Biarmia
(Bjarmar), Land, s. Perm.
Biarmia
25 Wörter, 156 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Biarmia
(Bjarmar), Land, s. Perm.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Biarmia,
in den skandinav. Sagas das Land der Permier im Flußgebiet der Kama, d. i. das heutige russ. Gouvernement Perm.
russ. Gouvernement, grenzt im N. an Wologda, im W. an Wjatka, im S. an Ufa und Orenburg, im O. an Tobolsk und hat ein Areal von 332,054,2 qkm (6030,8 QM.). Das Uralgebirge durchstreicht Perm in der Richtung von N. nach S. Die Flüsse [* 3] gehören zum System des Tobol und der Kama; für den Handel sind besonders wichtig die Kama, Tschussowaja, Sylwa und Kolwa. Vom Areal kommen 9,6 Proz. auf Äcker, 6,4 auf Wiesen, 71 auf Wald und 13 Proz. auf Unland. Große Sümpfe liegen besonders im nördlichen Teil; dafür ist der südöstliche an Seen reicher, von denen als die größten der Uweldü, der Irtjat und der Majan zu nennen sind.
Die ungeheuern Waldungen (im Kreis [* 4] Tscherdyn nehmen sie 95 Proz. des Landes ein) bestehen vorherrschend aus Föhren, Rot- und Weißtannen, Birken, Eichen, Lärchen und sibirischen Zedern. Das Klima [* 5] ist kalt, besonders am östlichen Abhang des Urals. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt bei Ussolje 1,1° C., bei Jekaterinenburg 0,7,° bei Tscherdyn 0,5° und bei Bogoslowsk -1,4° C. Von den Einwohnern (1883: 2,593,420 an Zahl, 7,8 pro QKilometer) waren 1870 Raskolniken 71,419, Heiden 13,456; zum Islam bekannten sich 92,267, zu verschiedenen christlichen Kirchen 1200, die übrigen zur griechisch-orthodoxen Kirche.
Außer Russen leben in Perm ca. 70,000 Baschkiren, Teptjären und Meschtscherjäken, 59,000 Permier oder Permjäken, 24,000 Tataren, 8000 Tscheremissen und etwas über 2000 Wogulen. Außer Ackerbau und Viehzucht [* 6] bieten Jagd, Bienenzucht, [* 7] Holzindustrie und Bergbau [* 8] den Einwohnern reichliche Beschäftigung. Die Ernte [* 9] lieferte 1885: 10,6 Mill. hl Hafer, [* 10] 8,2 Mill. hl Roggen, 2,8 Mill. hl Weizen, 2,4 Mill. hl Gerste; [* 11]
Kartoffeln, Buchweizen und Erbsen in geringern Mengen.
Der Wert der industriellen Produktion wird 1884 auf 28,745,000 Rubel angegeben, die Zahl der Fabriken auf 1211 mit 12,336 Arbeitern. Die erste Stelle nimmt die Getreidemüllerei mit 18 Mill. Rubel ein. Dann ¶
folgen Branntweinbrennerei und Likörfabrikation (8,434,000 Rub.), Lederindustrie (1,803,000 Rub.), Talgschmelzerei, Tuchweberei, Maschinenbau, chemische Industrie, Bierbrauerei. [* 13] Der Viehstand repräsentierte 1884: 987,558 Pferde, [* 14] 911,727 Stück Rindvieh, 1,037,362 Schafe [* 15] (nur grobwollige), 519,525 Schweine [* 16] und 17,912 Ziegen. Namentlich entwickelt ist die Montanindustrie; gewonnen werden Gold, [* 17] Silber, Platina, Kupfer, [* 18] Eisen, [* 19] Blei, [* 20] Nickel, auch Iridium, Osmium u. a.; ferner Steinkohlen, Salz [* 21] (1884: 15,4 Mill. Pud), Marmor und große Mengen von Edelsteinen (Diamant, [* 22] Saphir, Hyacinth, Smaragd, [* 23] Beryll, Turmalin, Aquamarin, Topas, [* 24] Amethyst, Bergkristall, Karneol, Chalcedon, Onyx, Achat, [* 25] Jaspis etc.). Die bedeutendsten Fundorte sind die Bergwerke von Adolphowsk, Mursowsk, Schaitansk, Sarapul.
