Titel
Bethmann,
1) angesehenes Bankierhaus in Frankfurt a. M., dessen Vorfahren, aus den Niederlanden zur Zeit der Religionsverfolgungen vertrieben, sich indem Städtchen Nassau bei Frankfurt niedergelassen hatten. Simon Moritz Bethmann, geb. gest. als fürstlich nassauischer Amtmann, hinterließ vier Kinder, welche ihr Oheim, der Frankfurter Handelsherr Jakob Adamy, geb. zu sich nahm und erziehen ließ. Der älteste Sohn, Johann Philipp Bethmann, geb. wurde von Adamy frühzeitig in sein damals schon blühendes Handelsgeschäft eingeführt und zum Erben desselben eingesetzt. Derselbe führte nach Adamys Tod das Geschäft noch einige Zeit unter der alten Firma fort und nahm 1748 seinen jüngsten Bruder, Simon Moritz Bethmann (geb. gest. 1782), als Kompagnon auf.
Das Geschäft blüht seitdem unter der Firma Gebrüder und nahm unter der Leitung der beiden rührigen Brüder einen großen Aufschwung. Johann Philipp Bethmann starb als kaiserlicher Rat worauf sein einziger Sohn, Simon Moritz Bethmann, geb. Chef des Hauses wurde, das durch die stets wachsende Ausdehnung seiner Bankgeschäfte sowie durch die Negoziation großer Anleihen für Österreich, Dänemark etc. zu immer höherm Flor gelangte. Simon Moritz Bethmann, welcher sich durch seinen Sinn für Kunst und Wissenschaft besonders auszeichnete, ward vom Kaiser Franz I. von Österreich in den Adelstand erhoben und vom Kaiser Alexander I. von Rußland zum Generalkonsul und Staatsrat ernannt; er starb Ihm folgte sein ältester Sohn, Philipp Heinrich Moritz Alexander von Bethmann, geb. gest. welcher 1854 in den badischen Freiherrenstand erhoben wurde.
Gegenwärtiger Chef des Hauses ist dessen Sohn Simon Moritz, geb. Susanna Elisabeth Bethmann, Tochter des kaiserlichen Rats Joh. Philipp Bethmann (geb. 1763, gest. 1831), war vermählt mit Joh. Jak. Hollweg (geb. 1748, gest. 1808), Associé von Gebrüder Bethmann, der das Bethmannsche Wappen annahm und Stifter der Linie Bethmann-Hollweg wurde. Die Bethmannsche Villa vor dem Friedberger Thor in Frankfurt, reich an Kunstschätzen aller Art, enthält das sogen. Bethmannsche Museum mit dem berühmten Danneckerschen Kunstwerk: Ariadne als Bakchosbraut auf dem Panther reitend (Ariadne auf Naxos).
2) Friederike Auguste Konradine, eine der größten deutschen Schauspielerinnen, geb. zu Gotha als Tochter des herzoglichen Beamten Flittner. Durch ihren Stiefvater, den Schauspieldichter Großmann, kam sie zur Bühne, auf der sie sich 1779 zuerst versuchte. Anfangs widmete sie sich lediglich der Oper, ging aber bald zum Schauspiel über und glänzte in muntern und naiven ebenso wie in hochtragischen Rollen. Zu Mainz 1785 mit dem berühmten Komiker Unzelmann verheiratet, folgte sie demselben 1788 nach Berlin und ward hier bald ein Liebling des Publikums. 1803 ließ sie sich von Unzelmann scheiden und heiratete den Schauspieler Bethmann (s. unten). Noch im vollen Besitz ihres Talents und Ruhms, starb sie in der Nacht vom 15. zum in Berlin. Sie gehörte unter die seltenen Erscheinungen des deutschen Theaters, deren Talent sich allseitig entwickelt hatte; in der Oper glänzte sie bis 1796 durch eine liebliche Stimme und seelenvollen Vortrag, im Schauspiel durch Lebensfrische,
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natürliche Grazie und Schalkhaftigkeit, in der Tragödie durch Würde, wahrhaft poetische Auffassung und großartige Durchführung der darzustellenden Charaktere. Von der Fanchon und der Gurli bis zur Maria Stuart und der Lady Macbeth hinauf bewährte sich ihre glänzende Begabung. In der Deklamation, besonders der Verse, die vom feinsten rhythmischen Gefühl getragen war, hat wohl keine Künstlerin sie übertroffen. Von Statur war sie klein, auch nie eigentlich schön von Gesicht. Sie bekam früh eine gelbliche Gesichtsfarbe und einen ziemlichen Kropf, dabei war ihre Stimme keineswegs groß oder machtvoll; doch wußte sie dieselbe so glücklich zu gebrauchen und so hinreißend zu erscheinen und zu spielen, daß sie stets die Zuschauer entzückte. - Ihr zweiter Gatte, Heinrich Eduard Bethmann, geb. 1774 zu Rosenthal bei Hildesheim, betrat die Bühne zuerst 1792 bei der Bossanschen Gesellschaft, ward 1794 in Berlin angestellt, wo er in Liebhaberrollen großen Beifall erntete, übernahm 1824 die Regie des Königsstädter, dann nacheinander die Direktion des Aachener und Magdeburger Theaters und leitete später eine reisende Gesellschaft in Sachsen. Er starb in Halle.