Bethlehem
(»Haus des Brotes«), kleine Stadt Palästinas im Stamm Juda, 8 km südlich von Jerusalem, durch König Rehabeam befestigt, berühmt als Geburtsort König Davids und Jesu Christi. Der Ort, jetzt Bet-Lach'm genannt, liegt 772 m hoch aus zwei durch einen Sattel verbundenen Hügeln und erscheint dem heutigen Reisenden als ein wirrer Haufe von Hütten und Häusern mit platten Dächern zwischen terrassenförmig angelegten Gärten. Er erlitt mehrfache Zerstörungen, so 1099 durch die Sarazenen, 1244 und 1489 durch die Charesmier. Die Einwohner, meist griechische, armenische und lateinische Christen nebst einigen Protestanten und mohammedanischen Arabern (der Scheich ist ein Moslem), zusammen etwa 5000, nähren sich von Oliven- und Weinbau und der Verfertigung von Rosenkränzen, Kruzifixen etc. aus Holz, Perlmutter, Korallen, Asphalt und Dattelkernen. Über der Stelle, wo nach der Tradition der Heiland geboren ward (eine Grotte), steht ein festungsartiges Klostergebäude, das in drei Einzelklöster (der Lateiner, Griechen und Armenier) zerfällt, mit einer großen Kirche von der Form eines Kreuzes. Letztere, ein altehrwürdiges Gebäude, das als Probe ältesten christlichen Kirchenbaues hohes Interesse einflößt, ist der heil. Maria zur Krippe (Sta. Maria de praesepio) gewidmet und wurde angeblich 330 auf Befehl der Kaiserin Helena erbaut, von Justinian (527-565) stark restauriert, 1169 mit Mosaik ausgeschmückt, 1482 vom Herzog Philipp von Burgund und König Eduard von England mit einem neuen, in Venedig gefertigten Dachstuhl versehen. Die Hauptabteilung, auf 48 korinthischen Marmorsäulen in vier Reihen ruhend, haben die Armenier inne; eine andre Abteilung gehört den Griechen, eine dritte den Lateinern. Jede dieser Parteien hat einen besondern Gang zu der Heiligen Grotte, die unter dem Hochaltar sich befindet und stets durch 32 Lampen, verschieden nach Wert und Schönheit, erleuchtet ist. Dieselbe ist ganz mit geglättetem braunen Marmor überkleidet, in welchem ein eingelassener silberner Stern die Stätte bezeichnet, wo Christus geboren und in die Krippe gelegt worden sein soll. In einer ausgehauenen Nische steht ein weißer Marmoraltar, in Gestalt einer Wiege ausgehöhlt, zur Bezeichnung des Ortes, wo die Magier das Jesuskind anbeteten. Die Grotte ist 12,4 m lang, 3,9 m breit und 3 m hoch. Eine andre Grotte wird als die des heil. Hieronymus gezeigt, in welcher er die Vulgata übersetzt haben und neben dem Kirchenhistoriker Eusebius begraben liegen soll. Außerdem hat die Sage noch viele Orte in der Nähe Bethlehems geheiligt. 200 Schritt davon zeigt man die Milchhöhle, in welcher sich Maria vor der Flucht nach Ägypten verborgen gehalten haben soll. Sie besteht aus einer kreideartigen Steinmasse, welcher der Aberglaube Wunderkraft zuschreibt: die Pilger versäumen es daher nie, einige Stücke des sich leicht lösenden Steins mitzunehmen, wodurch die Grotte sich immer mehr erweitert. Auf dem Wege nach Jerusalem wird ein mit großen Felsblöcken umgebener Brunnen als die Stelle genannt, wo die Magier nach ihrer Unterredung mit Herodes den Stern wieder erblickten. Links von der Straße, 1 km von Bethlehem, ist das angebliche Grab der Rahel, der Mutter Josephs und Benjamins; die Mohammedaner, denen dieser Ort ebenfalls heilig ist, haben darüber eine Kapelle mit einer Kuppel erbaut. Südöstlich von Bethlehem öffnet sich ein Wiesenthal mit grünen Eich- und Terebinthenbäumen, das man als den Aufenthalt der Hirten bezeichnet, als ihnen die Engel die Geburt des Heilandes verkündigten. Die Stelle, wo dies geschehen sein soll, ist ummauert und mit Ölbäumen bepflanzt; in der Mitte befindet sich eine Höhle, in die 21 Stufen hinabführen. Dabei Ruinen der Kirche »Gloria in excelsis«. Nach der Sage baute Abraham dem Herrn hier einen Altar, und Jakob wohnte nach seiner Rückkehr aus Mesopotamien daselbst; auf den umliegenden Feldern weidete David als Knabe die Herden seines Vaters. Auf dem Wege nach Hebron, 6 km von Bethlehem, liegen die drei großen Teiche Salomos (Pred. Sal. 2, 4-6), in Felsen gehauen und durch Kanäle miteinander verbunden. Die Hauptquelle ist verschlossen und heißt der Versiegelte Brunnen (Hoheslied 4, 12). Ein Teil des Teichwassers wurde früher nach Jerusalem geleitet, ein andrer bewässert ein schmales, tiefes Felsenthal, den Verschlossenen Garten, angeblich einen der Lustgärten Salomos. Überhaupt ist die ganze Umgegend Bethlehems verhältnismäßig wasserreich und erscheint daher äußerst fruchtbar; Feigen, Trauben, Oliven, Sesam und Korn gedeihen in vortrefflicher Fülle.
