Bhil
,
stämmereiches Volk im Westen von Vorderindien, besonders verbreitet in Radschputana und über die Hügel der Satpura- und Windhyakette. Sie sind Reste der vorarischen Bevölkerung [* 3] Indiens und gehören der starken, kurzarmigen Abteilung der indischen Aboriginer an. Größe 1,675 m, Brustumfang ¶
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174 cm, Arm nicht so lang als beim Hindu, Kopf leicht dolichokephal, Gesicht [* 5] durch vorstehende Backenknochen gekennzeichnet. Mund groß, Lippe [* 6] dick und wollüstig, Zähne [* 7] stark, Nasensattel tief, Nase [* 8] selbst breit und dick, Haar [* 9] schwarz, gerade und lang, Bart stark entwickelt. Früher Herren der Ebene, sind sie schon von den ersten Ariern (vor Christi Geburt) zurückgedrängt worden und wurden mit Stiftung der südlichen Radschputenherrschaften im 10. u. 11. Jahrh. noch weiter eingedämmt.
Von den Hindu als unrein gemieden, ja wie ein wildes Tier gehetzt, flüchtet der in der Ebene vor dem Menschen, zeigt aber Mut
in seinen Bergen,
[* 10] deren natürliche Verteidigungsmittel er vortrefflich auszunutzen versteht. In den Verkehr
gezogen, z. B. als Rekrut der englisch-indischen Armee, zeigt sich der Bhil
der Kultur nicht unzugänglich; er nimmt sofort Kaste
wie Hindureligion an, hebt sich dadurch gesellschaftlich und wirtschaftlich. In ihrer Heimat leben die in ärmlichen, schmutzigen
Hütten;
[* 11] langes Wams und ein dickes Tuch um den Kopf bilden bei Männern, Rock und Gürtel
[* 12] bei Frauen den Anzug.
Jeder Bhil
lebt in Polygamie; die Frauen leben züchtig, verlassen aber den Mann, wenn ihn körperliches Gebrechen befällt. Die
Religion ist Geisterdienst. Nahrungsquellen sind Jagd, wobei man Bogen
[* 13] und Pfeil gebraucht, dann Ackerbau. Die Bhil
sind
die einzigen unter den indischen Aboriginern, die sich Häuptlinge geben; deshalb sind auch ihre Verwüstungen des Kulturlandes
schwerer, und eine Reihe von Expeditionen fand gegen sie statt, zuletzt 1883 in Zentralindien (Ali Radschpur). Die Gesamtzahl
aller Bhil
summiert sich zu 2-3 Mill.;
ihre Zählung erwies sich 1881 unmöglich.
Vgl. E. Schlagintweit, Indien (Leipz. 1881).