Bīas,
einer der sogen. sieben Weisen Griechenlands, aus Priene in Ionien, Zeitgenosse des lydischen Königs Alyattes und seines Sohns Krösos, lebte um 570 v. Chr. Nach den ihm beigelegten Sinnsprüchen (Gnomen) ist die Weisheit das einzige unverlierbare Eigentum des Menschen;
das höchste Gut: Bewußtsein des Rechten;
der größte Reichtum: nichts zu wünschen;
des Weisen Werk: schaden können und doch nicht wollen.
Als die Einwohner von Priene beschlossen hatten, mit ihren Kostbarkeiten die belagerte Stadt zu verlassen, that er gegen einen seiner Mitbürger, der sich wunderte, daß er keine Anstalt zur Abreise machte, den Ausspruch: »Ich trage alles, was mir gehört, bei mir« (»Omnia mea mecum porto«). Seine Sittensprüche sind gesammelt von Orelli in »Opuscula Graecorum veterum sententiosa et moralia« (Leipz. 1819) und von Mullach in »Fragmente philosophorum graecorum«, Bd. 1 (Par. 1860); übersetzt in Diltheys »Fragmenten der sieben Weisen« (Darmst. 1835); ein lyrisches Bruchstück in Bergks »Poetae lyrici graeci«, Bd. 3.