Im Biblische Real- und Verbal-Handkonkordanz, 1890
Bethlehem
Brodhaus. I) Eine Stadt im Stamm Juda, so genannt, weil in dasiger Gegend viel Getreide wuchs, und Christus, das Brod des Lebens, dann geboren wurde. Sie lag anderthalb Meilen von Jerusalem, und wird auch Bethlehem Juda genannt, 1 Sam. 17, 12. Robinson II. 377-384. Es ist 2 Stunden oder 6 römische Meilen von Jerusalem entfernt. «Bethlehem ist ein gefeierter Ort im A. T. als der Geburtsplatz Davids, und im N. T. als der von dem erhabenen Nachkommen Davids, Christo, dem Heiland der Welt. Welch ein mächtiger heilbringender Einfluß hat sich von diesem kleinen Flecken über das menschliche Geschlecht für Zeit und Ewigkeit ausgebreitet! Es ist unmöglich, der Stelle zu nahen, ohne ein tief ergreifendes Gefühl, das durch diese heilig-erhabenen Erinnerungen geweckt wird. Die Legenden und Kindereien klösterlicher Ueberlieferungen mögen ohne Weiteres unbeachtet bleiben; es ist genug, zu wissen, daß dies Bethlehem ist, wo JEsus der Erlöser geboren wurde. Eine Generation nach der andern ist zwar seit dieser Zeit dahin gestorben, und ihre Stätten wissen nichts mehr von ihnen; achtzehn hundert Jahre hat die Erde jetzt ihren grünen Teppich erneuert und ihn wieder dahin schwinden sehen; doch der Himmel und die Felder, die Felsen und die Hügel und die Thäler ringsum blieben unverwandelt, und sind noch dieselben, wie damals, als die Klarheit des HErrn die Hirten umstrahlte, und der Gesang der Menge der himmlischen Heerschaaren in den Bergen wiederhallte.» Luc. 2, 14. Robinson S. 384.
Hieß ehedem Ephrata, 1 Mos. 35, 19. c. 48, 7. Mich. 5, 1.
War Davids Geburtsstadt, 1 Sam. 17, 12.
Elimelechs, Ruth 1, 1.
Boas, c. 2, 4.
Hatte einen Brunnen unterm Thor, woraus die 3 Helden Davids mit Lebensgefahr Wasser holten, 2 Sam. 33, 15.
Dahin reiset Joseph mit Maria, Luc. 2, 4.
Da wird Christus geboren, ib. v. 6. 7. Joh. 7, 42.
Herodes ließ alle Kinder da tödten, Matth. 2, 16.
Und du Bethlehem Ephrata, die du klein bist unter den Tausenden in Juda (2 Mos. 18, 21. 4 Mos. 1, 16. c. 31, 5. Jos. 22, 14. Richt. 6, 15. 1 Sam. 10, 19. c. 23, 23.). aus dir soll mir der kommen, der in Israel HErr sei, welches Ausgang vom Anfang und von Ewigkeit her gewesen (vergl. Esa. 43, 13. Ps. 93, 2.). ist, Mich. 5, 1. Matth. 2, 6.
§. 2. Es wird durch die Anführung des Spruchs Micha im N. T. die Schrift gar nicht verstümmelt, wie Juden und Papisten vorgeben; und ist zwischen Micha und Matthäus kein Widerspruch; indem jener die äußere Geringheit Bethlehems aussagt; dieser dieselbe an sich auch nicht leugnet; nur hinzufügt, daß es durch die Geburt des Messias vor allen Städten ausgezeichnet sei.
§. 3. II) Eine Stadt im Stamm Sebulon, 18 Meilen von Jerusalem gegen Norden, Jos. 19, 15.
§. 4. III) Ist es auch ein Mannsname, nämlich eines Sohnes Salmas, 1 Chr. 2, 51. 54. c. 4, 4. Esr. 2, 21.