Beza
(de Bèze), Theodor, Genfer Reformator, aus adligem Geschlecht, geb. zu Vezelay in Nivernais, wo sein Vater Peter de Bèze Bailli war, lebte von seinem neunten Jahr an zu Orléans [* 2] und Bourges im Haus Melchior Volmars, eines deutschen Philologen, der ihn mit den Grundsätzen des Protestantismus bekannt machte. Nachdem er darauf die Rechte zu Orléans studiert hatte, lebte er in Paris [* 3] im Besitz zweier Pfründen ziemlich locker und verkehrte als eleganter und witziger lateinischer Dichter (»Poëmata juvenilia«, Par. 1548) in vornehmen Kreisen.
Diesem
Leben entsagte er nach innern
Kämpfen und schwerer
Krankheit, begab sich 1548 nach Genf,
[* 4] heiratete und trat zum
Protestantismus
über.
Zehn Jahre wirkte er dann als
Lehrer der griechischen
Sprache
[* 5] in
Lausanne
[* 6] und vollendete die von
Marot begonnene metrische
Übersetzung der
Psalmen, die, später modernisiert, dem
Kirchengesang der reformierten
Gemeinden in
Frankreich
zu
Grunde liegt.
Calvin leistete er wesentliche
Dienste
[* 7] durch seine polemischen
Schriften über
Prädestination und
Abendmahl,
teilte aber auch dessen
Ansicht über die Bestrafung der
Ketzer, wie er z. B. in seinem
Buch
»De haereticis a civili magistratu
puniendis etc.« (1554)
Servets
Hinrichtung zu rechtfertigen suchte. Er erwarb sich das Vertrauen der reformierten
Schweizer in einem so hohen
Grade, daß sie ihn 1557 und 1558 mehreren Gesandtschaften an die protestantischen
Fürsten
Deutschlands
[* 8] beiordneten, deren Fürsprache bei dem französischen
Hof die
[* 9] bedrohten
Waldenser in
Piemont schützen sowie die
Befreiung der
in
Paris verhafteten
Reformierten auswirken sollte.
Durch Calvin immer mehr der praktischen Theologie gewonnen, ging er 1558 nach Genf, ward als Prediger sowie als Professor der Theologie Calvins thätiger Gehilfe und trat für diesen gegen die Angriffe der Lutheraner Westphal und Tilemann Heßhusius in mehreren, zum Teil beißend ironischen Schriften 1559 und 1560 auf. Sein Talent zum Unterhandeln mit den Großen der Erde nahm die reformierte Kirche nun vielfältig in Anspruch. Nachdem er 1559 den König Anton von Navarra für die Reformation gewonnen, besuchte er 1561 auf dessen Verlangen mit Petrus Martyr Vermigli das berühmte Religionsgespräch zu Poissy, wo er mit Kühnheit und rhetorischer Gewandtheit die Sache der Reformation verteidigte.
Bei dem Kolloquium zu St.-Germain 1562 eiferte er gegen die Bilderverehrung und wirkte nach Ausbruch des Bürgerkriegs als Feldprediger im Gefolge des Prinzen Condé. Nach dem Vertrag von 1563 trat er in Genf wieder in seine Ämter ein und galt nach Calvins Tod 1564, dessen Nachfolger als Präsident des Konsistoriums er war, als der erste Theolog dieser Kirche. 1571 nahm er an der allgemeinen Nationalsynode französischer Reformierten zu Nîmes teil. 1585 maß er sich bei dem Religionsgespräch zu Mömpelgard mit dem württembergischen Theologen Jakob Andrea, der lutherischen Ansicht von der Ubiquität des Leibes und Blutes Christi entgegentretend.
Nachdem 1588 seine erste
Gattin,
Claude Desnoz, gestorben, heiratete der 69jährige, immer noch rüstige
Greis eine zweite
Frau,
die verwitwete Genuesin
Katharina del
Piano, die sorgsame Pflegerin seines
Alters. Nachdem er schon 1580 vom Vorsitz im
Konsistorium
zurückgetreten war, legte er 1598 sein Lehramt, 1600 sein Predigtamt nieder.
Franz von Sales suchte ihn
vergeblich zur Rückkehr in den
Schoß der katholischen
Kirche zu bewegen. Als die
Jesuiten 1597 aussprengten, Beza
sei gestorben
und habe sich noch vor seinem Ende zum katholischen
Glauben bekannt, schrieb er dagegen ein Spottgedicht. Beza
starb 1605. Von
seinen schriftstellerischen Werken sind zu erwähnen außer den kritischen
Ausgaben des
Neuen
Testaments,
zu welchen er neue
Handschriften verglich, mehrere »Dialogi de praedestinatione, de coena sacra
contra
Io. Westphalium, Tilemannum Heshusium, Castellionem etc.«, voll beißenden
Spottes und ungebändigter
Laune; »Icones
virorum illustrium, cum emblematibus« (Genf
1580; in französischer Bearbeitung von Goguel, Straßb.
1858);
»Vita Calvini« (1575; neue französische Bearbeitung von
Franklin, Genf
1864; vor: »Calvini epistolae
et responsa«). Ein Teil von Bezas
Schriften ist gesammelt in
»Th. Bezae
tractatus theolog.« (1582, 3 Bde.). Ihm
schreibt man auch zu die wichtige Quellenschrift
»Histoire ecclésiastique des églises réformées au royaume de
France, depuis
l'an 1521 jusqu'en 1563« (Genf
1580, 3 Bde.;
Ausg. von
Cunitz, Par. 1883 f.).
Vgl.
Baum,
Theodor Beza
, nach handschriftlichen
Quellen dargestellt (Berl. 1843-51, 2 Bde.);