Bethmann,
eine angesehene Familie zu Frankfurt a. M., die aus Niedersachsen stammt und deren Vorfahren seit 1416 in Goslar nachweisbar sind. Dort gehörte die Familie seit dem Beginn des 16. Jahrh. zu den ratsfähigen Geschlechtern und zu den Mitgliedern der ersten Gilde. Ein Angehöriger dieser Familie, Konrad V. (geb. zu Goslar, gest. zu Mainz), war Münzmeister in Diensten der Fürstin von Nassau-Holzappel, des Deutschen Ordens in Friedberg in der Wetterau und des Kurfürsten von Mainz.
Sein Sohn, Simon Moritz Bethmann, fürstl. nassauischer Amtmann, geb. und gest. hinterließ vier Kinder: Johann Philipp, Johann Jakob, Katharina Elisabeth und Simon Moritz, die alle beim Ableben des Vaters noch sehr jung waren. Ihr Oheim von mütterlicher Seite, der in Frankfurt lebende, sehr vermögende Handelsherr Jakob Adami (geb. nahm sich der Knaben an und ließ ihnen eine sorgfältige Erziehung geben. Der älteste, Johann Philipp Bethmann, geb. wurde von Adami frühzeitig in dessen damals schon blühendes Handelsgeschäft aufgenommen und endlich durch testamentarische Verfügung mit seinen Geschwistern zum Erben des Oheims eingesetzt. Nach dem Tode desselben führte Johann Philipp die Handlung noch einige Zeit unter dem Namen Jakob Adami fort.
Als er aber sodann seinen jüngsten Bruder Simon Moritz, geb. gest. 1782, als Teilhaber aufnahm, gaben beide mit dem ihrer Handlung die Firma Gebrüder Bethmann. Der andere Bruder, Johann Jakob, geb. etablierte sich in Bordeaux. Den Brüdern Johann Philipp und Simon Moritz gelang es, ihren Geschäften einen außerordentlichen Aufschwung zu geben und den großen Wohlstand ihrer Familie zu begründen. Johann Philipp Bethmann, kaiserl. Rat und Bankier, starb Sein einziger Sohn, Simon Moritz Bethmann, geb. wurde nun Chef der Handlung, die durch die stets wachsende Ausdehnung ihrer Bankgeschäfte sowie durch die Negotiierung großer Anleihen für Österreich, Dänemark u. s. w. ihren höchsten Flor erreichte und ihren Ruf nach allen Weltgegenden verbreitete.
Simon Moritz wurde vom Kaiser Franz von Osterreich 1808 in den Adelstand erhoben und vom Kaiser Alexander von Rußland zum Generalkonsul und Staatsrat ernannt. Er war ein Wohlthäter der Armen, ein Beförderer der Künste und Wissenschaften, vor allem aber seiner Vaterstadt Frankfurt ein weiser Berater und werkthätiger Beschützer. Er starb Seine Witwe, Luise Friederike Boode, aus einer angesehenen holländ. Familie (geb. verband sich in zweiter Ehe 1828 mit Matthias Franz Borgnis, nachherigem Associé der Gebrüder Bethmann. Von seinen drei Schwestern, die ihn sämtlich überlebten, ist zu erwähnen Susanna Elisabeth (geb. gest. vermählt 1780 mit Joh. Jak. Hollweg (geb. gest. Associé von Gebrüder Bethmann, der Namen und Wappen der Familie annahm und Stifter der Linie Bethmann-Hollweg wurde.
Der älteste Sohn Simon Moritz B.s, Philipp Heinrich Moritz Alexander Freiherr von Bethmann, geb. gest. war früher königlich preuß. Generalkonsul und wurde in den erblichen bad. Freiherrenstand erhoben. Dessen ältester Sohn Simon Moritz, geb. ist jetzt Chef der Familie und des Bankhauses. Zu der Bethmannschen Villa vor dem Friedberger Thore zu Frankfurt, welche im Innern geschmackvoll eingerichtet und mit Kunstschätzen aller Art ausgeschmückt ist, gehört das sog. Museum, und in diesem steht die berühmte Ariadne, auf dem Panther reitend, von Dannecker in Marmor ausgeführt.