandos zweiter Sohn Giuseppe, geb. 1696, gest. 1757 in
Berlin, schuf 1723 die Prachtdekorationen zu dem kaiserl. Hoffest in Prag, arbeitete für zahlreiche Fürsten Katafalke, Theaterprospekte
u. a., die in dem Werke «Architettura e
prospettive» (Augsb. 1740) erhalten sind. Die großartigsten Werke dekorativer und perspektivischer
Barockkunst schuf er für das Opernhaus zu Dresden unter August dem starken und für eine Hochzeit am MünchenerHofe 1722. In
Bayreuth
[* 20] erbaute er 1747 das schöne Theater, in Dresden gestaltete er 1750 das Opernhaus um. Er ist der
berühmteste seines Namens. - Fernandos letzter Sohn Antonio, geb. 1700 zu Parma, gest. 1774 zu Mailand, ebenfalls
Theaterbaumeister und -Maler, baute u. a. das mächtige Stadttheater zu Bologna und das in der Virgilsakademie zu Mantua, für
die er prachtvolle Dekorationen malte. Er war auch am HofeKarls VI. thätig.