Bialowiczer
Heide (Bjelowejer Wald), ein mächtiges, 1224 qkm umfassendes Waldgebiet im russ. Gouvernement Grodno, Kreis [* 3] Prushany. Es bedeckt eine Hochebene, die im N. viele Sümpfe hat, und wird von den Flüssen Narwa, Narewka und Bialowicza durchströmt. Dieser Urwald, ehedem das beliebteste Jagdrevier der polnischen Könige, ist neben den ehemals Tyschkiewitschschen Wäldern gegen das Gouvernement Minsk hin die einzige Gegend Europas, in welcher noch Auerochsen (Wisents) anzutreffen sind, zu deren Erhaltung der Wald 1803 für unantastbar erklärt wurde; außerdem gibt es darin Bären, Wölfe, Luchse, wilde Schweine [* 4] und Elentiere.
Infolge der großen Jagden wurde die Zahl der Auerochsen so gering, daß man 1822 nur noch 350 Stück zählte; sie vermehrten sich jedoch unter sorgfältigem Schutz wieder stark. Die letzte Zählung von 1846 ergab 1018 Stück alte und 77 junge. Früher wurde das Töten eines Auerochsen sehr schwer bestraft; jetzt kostet es 150 Rubel. Die herrschenden Hölzer sind Nadelhölzer, [* 5] überwiegend Kiefern, die ⅔ des Waldes bilden, während auf die Rottanne ⅕ und auf die Eiche nur 1/30 kommt. Den Forstdienst besorgen etwa 80 im Wald angesiedelte Familien, die militärisch organisiert sind; jede Familie hat 43 Hektar Land von der Krone zur Bebauung. Daneben sind rings um den Wald noch 103 Familien zum Heumachen für die Auerochsen angesiedelt, wofür 545 Hektar Wiesen bestimmt sind. In der Mitte des Waldes liegt das Krondorf Bialowicza, an der Narewka, mit dem frühern Schloß des Königs August III. von Polen.