Betschuānen,
ein den
Kaffern verwandter Ba
ntustamm, der im allgemeinen die
Länder zwischen dem
Damara- und Großnamalande
und dem Drakengebirge und seinen nördl.
Ausläufern, zwischen dem
Sambesi und dem
Oranjefluß, doch unvermischt nur
Britisch-Betschuanenland,
das nördlich anstoßende
Reich Khamas und das Ba
sutoland bewohnt. Die Gesamtzahl der Betschuanen
dürfte auf 800000
zu veranschlagen sein. Da sie sich über eine
Fläche von mindestens 1 Mill. qkm verteilen, stellen sie eine äußerst weitzerstreute
Bevölkerung
[* 2] dar, ein
Faktor, der ihre kulturelle wie polit.
Entwicklung wesentlich beeinträchtigte. Von allen Gruppen der Kaffernvölker sondern sie sich am wenigsten scharf von den Bewohnern der Äquatorialgegenden ab. Die Hautfarbe ist dunkler als bei den Zulu, die Gesichtszüge variieren zwischen den plumpsten negerhaften und dem verfeinerten nub. Typus; die Muskulatur ist nur wenig entwickelt. Sie fügen sich mit Schmiegsamkeit den Forderungen und Gewohnheiten der Europäer. Die Missionare fanden unter ihnen die gelehrigsten Schüler.
Ihre Haupttracht ist der «Karoß», ein Fell um die Schultern; außerdem Ringe aus Metall, Elfenbein und Leder. Die Wohlhabenden kleiden sich europäisch. Die beliebteste Waffe ist der Speer; außerdem führen sie Streitaxt und Dolchmesser. Die Hütten [* 3] sind kreisförmig angelegt; das kegelförmige Dach [* 4] senkt sich bis nahe an den Boden herab und bildet so einen schattigen Gang [* 5] um das Haus. In einzelnen Gegenden wohnen die in großen Ortschaften zusammen, die bis zu 15000 Menschen bergen.
Viehzucht
[* 6] ist die Grundlage des Lebens und der
Ernährung aller Betschuane
nstämme; mit dem
Ackerbau beschäftigen sie sich
wenig. Die Betschuanen
zerfallen in
Ost- und Westbetschuanen.
Zu erstern gehören die
Basuto (s. d.) im Ba
sutoland,
die Eingeborenen und die kleinern
Stämme der Ba
tlaka, Bamapela, Bapedi u.s.w. in den beiden Republiken der
Boers, endlich
die früher am
Sambesi mächtigen
Makololo (s. d.);
zu den Westbetschuanen:
die Ba
tlapi und Batlaro (12000) westlich vom Hartfluß,
mit der Hauptstadt
Kuruman;
die Ba
rolong (15000) am Molopo unter dem Häuptling Mankuruane in Mafeking;
die Ba
ngwaketsi und Bakwena (50000) am Notwani mit dem Hauptort Molopolole, früher Kolobeng, einst unter dem zum
Christentum
bekehrten und durch Livingstone berühmt gewordenen Häuptling Setscheli, die Bamangwato (40000), zwischen dem
Ngamisee und
dem obern
Limpopo, westlich von den Matabele, unter dem getauften Fürsten Khama, dem Nachfolger Sekomis,
mit der etwa 20000 E. zählenden Hauptstadt Palapje (früher Schoschong);
die
Ba-kalahari (s. d.) vermischt mit
Buschmännern
in der Kalahari
wüste. –
Vgl. Fritsch, Die Eingeborenen Südafrikas (Bresl. 1873);
Ratzel, Völkerkunde, Bd. 1 (2. Aufl., Lpz. 1894).