Von den vielen Mineralquellen sind die von Serainsk, Klutschewsk und Jelowsk hervorzuheben. Der Handel Perms ist blühend, besonders wichtig der Transithandel nach Sibirien. Hauptabsatzorte sind: Jekaterinenburg, Perm, Kamyschlow und Schadrinsk sowie die jährlich stattfindenden Jahrmärkte, deren über 180 sind, von denen der Irbitsche einen Umsatz von (1887) 50½ Mill. Rub. und der Iwanowsche im Kirchdorf Krestowskoje (Kreis Schadrinsk) einen von über 5 Mill. Rub. erzielen.
Die Zahl der Lehranstalten ist 1883 auf 773 mit 54,364 Schülern angegeben, darunter 750 Elementarschulen, 18 Mittelschulen
und 5 Fachschulen (ein geistliches Seminar und 4 Handwerkerschulen). Das Gouvernement wird in zwölf Kreise
[* 26] geteilt, von denen
fünf (Irbit, Jekaterinenburg, Kamyschlow, Schadrinsk und Werchoturje) am östlichen Abhang des Urals, also
in Asien,
[* 27] die übrigen sieben
(Krassno-Ufimsk, Kungur, Ossa, Ochansk, Perm, Solikamsk und Tscherdyn) am westlichen Abhang desselben
liegen. - Das Gebiet des jetzigen Perm war ehemals von den Permiern (s. d.) bewohnt und wurde von den Skandinaviern als Bjarma,
von den Byzantinern als Permia bezeichnet.
Die ältesten historischen Nachrichten über dasselbe gibt der Norweger Oter unter König Alfred im 9. Jahrh. Schon die Nowgoroder bezogen von dort Silber und erhoben daselbst seit dem 11. Jahrh. einen Tribut. Mit dem Fall Nowgorods 1471 kam an Moskau. [* 28] Im 15. Jahrh. wurden die dortigen Kupferminen von Deutschen entdeckt. Seit der Unterjochung Sibiriens im 16. Jahrh. entstanden hier russische Kolonien. Die größten Verdienste um die Hebung [* 29] der dortigen Montanindustrie erwarb sich die Familie Stroganow, welche schon im 16. Jahrh. den regelrechten Bergbau hier einführte; besondern Aufschwung erhielt derselbe durch die Entdeckung von Gold (1745) und Edelsteinen (1766). 1780 wurde die Statthalterschaft Perm gegründet und aus derselben 1796 das Gouvernement gemacht.
Vgl. Zerrenner, Erdkunde [* 30] des Gouvernements Perm (Leipz. 1853);
Ludwig, Geognostische Studien im Ural (Darmst. 1862);
Derselbe, Zur Paläontologie des Urals (Kassel [* 31] 1862).
Die gleichnamige Hauptstadt des Gouvernements, an der Kama und der Eisenbahn Perm-Jekaterinenburg, hat 14 Kirchen (darunter eine lutherische), ein Kloster, ein geistliches Seminar, ein Gymnasium für Knaben und eins für Mädchen, eine Realschule und (1885) 33,078 Einw. Sie besitzt rege Industrie, besonders in Eisen, Stahl, Leder, Ziegeln, Porzellan, Stricken, Branntwein, Zündhölzchen etc., lebhaften Handel (Ausfuhr von Talg, Metallen, Lichten; Einfuhr von Zucker, [* 32] Zeugen, Wein) und ist Stapelort für die auf den Flüssen herabkommenden Waren. 1723 wurde am Flüßchen Jagoshicha ein Kupferwerk erbaut, welches 1781 die Veranlassung zur Gründung der Stadt an dieser Stelle gab.