Titel
Bianchi
(spr. -ki) 1) Friedrich, Freiherr von, Herzog von Casalanza, österreich. General, geb. zu Wien, ward auf der Ingenieurakademie daselbst gebildet und machte schon 1788 als Ingenieuroffizier den türkischen Feldzug mit. Nachdem er sich in den Feldzügen von 1792 bis 1797, namentlich in den Niederlanden und in Italien, ausgezeichnet, wurde er als Major dem Erzherzog Ferdinand d'Este attachiert und 1804 Oberst und Regimentskommandeur. 1805 fungierte er als Generaladjutant des Erzherzogs Ferdinand, ward 1807 Generalmajor und leistete im Krieg von 1809 an der Spitze einer Brigade in der Schlacht bei Aspern und bei der Verteidigung des Preßburger Brückenkopfes ausgezeichnete Dienste.
Zum Feldmarschallleutnant befördert, machte er unter Schwarzenberg den russischen Feldzug mit, zeichnete sich 1813 als Befehlshaber einer Division bei Dresden, Kulm und Leipzig aus und führte 1814 im südlichen Frankreich den rechten Flügel der österreichischen Südarmee. 1815 gegen Murat nach Italien entsandt, schlug er diesen bei Tolentino entscheidend, zersprengte das neapolitanische Heer vollends und zog 22. Mai Neapel ein. Vom König Ferdinand IV. von Neapel zum Herzog von Casalanza erhoben, ward er nach dem zweiten Pariser Frieden in den Hofkriegsrat berufen. 1824 pensioniert, lebte er auf seinem Landgut Magliano bei Treviso, als die mailändische Revolution von 1848 ausbrach. Obwohl er sich völlig neutral verhielt, wurde er doch auf Befehl der provisorischen Regierung nach Treviso gebracht und erst zwei Monate später durch die Ankunft der Österreicher wieder befreit. Er starb zu Sauerbrunn bei Rohitsch. - Sein Sohn Friedrich, Freiherr v. Bianchi, geb. trat 1829 in die österreichische Armee, stand beim Ausbruch der Revolution von 1848 in Venedig als Oberst, focht 1849 unter Nugent in Italien bei Sona, Custozza und Volta, befehligte 1849 eine Brigade des 2. Armeekorps und trug bei Novara durch Tapferkeit und rasche Benutzung eines günstigen Moments wesentlich zum Sieg bei. Später befehligte er als Generalmajor eine Brigade in Ungarn, wurde 1854 Feldmarschallleutnant und Divisionär beim serbisch-banater Armeekorps, führte 1855-57 ein Kommando zu Jassy in der Moldau, nahm als Feldmarschallleutnant den Abschied und starb in Ems.
2) Nicomede, ital. Historiker, geb. zu Reggio in der Emilia, widmete sich zuerst medizinischen Studien, welche durch die Ereignisse von 1848, an denen er als Mitglied der provisorischen Regierung von Modena und Reggio sehr thätigen
mehr
Anteil nahm, unterbrochen wurden. Nachdem er infolge der Reaktion von 1849 ins Privatleben zurückgetreten, gab er sich ganz historischen Arbeiten auf dem Felde der modernen Geschichte hin. Er siedelte nach Piemont über, wo er zuerst Professor der Geschichte in Nizza, dann Studiendirektor am Turiner Nationalkollegium, endlich Vorstand des Liceo Cavour war. 1864 ernannte ihn der Unterrichtsminister Natoli zum Generalsekretär, 1871 ward er zum Oberdirektor der piemontesischen Archive ernannt.
Von Bianchis Schriften erwähnen wir: »Geografia storica comparata degli stati antichi d'Italia« (1850);
»I ducati Estensi« (Turin 1852);
»La storia della politica austriaca rispetto ai governi e ai sovrani italiani dal 1791 al 1857« (Savona 1854);
»Le memorie del generale Carlo Zucchi« (Mail. 1861);
»Il conte Camillo di Cavour« (Turin 1863);
»Storia documentata della diplomazia europea in Italia dal 1814 al 1861« (das. 1865-72, 8 Bde.),
eine reife Frucht langer Archivstudien;
außerdem schrieb er: »Carlo Matteucci e l'Italia del suo tempo« (das. 1874);
»Le materie politiche relative all' estero degli archivi di stato piemontesi« (Modena 1876);
»Storia della monarchia piemontese dal 1773 al 1861« (Turin 1877-84, Bd. 1-4; auf 8 Bde. berechnet);
»La politica di Massimo d'Azeglio dal 1848 al 1859. Documenti etc.« (das. 1884).
Auch gab er Cavours Briefe an den Marchese Emanuel d'Azeglio (Turin 1885) heraus.
3) Bianka (eigentlich Schwarz), Bühnensängerin, geb. zu Heidelberg, erhielt ihre Ausbildung vom Musikdirektor Wilczek daselbst und von Frau Viardot-Garcia in Paris auf Kosten des Hamburger Theaterdirektors Pollini, der sie für zehn Jahre engagierte. Nachdem sie für dessen Rechnung in London gesungen, nahm sie jedoch 1876, da sie den in ihrer Minderjährigkeit mit Pollini abgeschlossenen Vertrag nicht für bindend ansah, Engagement in Mannheim, später in Karlsruhe und wirkt seit 1880 mit großem Erfolg am Hofoperntheater zu Wien. Ihre Stimme ist ein hoher Sopran; die Nachtwandlerin gilt für eine ihrer vorzüglichsten Leistungen.